In Erlangen beispielsweise stieg die Zahl der Wohnungseinbrüche im letzten Jahr um fast ein Drittel (29 Prozent), der Landkreis verzeichnete sogar eine Zunahme um sage und schreibe 43,6 Prozent. Gleichzeitig blieb die Aufklärungsquote bei Einbrüchen auf einem traurig niedrigen Niveau, das allerdings deutschlandweit: Über 80 Prozent der Fälle werden nicht aufgeklärt. Manches Opfer weiß von resignierten Polizeibeamten zu berichten, die Einbrüche so leidenschaftlich abarbeiten wie Fahrraddiebstähle.
Dabei tun Einbrüche den Opfern wirklich weh. Neben materiellen Verlusten (mit durchschnittlich 3050 Euro pro Einbruch für die Versicherer so hoch wie nie zuvor) haben sie auch ganz erhebliche ideelle und teils sogar psychologische Schäden zu beklagen. Denn ein solcher Angriff verletzt die persönliche Intimsphäre, den individuellen Schutz- und Rückzugsraum. »Nach einem Wohnungseinbruch fühlt man sich ja in seinen eigenen vier Wänden nicht mehr sicher «, sagt zum Beispiel der Erlanger Kriminaloberkommissar Udo Winkler. Winkler und seine Kollegen erläutern deshalb immer wieder in Vorträgen, wie man sich wirksam vor Einbrüchen schützen kann. Denn schon kleine Maßnahmen, die den Einbrechern ihr Werk erschweren, können Hab und Gut und Seelenruhe schützen. Immerhin 43 Prozent der Einbrüche bleiben im Versuchsstadium, weil eingebaute Sicherungstechnik die Ganoven am Weitermachen hindert. Nach fünf Minuten brechen die meisten Übeltäter ihr kriminelles Tun meist ab.
Um herauszufinden, wie man vorhandene Schwachstellen und Sicherheitslücken rund ums Eigenheim oder die Mietwohnung im Mehrfamilienhaus beseitigt, bieten Winkler und seine Kollegen eine individuelle Beratung an – genau übrigens wie in anderen Regionen. Sie dauert rund zwei Stunden und ist komplett kostenfrei. Ist der Termin vereinbart, inspizieren die Beamten die jeweilige Beleuchtungssituation vor Ort und schauen sich die Haustürbeschläge und -schlösser genauestens an. Auf der Basis ihrer kleinen Expertise geben sie den Eigentümern oder Mietern dann wertvolle Tipps.
Allerdings helfen die besten Einbruchsicherungen nichts, wenn Leichtsinn und Gedankenlosigkeit dem gemeinen Dieb in die Hände spielen. »Ein gekipptes Fenster ist ein offenes Fenster«, klärt der Kriminaler auf. Mit ein paar Utensilien, die man in jedem Baumarkt kaufen kann, demonstriert der Beamte in seinem Beratungsbüro in der Erlanger Polizeiinspektion in der Schornbaumstraße, wie verblüffend einfach man ein gekipptes Fenster »knacken« kann. Gut, wer dann zum Beispiel einen abschließbaren Fenstergriff hat. Ob Fenster-, Terrassen- oder Balkontüren: Oft genügt ein simpler Schraubendreher zum Aufhebeln.
Senioren empfiehlt Winkler zum Beispiel sogenannte Fallenriegelschlösser. Bei diesen Schlössern fährt beim Schließen der Tür der Riegel automatisch vor, zum Öffnen muss man nur die Klinke niederdrücken. Die Bauart gilt als relativ komfortabel, da man seine Gewohnheiten nicht ändern müsse.
Da es meist teuer ist, Fenster komplett auszutauschen, rät Winkler zu »einbruchhemmenden« Nachrüstsätzen, die auf der Innenseite des Fensters angebracht werden. Doch auch hier gilt es, genau abzuwägen: »Nicht alles, was eine Firma auf den Markt wirft, ist auch geprüft und zertifiziert.«
Man kann alternativ an Fenstern aber auch die Beschläge austauschen lassen und die Fenster mit einer »Pilzkopfverriegelung« versehen. Wer nicht sicher ist, an welchen Handwerksbetrieb er sich wenden soll, dem überreicht Winkler eine umfangreiche Liste mit Firmen, die vom Bayerischen Landeskriminalamt zertifiziert sind und mit »mechanischen Sicherheitseinrichtungen« umzugehen wissen.
Mieter und Hausbesitzer werden meist erst dann aktiv und kümmern sich um die Sicherheitstechnik, wenn es sie einmal »erwischt« hat – oder wenn der Ruhestand beginne. Häufig unterschätzten Bewohner oft ihren Besitz nach dem Motto »Bei mir ist doch nichts holen«. Ein Argument, dass die meisten Diebe kaum interessiert. Erstens wissen sie das vorher nicht. Und zweitens lässt sich fast alles irgendwie noch zu Geld machen.
Ilona Hörath
Foto: Mile Cindric