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Neue Genuss-Kultur im Netz

Sprachwissenschaftler der Saar-Uni erforschen eine neue Genuss-Kultur im Internet: Das Essen bringt über Landesgrenzen hinweg eine „Genuss-Community“ zusammen, die sich schnell über mehr austauscht, als nur über das Kochen. Dabei wenden sich typischerweise Nicht-Experten an Nicht-Experten. Das Essen nimmt dabei eine kulturelle Brückenfunktion ein.

Übers Essen kommen Menschen zusammen. Im Internet funktioniert dies auch über kulturelle Grenzen hinweg. Foto: epd
Übers Essen kommen Menschen zusammen. Im Internet funktioniert dies auch über kulturelle Grenzen hinweg. Foto: epd

Sprachwissenschaftler der Saar-Uni erforschen eine neue Genuss-Kultur im Internet: Das Essen bringt über Landesgrenzen hinweg eine „Genuss-Community“ zusammen, die sich schnell über mehr austauscht, als nur über das Kochen. Dabei wenden sich typischerweise Nicht-Experten an Nicht-Experten. Das Essen nimmt dabei eine kulturelle Brückenfunktion ein.
Engländer kochen schlecht, Franzosen gut, Deutsche essen Sauerkraut. „Auf solche Klischees stoßen wir bei unserer Forschung zuhauf. Es gibt in Europa tatsächlich auf diesem Gebiet Vorurteile, die wie einzementiert sind“, sagt Stefan Diemer. Der Professor für Englische Sprachwissenschaft erstellt gemeinsam mit bulgarischen, spanischen und italienischen Forschern im EU-Projekt „CASE“ ein „Textkorpus“, also eine Sammlung der international gesprochenen englischen Sprache, die Grundlage für weitere Forschung sein soll. In diesem Rahmen beleuchten die Linguisten auch den Austausch über das Essen im Internet.
Hierzu nehmen sie zum einen englischsprachige Koch-Blogs unter die Lupe. „Solche Blogs kennzeichnen sich dadurch, dass sie zum Treffpunkt von Gleichgesinnten werden – wenn man so will, einer Art Genuss-Community. Hier tauschen sich Experten, aber vor allem auch Nicht-Experten aus, die Rezepte rangieren von innovativ bis alt-erprobt und es wird viel Persönliches diskutiert“, resümiert Diemer. „Da meist keine Profis am Werk sind, ist typisch, dass auch wenige Vorkenntnisse vorausgesetzt werden. So kommt es, dass auch viel Selbstverständliches erklärt wird.“ Zum anderen untersuchen die Sprachwissenschaftler Gespräche, die Probanden aus Deutschland, Bulgarien, Italien und Spanien in englischer Sprache übers Internet führen. Diese Gespräche werden vertextet und analysiert. „Hierbei erforschen wir unter anderem, wie die Leute mit Verständigungsproblemen umgehen. Einem Italiener zum Beispiel das Spaghetti-Eis zu erklären, ist eine echte Herausforderung“, sagt Diemer. „Interessant ist auch, wie bei der Unterhaltung etwa ein Thema gewechselt wird. Hier nimmt das Lachen eine wichtige Rolle ein. Linguistisch ist nachweisbar, dass vor einem Themenwechsel meist ausgiebig und etwas nervös gelacht wird.“

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