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Auf den Spuren von Feldherr Wallenstein rund um Altdorf

Wallensteins Altdorf im Wandertipp, Foto: Georg Klietz
Gerade erst ist das Lutherjahr zu Ende gegangen. In zahllosen Veranstaltungen ist an die große Reformidee des Mönchs aus Wittenberg erinnert worden und daran, wie sie die geistige Welt Deutschlands und Europas verändert und geprägt hat. Dabei ist vielleicht ein wenig aus dem Blick geraten, dass Luthers Thesen die Welt erst einmal ins Chaos stürzten. Hundert Jahre lang gärte es, bis der Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten in einen offenen Krieg mündete. Im kommenden Jahr jährt sich der Beginn des Dreißigjährigen Krieges zum 400. Mal.

Ein gewisser Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein machte damals von sich reden, als Oberbefehlshaber des kaiserlichen Heeres. Diese schillernde Persönlichkeit, besser bekannt als Wallenstein, ist eng mit unserer Region verbunden: Mit Zirndorf, wo er einst sein riesiges Heerlager aufschlug, bevor er gegen die Schweden erst einen zweimonatigen Stellungskrieg und dann eine verheerende Schlacht mit Tausenden Toten führte. Und mit Altdorf, wo er als junger Mann studierte und durch einen unbotmäßigen Lebenswandel auffiel. Dorthin führt uns diesmal unser abwechslungsreicher Wandertipp.

Wir beginnen unseren zweieinhalbstündigen Rundweg am historischen Rathaus in Altdorf. Der Sandsteinbau aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts beherbergte einst im Erdgeschoss Fleisch- und Brotbänke sowie die Waage, in den oberen Geschossen tagte die Verwaltung. Schräg gegenüber, auf der anderen Straßenseite, erblicken wir das sogenannte Wallenstein-Quartier, ein ehemaliges Professorenhaus, in dem Albrecht von Wallenstein im Jahr 1599 als 15-Jähriger seine Wohnung nahm, während er an der Akademie, später Universität, studierte. Seine kurze, nur sieben Monate währende Zeit in Altdorf ist mit einigen Skandalen verknüpft. Wenige Wochen nach seiner Ankunft war er in die Ermordung eines Fähnrichs der Altdorfer Bürgerwehr verwickelt, wenig später misshandelte er seinen Diener mit der Peitsche, was ihm eine Strafe von 30 Gulden einbrachte. An diese turbulente Zeit erinnern alle drei Jahre die Wallenstein-Festspiele mit Heerlager sowie Aufführungen von Schillers »Wallenstein« und dem Volksstück »Wallenstein in Altdorf« im Hof der alten Universität. Im Sommer 2018, vom 22. Juni bis 22. Juli, stehen die Festspiele wieder auf dem Programm.

Wir folgen der zuverlässigen gelben Beschilderung des Wallenstein-Rundwegs vom Unteren Markt durch die Collegiengasse zur ehemaligen Universität, einem unvergleichlich gut erhaltenen Ensemble aus der Spätrenaissance. Peter Flötners Pallas-Athene-Brunnen von 1576 in der Mitte des Innenhofs ist ein Meisterwerk, das der Besucher im Winter leider nicht zu sehen bekommt. Die wertvolle Bronzefigur verbirgt sich unter einer schützenden Einhausung. Ein paar Häuser weiter in der Neubaugasse kann man sich im Universitätsmuseum über studentisches Leben und die Geschichte Altdorfs informieren.
Einige Schritte weiter gelangen wir zum Pflegamtsschloss am Schlossplatz. Das Schloss aus dem Jahr 1523, das heute die Polizei beherbergt, war einst Amts- und Wohnsitz des Nürnberger Pflegers, dem Vertreter des Nürnberger Rates in Altdorf. Über den Weg zwischen Schloss und evangelischem Gemeindehaus verlassen wir die Stadt, unterqueren die Autobahn und gelangen über Felder zur im Wald gelegenen Löwengrube. Hier wurde im 16. Jahrhundert der Sandstein unter anderem für die Universitätsgebäude gebrochen.

