Einsamkeit hat bekanntlich viele Namen. Inzwischen ist ein neuer hinzugekommen: Elon Musk.
Nachdem ich schon im echten Leben kaum noch Leute treffe, droht mir dank Musk nun auch der sozial-mediale Lockdown. Bei Facebook und Instagram hat mich bereits die Datenkrake Zuckerberg vertrieben. Tiktok gehört einer obskuren chinesischen Firma, und außerdem bin ich dafür irgendwie zu alt. So blieb mir nur noch Twitter. Als jedoch Tesla-Chef Musk die Übernahme angekündigt hatte, war es auch da vorbei mit dem Frieden. Darf ich dort künftig Negatives über reiche Oligarchen schreiben? Darf ich noch über E-Autos ablästern? Muss ich gar Donald Trump mögen?
Da traf es sich gut, dass bei Twitter auch andere die Flucht ergreifen wollten und mir Mastodon empfahlen. Die Plattform sei wie Twitter, nur besser, werbefrei und dezentral aufgebaut, weshalb sie nicht von einem »reichen Sack« dominiert werden könne. Das leuchtete mir ein.
Leider gestaltete sich die Anmeldung dann um einiges schwieriger als von Twitter, Facebook und Co. gewohnt. Erst einmal muss man sich nämlich für eine »Instanz« entscheiden. Allein unter den deutschsprachigen »Instanzen« werden mehr als 100 angeboten. Etwa »Feuerwehr«, »Kirche« oder »Bildung«. Also eher nichts für mich. Die meisten anderen sind geografisch orientiert. Da gibt es »Instanzen« für Freiburg, Fulda, Magdeburg, Potsdam oder Hannover. Für mein Kaff jedoch nicht. Nicht einmal Nürnberg, Fürth oder Erlangen sind aufgeführt. Zähneknirschend habe ich mich also der Instanz »Bayern« angeschlossen und dort gleich mal ein Frankenfähnchen aufgehängt. Ob es am hochgeladenen Frankenrechen liegt, dass ich praktisch keine Resonanz bekomme, oder daran, dass in »Bayern« kaum einer unterwegs ist, ich weiß es nicht.
Auch meine Bemühungen, andere Onlinekontakte zum Umzug zu bewegen, um zukünftig wenigstens noch ein bisschen Onlinekonversation betreiben zu können, waren wenig erfolgreich. Einer meinte nur: »Mastodon, das klingt doch wie ein Mittel gegen Blähungen.«
Peter Viebig