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Zu wenig Gruppen für Demenzkranke

Jedes Jahr erkranken in Deutschland fast 300.000 Menschen an einer Demenz. Gruppen, die die Betroffenen nach der Diagnose auffangen, werden dringend benötigt; bisher gibt es davon viel zu wenige. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft (DAlzG) unterstützt den Aufbau von Gruppen für Menschen am Anfang einer Demenz durch Weitergabe von Wissen und Vernetzung von Interessierten.

Für Alzheimer-Patienten gibt es zu wenige Gruppen., in denen sie sich vor allem im Frühstadium der Krankheit austauschen können. Foto: epd

Für die Betroffenen bedeutet die Diagnose Demenz meist einen Schock. „Die Krankheit ist für mich eine große Kränkung“ formulierte es Viktoria von Grone aus der Gruppe „Dementi“, Duisburg, auf der Tagung „Gemeinsam Neues entdecken“ in Köln. Die Fachtagung wurde am 19. November von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, der Landesinitiative Demenz-Service Nordrhein-Westfalen und dem Landesverband der Alzheimer Gesellschaften in Nordrhein-Westfalen gemeinsam veranstaltet. An der Tagung nahmen 130 Menschen teil – Betroffene ebenso wie Leiterinnen und Leiter von Gruppen und Interessierte -, um verschiedene Konzepte von Gruppen für Menschen mit beginnender Demenz vorzustellen und kennen zu lernen.
Die bestehenden Gruppen haben ganz unterschiedliche Schwerpunkte. Bei einigen stehen Gespräch und Austausch im Vordergrund, bei anderen gemeinsame Freizeitaktivitäten. Allen gemeinsam ist, dass die Zuwendung, das Gehörtwerden und Zusammensein in der Gruppe den Teilnehmern Kraft und Sicherheit gibt. „Ich gehe jetzt offen mit meiner Krankheit um“, sagte ein Aktiver der Selbsthilfegruppe Demenz aus Königswinter. Die „freundschaftliche Herzlichkeit“ in den Gruppen, in denen sich „keiner etwas vormacht“ und in denen Vergesslichkeit kein Manko ist, wurde von vielen Betroffenen als besonders wichtig hervorgehoben. Die Botschaft an die professionell Tätigen lautete daher, den Aufbau solcher Gruppen organisatorisch zu unterstützen und Menschen mit Demenz zur Teilnahme zu ermutigen, denn „so kommen wir gemeinsam weiter“.
Neue Broschüre über technische Hilfen
Richtig eingesetzt können technische Hilfsmittel Menschen mit Demenz dabei helfen, länger selbstbestimmt zu leben, und gleichzeitig die dafür notwendige Sicherheit erhöhen. Welche technischen Hilfen es gibt und wie sie eingesetzt werden können, um die Lebensqualität von Demenzkranken und ihren Angehörigen zu verbessern, darüber informiert die neue Broschüre der Deutschen Alzheimer Gesellschaft „Sicher und selbstbestimmt. Technische Hilfen für Menschen mit Demenz“. Menschen mit Demenz vergessen beispielsweise den Herd abzuschalten. Hier muss der Herd nicht gleich entfernt werden, eine automatische Herdabschaltung oder ein Gasaustrittsmelder können die Sicherheit für die Betroffenen und ihre Nachbarn erhöhen. Wenn Menschen, die alleine leben, in der Wohnung stürzen, können Sturzdetektoren Alarm auslösen und Hilfe herbeirufen. Außerhalb der Wohnung helfen GPS-gestützte Personenortungssysteme dabei, die Bewegungsfreiheit von Menschen mit Demenz aufrecht zu erhalten. Bei körperlicher Pflegebedürftigkeit erleichtern höhenverstellbare Betten, Anti-Dekubitus-Matratzen und viele andere Hilfsmittel die Pflege.
Dazu sagte Heike von Lützau-Hohlbein, 1. Vorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft: „Technik kann in vielen Fällen hilfreich sein, doch sie darf nicht zum Ersatz für menschliche Nähe und Zuwendung werden. Die menschliche Würde muss immer Vorrang haben. Immer wieder muss über das Gleichgewicht zwischen Freiheit und Sicherheit nachgedacht werden.“Die Kosten für viele technische Hilfen und Pflegehilfsmittel werden von den Kranken- und Pflegekassen ganz oder teilweise übernommen. Die Broschüre gibt auch Hinweise zur oft nicht ganz einfachen Antragstellung.
Die Broschüre: Deutsche Alzheimer Gesellschaft: Sicher und selbstbestimmt. Technische Hilfen für Menschen mit Demenz. Praxisreihe der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, Band 13, 1. Auflage 2012, 88 Seiten, 4 Euro. Inhaltsverzeichnis und Bestellung unter www.deutsche-alzheimer.de/index.php?id=39&no_cache=1#3

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