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Erlanger Senioren bangen um ihre Schwimmhalle

Ob starke Gelenkschmerzen, Übergewicht oder Herz-Kreislauf-Probleme: "Wassersport ist eine gute Möglichkeit für Senioren, sich körperlich zu betätigen, auch wenn sie Einschränkungen hinnehmen müssen", sagt Gabriele Albert von der Seniorenberatung der Stadt Erlangen. Alles bestens also? Stünde da nicht die drohende Schließung des Hallenbads im Kulturzentrum Frankenhof im Raum.

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Elisabeth Goller (links) und Hildegard Bergheimer (rechts) hoffen auf den Erhalt des Frankenhofs. Foto: Mile Cindric

“Im Wasser geht alles leichter”, sagt Hildegard Bergheimer. Wenn die 74-Jährige zu ihrer Wassergymnastik geht, absolviert sie Übungen, die zum Beispiel das Gleichgewicht trainieren. “Nach meinem Schlaganfall ist Sport das Beste, was man tun kann.” Auch die 82-Jährige Elisabeth Goller besucht regelmäßig die Sportstunde in der Hannah-Stockbauer-Schwimmhalle des Erlanger Röthelheimbads: “Das bringt mir Erleichterung”, freut sich Goller. Nachdem sie bereits ein künstliches Knie erhalten hat, steht nun die Operation des zweiten Kniegelenks bevor. “Wassergymnastik ist das Wichtigste, was man sich vorstellen kann.”
Ob starke Gelenkschmerzen, Übergewicht oder Herz-Kreislauf-Probleme: “Wassersport ist eine gute Möglichkeit für Senioren, sich körperlich zu betätigen, auch wenn sie Einschränkungen hinnehmen müssen”, sagt Gabriele Albert von der Seniorenberatung der Stadt Erlangen.
Alles bestens also? Stünde da nicht die drohende Schließung des Hallenbads im Kulturzentrum Frankenhof im Raum. Frauen wie Hildegard Bergheimer und Elisabeth Goller gehören der dortigen Wassergymnastikgruppe an. Zwar zogen sie schon in den Jahren zuvor immer dann ins Röthelheimbad um, wenn das Hallenbad Frankenhof während der Freibadesaison seine Pforten schloss. Doch die Ausweichmöglichkeit ist für viele Senioren schwer oder nur umständlich zu erreichen.
Ungünstige Lage
“Wir brauchen ein Bad, das möglichst zentral gelegen ist”, sagt Hildegard Bergheimer. Freilich verfügt das Röthelheimbad über einen großen Parkplatz. Doch wer altersbedingt nicht mehr Autofahren kann oder will, muss den Bus nehmen und oft mehrmals umsteigen. “Es gehen nur wenige der Teilnehmer ins Röthelheimbad. Die meisten warten, bis das Hallenbad im Frankenhof wieder geöffnet hat”, sagt Isolde Bartosch, die Übungsleiterin der Gruppe.
Außerdem sei es bei der Wassergymnastik wichtig, sagt Hildegard Bergheimer, dass man vollständig im möglichst warmen Wasser stehe und nicht nur bis zur Hüfte – so, wie es die älteren Frauen und Männer im Röthelheimbad akzeptieren müssen.
Wird nun das Bad im Frankenhof geschlossen, verlagert sich außerdem der gesamte Betrieb – also auch das Schulschwimmen und die diversen Vereinsaktivitäten – ins Röthelheimbad. Dort könnte es eng werden, vor allem mit den Terminen, die das Seniorenamt für den Wassersport reserviert. Befürchtungen der Älteren, man könne dabei nicht zum Zug kommen, sind groß. Gabriele Albert sagt: “Wir wissen nicht, ob eine Ersatzfläche kommt.” Und ob man im Falle einer Frankenhof-Schließung tatsächlich noch Senioren-Wassergymnastik anbieten könne.
Entsteht tatsächlich eine “Versorgungslücke”, könnte dies auch bedeuten, dass Seniorinnen und Senioren zum Beispiel Bäder in Kliniken und Kureinrichtungen besuchen müssen. Damit drohen höhere Teilnahmegebühren, da Miet- und Eintrittspreise umgelegt werden müssten. Derzeit bezahlen sie nur, wenn sie auch tatsächlich an einer Wassergymnastik-Stunde teilnehmen. Solches Entgegenkommen dürfte dann wohl vorbei sein.
Das Hallenbad im Frankenhof wurde 1963 erbaut und gilt seit Jahren als marode. “Alle Anlagen wurden zwar regelmäßig gewartet”, erläutert Matthias Batz, Bereichsleiter Bäder bei den Erlanger Stadtwerken. Doch die Technik hat ihre Lebensdauer längst überschritten. “Eine Sanierung wäre extrem aufwendig, da 90 Prozent der gesamten Anlage erneuert werden müssten.” Außerdem spiele mittlerweile auch die Sicherheit eine Rolle. “Das Hauptproblem ist die Gebäudehülle”, sagt Batz. Es gehe auch um die Dach- und Deckenkonstruktion. Ob Betonabplatzungen, Risse oder eine nicht mehr ordnungsgemäße Armierung: Wolle man hier sanieren, hätte dies “schwerwiegende und kostspielige Eingriffe” zur Folge.
Matthias Batz: “Wir verstehen den Widerstand, der sich regt.” So unternehmen die Erlanger Stadtwerke einen wohl letzten Versuch, das Frankenhofbad so lange offen zu halten, bis ein Ersatzbau beim Freibad West fertig ist. Im Herbst werde ein Gutachter die früheren Ergebnisse seiner Untersuchungen noch einmal überprüfen. Führt auch diese Prüfung zu dem Schluss, dass das Hallenbad im Frankenhof dicht gemacht werden muss, bleibt wohl nur noch die Hoffnung auf einen Neubau.
Noch vor der Sommerpause hat der Erlanger Stadtrat beschlossen, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um das Hallenbad mit Saunabereich im Frankenhof so lange zu erhalten, bis ein neues Bad gebaut ist. Wenn der Frankenhof nicht doch noch eine Gnadenfrist bekommt, muss die Großstadt Erlangen möglicherweise jahrelang mit nur einem einzigen Hallenbad auskommen.
Ilona Hörath

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