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Maler Herwig Lewandowski liebt die Farbe Blau

Herwig Lewandoski , hier mit Ehefrau Erika, ist ein erfolgreicher Künstler, der Landschaften eindrucksvoll ins Szene setzt. Foto: Michael Matejka
Herwig Lewandoski , hier mit Ehefrau Erika, ist ein erfolgreicher Künstler, der Landschaften eindrucksvoll ins Szene setzt. Foto: Michael Matejka
Junge Malerei setzt sich durch«: So lautete die Unterzeile eines Berichts über die Verleihung des Kunstpreises der Nürnberger
Nachrichten im vergangenen Jahr. »Da kam ich mir als alter Herr schon etwas komisch vor, als ich neben diesen jungen Künstlern
den Sonderpreis des Verlegers Bruno Schnell in Empfang nehmen durfte«: Herwig Lewandowski, Jahrgang 1936, schmunzelt,
wenn er sich in seinem Wohnzimmer, inmitten seiner Bilder sitzend, an seine eigenen ersten Schritte als Maler und Skulpteur
erinnert.
Der in Stettin geborene und seit 1956 in der Nürnberger Südstadt lebende Künstler kann auf eine lange Schaffensperiode
zurückblicken. Als Malermeister und Restaurateur hat er sein Handwerk von der Pike auf gelernt, leitete einen Betrieb und ließ sich
bei dem Bildhauer und Maler Hinrich Jespen ausbilden. Zudem besuchte er die Abendschule für Porträt und Malerei bei Georg
Weidenbacher. Später folgte die Gründung der »Stubenpresse Nürnberg«, wo er zusammen mit seiner Frau Erika bibliophile
Künstlerbücher, Mappen, Kassetten und Radierungen herausgab.
Lewandowski war 1980 Mitbegründer der Gruppe »Nürnberger Phantasten«, die er jedoch bald wieder verließ, um sich ganz
seinem jetzigen Sujet, der Landschaftsmalerei, zu widmen. Seitdem er 1994 als Malermeister in Rente ging, betreibt er diese Kunst
mit unermüdlichem Perfektionismus. Seine Lasurtechnik besteht aus unzähligen Schichten von Acrylfarbe. Sie tragen dazu bei,
dass auf den meist großformatigen Leinwänden sinnlich leuchtende Landschaften entstehen. Dadurch erhalten die Bilder einen
fast meditativen Charakter. Das liegt auch an den zurückhaltenden Farben, mit denen er arbeitet. Oft überwiegt das Blau von
Himmel und Wasser, sensibel ergänzt durch grüne oder schwarzgraue Felsformationen, die wirkungsvoll die Magie seiner Werke in
Szene setzen.
»Heute kann ich mir den Luxus leisten zu malen, wann immer ich Lust habe. Es gibt keinen festen Stundenplan, mal sind es
mehr, mal weniger Stunden, die ich vor der Staffelei verbringe.« Allerdings, sagt Lewandowski, male er doch jeden Tag. »Und
wenn ein Bild vollendet ist, dann denke ich schon: ›Jetzt machst du mal eine Pause, arbeitest nicht mehr so viel.‹ Aber das hält
nicht lange an«, gibt der Künstler unumwunden zu. »Meistens bin ich am nächsten Tag schon wieder im Malereigeschäft und kaufe
mir Farben und noch eine größere Leinwand für das nächste Werk.«
William Turner ist sein Vorbild
Und so hat er in seinem Magazin immer etwa 130 bis 150 fertige Bilder stehen. Ergebnisse unzähliger Inspirationen, die er sich bei
Urlauben – oft in nördlichen Gefilden – oder Wanderungen in der fränkischen Heimat geholt hat. Stets arbeitet er nach Skizzen, die
zum Teil schon vor Jahren entstanden sind und jetzt im Alter ihren künstlerischen Nachklang finden. Deshalb unterscheidet sich
Lewandowskis Werk auch von den »klassischen« Landschaftsmalereien des 19. Jahrhunderts. Seine Bilder sind Kompositionen
aus vielen Einzeleindrücken, nicht die detailgetreue Wiedergabe eines konkreten Ortes.
Dabei verehrt er durchaus die englischen und skandinavischen Maler aus der Zeit des Bürgertums und der beginnenden
Industrialisierung. William Turner und seine dramatischen Natur-Aquarelle zum Beispiel sind ihm Vorbild und Inspiration.
Und wenn er einmal nicht an der Staffelei sitzt, dann befasst sich Herwig Lewandowski mit dem Bereich Skulptur. Die
Motive seiner Plastilin-Arbeiten und Bronzen sind ebenfalls der Natur entlehnt. Ein Haferkorn, eine Lilie, Samen kurz vor dem
Aufbrechen, dienen als Vorbild für die kleinen, aber feinen Statuen, die – neben den Plastiken des 2011 verstorbenen Forchheimer
Künstlerfreundes Harro Frey – in seiner Wohnung zu sehen sind.
Dass er früher oder später einmal der Malerei ganz Lebewohl sagt, das kann er sich nicht vorstellen. »Ich werde so lange
weitermachen, wie ich kann.« Schließlich ist die Kunst für ihn auch das beste Mittel, die eigenen Gefühle und Stimmungen zu
verarbeiten. Das zeigt sich besonders in einem Gemälde, das im Arbeitszimmer an der Wand hängt: Es fällt sofort durch seine
düstere Farbgebung, durch das Spiel mit Licht und Schatten in einer imaginären Nebellandschaft mit dunklen Fjorden und Riffen
auf. »Mit diesem Bild habe ich den Tod meines besten Freundes verarbeitet, der mir 50 Jahre zur Seite stand. Wir haben uns
gegenseitig gestützt, und die Arbeit an dem Bild half mir, diesen großen Verlust zu überwinden.«
Und wenn er heute so auf seine Schaffensjahre zurückblickt – gibt es da einen Rat an die jungen Künstler, die gerade ihre
ersten Schritte im Kunst-Zirkus wagen? »Eine gute Berufsausbildung ist sehr wichtig«, meint der erfahrene Maler. Ihm habe die
Tatsache, dass er nicht ausschließlich von seiner Kunst leben musste, eine große Freiheit und Sicherheit beschert. Gerade in
Nürnberg sei es alles andere als einfach, als Kreativer sein Auskommen zu finden. Dass er heute die Möglichkeit hat, seine Werke
direkt an Kunden zu verkaufen oder auch einmal eine Auftragsarbeit anzufertigen, das habe sicher etwas mit seiner jahrelangen
Berufstätigkeit zu tun, die es ihm leichter gemacht hat, an seinem Stil zu arbeiten, neue Techniken auszuprobieren und sich doch
stets treu zu bleiben.
Der Künstler und seine agile Frau Erika – die ebenfalls noch kreativ tätig ist – werden dazu noch viele Gelegenheiten haben,
zumal einige Reisewünsche bislang unerfüllt sind: ins norwegische Kirkenes oder ins Eis nach Patagonien. Natürlich immer dabei:
der Skizzenblock, um die vielen Stimmungen und Sehnsuchtsorte festzuhalten, die dort auf die beiden warten.
Karin Jungkunz
Fotos: Michael Matejka

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