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Eine charmante mittelalterliche Stadt

Bad Windsheim hat ebenfalls einen schönen Brunnen. Foto: Mile Cindric
Bad Windsheim hat ebenfalls einen schönen Brunnen. Foto: Mile Cindric
Fragt man Bürger der Metropolregion, was ihnen zu Bad Windsheim einfällt, bekommt man mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Antwort: das Freilandmuseum. Und etwas weniger oft: die Frankentherme. Aber die knapp 12.000 Einwohner zählende Stadt hat viel mehr zu bieten: insgesamt 295 Baudenkmäler aus allen Epochen und zehn weitere Ortsteile. Deshalb empfehlen wir einen Rundgang durch die spätmittelalterliche Stadt samt einer kleinen Sommer-Radtour in einen Ortsteil in der näheren Umgebung.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Bad Windsheim als Uuinedisheim im Jahre 741. Ein paar Jahre später (822) schenkt Kaiser Ludwig der Fromme die Stadt Uuinedisheim dem Bischof von Würzburg. Ab 1284 durfte sich Windsheim Reichsstadt nennen und pflegte mit der ebenfalls freien Reichsstadt Nürnberg enge politische Kontakte. Dies führte zu etlichen bewaffneten Auseinandersetzung an der Seite der »Pfeffersäcke«. Beinahe zeitgleich mit den Nürnbergern bekannten sich die Windsheimer 1525 zum lutherischen Glauben. Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648) wurde die Stadt von den Schweden belagert und eingenommen. Bei Kriegsende lebten angeblich nur noch 50 Einwohner.

Das Ickelheimer Stadttor ist sehr malerisch. Foto: Mile Cindric
Das Ickelheimer Stadttor ist sehr malerisch. Foto: Mile Cindric

Nachhaltigeren Eindruck auf die heutige Ansicht Bad Windsheims hat aber der Abbruch sämtlicher Türme und Tore sowie Teile der
Stadtmauern in den Jahren 1867 bis 1882 hinterlassen. Deshalb fehlt Bad Windsheim der trutzige mittelalterliche Charakter, wie
ihn etwa Rothenburg ob der Tauber aufweisen kann. Trotzdem hat es sich viel Charakter und Charme bewahrt. Ebenso nachhaltig hat sich die Entdeckung und Nutzung der Solequellen ausgewirkt. 1752 von Wilhelm Simon Carl Hirsching als »Gesundbrunnen auff dem Kehrenberg« beschrieben, verhalfen sie der Stadt zu guten Einnahmen. 1907 wurde eine zweite, stärkere Solequelle entdeckt, ab 1961 durfte sich Windsheim sogar mit dem Zusatz »Bad« schmücken. 2005 wurde dann die »Frankentherme« samt einer Thermalbadelandschaft mit Wellnessbereich eröffnet. Bereits 1982 eröffnete das Fränkische Freilandmuseum, das sich zu einem Besuchermagnet entwickelt hat.

Wer den Besuchermassen entgehen will, dem empfehlen wir eine kleine Auswahl aus den 295 Baudenkmälern von Bad Windsheim, die alle gut zu Fuß und erst recht mit dem Rad zu erreichen sind: Zum Beispiel die (ehemalige) Spitalkirche an der Rothenburger Straße. Sie wurde 1318 erbaut und wartet mit Kunstwerken des Windsheimer Bildschnitzers Georg Brenck (Kanzel 1622, Altar 1632) auf. Im Mittelalter konnten die Bewohner des angeschlossenen »Spitals« in die Kirche blicken, um so am gottgefälligen Treiben teilnehmen zu können. Dies ist heute nicht mehr möglich, wird aber an einer Wand durch aufgehängte Vorhänge symbolisiert. Die Spitalkirche ist seit 2006 eine Abteilung des Museums Kirche in Franken (Öffnungszeit: vom 12. Juni bis 11. September täglich, danach täglich außer montags von 9 bis 18 Uhr). Auf knapp 400 Quadratmetern informiert eine Dauerausstellung über historische Aspekte der protestantischen Geschichte in Franken. Besonders berücksichtigt wird dabei die Volksfrömmigkeit (Sonderausstellung »Kunst unterm Kirchendach« mit Landschaftsbildern von Gerhard Rießbeck bis 18.Oktober).

Eines der ältesten Gasthäuser Deutschlands

Einen Besuch wert ist auch das Reichsstadtmuseum im Ochsenhof in der Seegasse 27, nur ein paar Straßen weiter (Öffnungszeit: samstags, sonntags und feiertags von 14 bis 17 Uhr). Es informiert mit vielen Exponaten und Inszenierungen über die Geschichte der ehemaligen Reichsstadt. Das Museum befindet sich in dem 1537 errichteten Kornspeicher. Nicht entgehen lassen sollte man sich auch das Rathaus (Marktplatz 1). Der barocke Bau erinnert in seiner Bauart an ein Schloss mitten in der Stadt und wurde 1732 errichtet. Sein Vorgängerbau fiel einem großen Brand am 3. Dezember 1730 zum Opfer. Ganz in der Nähe sind etliche historische Häuser wie das typisch fränkische Stadtschreiberhaus aus dem Jahr 1570, die Weinstube (Schlüsselmarkt 7) aus dem Jahr 1333/34, eines der ältesten Gasthäuser Deutschlands, oder der »Schöne Brunnen« aus dem Jahr 1590 mit einer Statue des Kaisers Karls VI. aus dem Jahr 1727 umgeben von prächtigen Häusern aus dem 18. Jahrhundert.

Zum Abschluss schlagen wir vor, einen Ortsteil von Bad Windsheim per pedes oder, wer mag, mit dem Rad zu besuchen:
Ickelheim. Der etwa sieben Kilometer südlich von Bad Windsheim (Abzweigung beim Friedhof vor der historischen Altstadt) gelegene Ort ist das Abbild des romantischen Frankens schlechthin. 741 erstmals urkundlich erwähnt, ist Ickelheim ab 889 ein fränkischer Königshof mit eigener Gerichtsbarkeit, der später fast 500 Jahre Sitz des Deutschen Ordens war. 1565 baute der Orden ein befestigtes Amtshaus für den Schultheiß, den Amtsknecht und die Dienstboten. Dieses Schloss ist auch heute noch in Ickelheim zu sehen. Das Ortsbild, dessen man heute wird, ist aber nur zum Teil historisch: So zerstörte 1856 eine Feuersbrunst große Teile des Ortes, und am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Ickelheim von der vorrückenden US-Armee in Brand geschossen. Wer mag, kann vor der Rückfahrt nach Bad Windsheim in Ickelheim einkehren.

Trainierte Radfahrer können zudem über Obernzenn nach Adelsdorf radeln und von dort mit dem Zug Richtung Nürnberg zurückfahren.

Das Rathaus am Marktplatz. Foto: Mile Cindric
Das Rathaus am Marktplatz. Foto: Mile Cindric

Rainer Büschel ; Fotos: Mile Cindric

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Bad Windsheim ist mit dem öffentlichen Nahverkehr ab Nürnberg Hauptbahnhof mit der R 8 (Richtung Ansbach) bis Neustadt/Aisch
und ab dort mit der R 81 zu erreichen. Achtung: Das Verbund-Ticket gilt nicht für den ICE.

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