Festplatz für Studentenfeiern

Das Gelände wurde im 17. Jahrhundert zu einem Festplatz für Studentenfeiern ausgebaut. Später kamen Felsenkeller und die in den Sandstein gehauene Galerie dazu, die einst als Kegelbahn diente und durch die wir die Löwengrube verlassen. Nach wenigen Minuten erreichen wir die romantische Prethalmühle, eine ehemalige Getreide- und Schneidemühle in einem schmucken Fachwerkbau, erstmals erwähnt im Jahre 1360.

Franken von seiner schönsten Seite erkundet man bei der Tour rund um Altdorf. Foto: Georg Klietz

Es geht weiter entlang der Schwarzach, bis sich der Weg in eine bequemere Variante entlang der Straße und eine etwas anspruchsvollere (aber vor allem schönere) durch den Wald gabelt. Beide Strecken führen innerhalb weniger Minuten zur Burg Grünsberg. Die Burganlage hat ihren Ursprung im frühen 13. Jahrhundert. Sie wurde von verschiedenen Nürnberger Patrizierfamilien, darunter die Behaims, die Hallers von Hallerstein und die Paumgartners, im Lauf der Jahrhunderte zu einem repräsentativen Landsitz um- und ausgebaut. Seit 1766 befindet sich Burg Grünsberg im Besitz der Familie von Stromer. Im Inneren gibt es einen überaus kostbaren Bestand an kulturhistorisch eng mit Nürnberg verknüpften Gegenständen aus dem 13. bis 20. Jahrhundert, darunter Möbel, Gemälde, Totenschilde, Glaspokale und ein zeitgenössisches Konstruktionsmodell der Rialtobrücke in Venedig. Der letzte Eigentümer, Wolfgang Freiherr Stromer von Reichenbach, hatte verfügt, dass Gut und Schloss in eine gemeinnützige Stiftung überführt werden sollten, um das Bauwerk samt Inventar für die Nachwelt zu erhalten und der Öffentlichkeit so weit wie möglich zugänglich zu machen. Seit einigen Jahren finden in der Burg Konzerte und Besichtigungen statt.

Von der Burg führt der Weg weiter erst die Straße entlang und dann durch ein Neubaugebiet zur Teufelsschlucht, an deren oberen Rand wir entlanggehen. Immer wieder eröffnen sich beeindruckende Blicke in die Tiefe der wildromantischen Schlucht und auf imposante Felsformationen. Am Talschluss kann man zur Teufelskirche hinabsteigen. Auf mäßig attraktivem Weg geht es zurück nach Altdorf, wo wir die Altstadt durchs westlich gelegene Nürnberger Tor wieder betreten.

Text und Fotos: Georg Klietz

Anfahrt mit dem Auto über die Autobahn A 3 bis zur Ausfahrt ­Altdorf/Burgthann, weiter ins Stadtzentrum.
Mit der Bahn ab Nürnberg Hbf.: S-Bahn S3 Richtung Neumarkt/Opf., umsteigen in Feucht in die S2 Richtung Altdorf bis Bahnhof Altdorf. Alternativ: S-Bahn S3 Richtung Neumarkt/Opf. bis Ochenbruck. Umsteigen in Bus 553 bis Bahnhof Altdorf.

Wegcharakteristik: einfacher Wanderweg auf asphaltierten und teilweise unbefestigten Wegen, die nach Regenfällen schlammig sein können. Höhenunterschied ca. 80 m. Zu diesem Rundweg hat die Stadt Altdorf einen Flyer mit Wegbeschreibung und Übersichtskarte herausgegeben. Zu finden unter www.altdorf.de, Tourismus, Wanderwege.

Besichtigungen: Universitätsmuseum Altdorf, geöffnet Samstag und Sonntag 14–17 Uhr. Winterschließung von Mitte Dezember bis ca. April. Führungen sind nach Vereinbarung möglich. Kontakt über das Kulturamt der Stadt Altdorf, Oberer Markt 2, 90518 Altdorf, Tel. 09187/807-1241. E-Mail: kulturamt@altdorf.de
Besichtigung Burg Grünsberg nach Voranmeldung für Gruppen bis 20 Personen möglich. Termine und Kontakt unter www.stromerstiftung.de

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