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Theaterstück zum Thema Pflege in Erlangen

Gespräche mit vielen Menschen gehören für Regisseurin Dorothea Schroeder zum Produktionsprozess.

Gestorben wird auf der Theaterbühne schon immer, oft in einem dramatischen Schlussakt, nach dem der Vorhang fällt. Weitaus seltener ist auf der Bühne zu sehen, was dem Tod vorausgeht: eine immer größer werdende Pflege- und Hilfsbedürftigkeit, eine tödliche Krankheit und Angehörige, die mit der Situation überfordert sind, oder Ärzte, die das Leiden nicht lindern können und zwischen medizinisch Machbarem und moralisch Vertretbarem stehen.

Mit diesen schwierigen Themen setzt sich nun das Theater Erlangen auseinander. So erarbeitet die Bürgerbühne unter ihrer Regisseurin Dorothea Schroeder ein Stück, das noch im Werden ist und den vorläufigen Arbeistitel trägt »Mit der Bürgerbühne durch die Pflegelandschaft«. »Es ist keine leichte Kost«, kündigt Schroeder an, »aber es gibt auch Szenen, bei denen manche schmunzeln werden, weil sie sofort wissen, worum es geht.« Und weil wohl wirklich jeder von Krankheit und Tod im Familien- oder Freundeskreis irgendwann einmal betroffen ist, beziehen die Verantwortlichen auch möglichst viele Menschen von außerhalb des Theaters in dieses Projekt mit ein. 

Knapp zehn Frauen und Männer übernehmen auf der so genannten Bürgerbühne die Rollen; es sind keine professionellen Schauspieler, sondern Interessierte, die gerne schauspielern und bei der Bürgerbühne öfter mitmachen. Es sind aber auch Neulinge darunter, die sich gerade von der Pflege-Idee angesprochen fühlten. Ausgesucht wurden die Darstellerinnen und Darsteller unter anderem von Spielleiterin Schroeder selbst, die für das Theater Erlangen dieses ungewöhnliche Werk konzipiert und umsetzt. Vor allem seit der Corona-Pandemie treiben die 49-Jährige existenzielle, auch ethische Fragen von Krankheit, Leid, Sterben und Tod um. 

Szenen aus dem Alltag

Für die Theatermacherin aus Augsburg gehören in die Betrachtung auch die verschiedensten Angebote und Institutionen: etwa Seniorenheime, Einrichtungen für Menschen mit Handicap, ambulante Pflegedienste, Kinderkliniken, Krankenhäuser mit Palliativstationen und auch Hospizhäuser. All diese Perspektiven wollen sie und ihr Team bei den Aufführungen zeigen und andeuten. Das geht am eindringlichsten und ehrlichsten, wenn man sich Erfahrungen und Expertise von Betroffenen und Fachleuten holt. Das hat Schroeder getan: Seit Anfang 2023 führte sie Interviews, unter anderem mit Medizinern, ausgebildeten Sterbebegleitern, Patientenfürsprechern, professionell und ehrenamtlich Pflegenden sowie Angehörigen.

Diese Berichte fließen mit ihren unterschiedlichen Blickwinkeln in die Szenen ein, die am 17. Juni 2023 erstmals zur Aufführung kommen. Dabei spielt für die Theaterfrau zum einen der aufklärerische Gedanke eine Rolle, wenn sie Teile der gesammelten Informationen weitergibt. Zum anderen hat sie noch ein übergeordnetes Ziel: »Wir wollen zeigen, dass Krankheit und Tod zum Leben gehören, mit all ihren Facetten. Es soll auch nicht nur das zu sehen sein, was man ohnehin kennt.« Sondern auch, wie Schroeder es formuliert, »die Schönheit der Pflege«. Dabei schöpft die Regisseurin auch aus ihrem eigenen Leben: »Meine Mutter lag im Pflegeheim, und da habe ich gemerkt: Dort sind Menschen beschäftigt, die ihre Arbeit lieben; es gab für diese auch mal eine Motivation, diesen Beruf zu ergreifen, und das sicherlich nicht, um viel Geld damit zu verdienen.«

Mit dem Theaterbus auf Tour

Da die Bürgerbühne generell und auch gerade mit diesem Pflege-Stück möglichst viele Menschen erreichen soll, finden die Aufführungen nicht im Theater statt, sondern außerhalb. Dazu fährt der eigene Theaterbus geeignete Einrichtungen in den Stadtteilen an oder in ihrer Nähe; so kann Schroeder sich beispielsweise vorstellen, das Stück an einem Standort des Universitätsklinikums zu präsentieren. »Wir spielen im Bus und im Stadtraum«, sagt die Regisseurin, »auch das ist das Besondere daran.« 

Für Schroeder passt das Sujet ins Schauspiel: »Leid und Krankheit haben zu wenig Platz in unserer Gesellschaft, da kann man zur Auseinandersetzung damit mal das Theater nutzen. Der Raum ist nicht medizinisch und kirchlich geprägt, sondern neutral.« 

Text: Sharon Chaffin
Foto: Mile Cindric

Information

Karten für das Pflegestück ab 17. Juni gibt es ab sofort beim Theater Erlangen an der Tageskasse (Theaterstraße 1) bzw. online unter www. theater-erlangen.de sowie bei allen bekannten Vorverkaufsstellen. 

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