
Joseph Schmidt (2. v. li.) besucht mit seiner Nichte Angelika Hauer (li.) und seinem Neffen Richard Karl (re.) Sohpie Willoughby (2. v. re.), die Leiterin eines Mutter-Kind-Hauses, das er mit seiner Stiftung unterstützt.
Stiften macht glücklich. Diesen Satz würde Joseph Schmidt sofort unterschreiben. Und wer dem 86-Jährigen begegnet, der spürt, wie sehr es ihn erfüllt, mit seinem gestifteten Vermögen anderen zu helfen. Dank seiner finanziellen Hilfen erleben Schwangere in Not oder wohnungslose Mütter mit ihren Kindern endlich Lichtblicke in ihrem bisher oft von Gewalt geprägten Leben.
Unter dem Dach des Stiftungszentrums der Rummelsberger Diakonie hat er 2007 die Joseph Schmidt Stiftung gegründet. Er unterstützt die beiden Mutter-Kind-Häuser der Rummelsberger Diakonie in Nürnberg sowie zwei Schwangerschaftskonflikt-Beratungsstellen von Donum Vitae in Neumarkt und Parsberg. Er besucht diese Einrichtungen regelmäßig und erfährt damit aus erster Hand, wie mit seinem Geld geholfen werden konnte oder wo noch der Schuh drückt. »Die Stiftung hält mich jung und gibt mir Antrieb für mein Leben«, meint er.
Mit elf Jahren zum Vollwaisen
Seine eigene Biografie hat den Weg in seine spätere Stiftung ein Stück weit vorgegeben. Geboren 1939 in einem kleinen Ort im Landkreis Neumarkt, wird Joseph Schmidt schon mit elf Jahren zum Vollwaisen, die älteste Schwester kümmert sich in den harten Jahren der Nachkriegszeit um ihn. Als die Schwester ein uneheliches Kind zur Welt bringt, erfährt er hautnah, wie sie aus der Dorfgemeinschaft nahezu ausgeschlossen wird und auf sich allein gestellt sich und ihr Kind durchbringen muss. »Damals war das leider so«, sagt er leise.
Sein Leben lang hat der Alleinstehende äußerst genügsam gelebt, Autos oder Urlaubsreisen waren Schmidt nicht wichtig. Im Ruhestand überlegt er dann, mit seinen Ersparnissen anderen zu helfen und informiert sich bei einer Veranstaltung in Nürnberg über Stiftungen. Er lernt dabei Diakon Mathias Kippenberg kennen, inzwischen Leiter des Bereichs Testamente-Schenkungen-Stiftungen der Rummelsberger Diakonie. Kippenberg ist fast sprachlos, als er erfährt, dass der so bescheiden auftretende Mann stolze 500.000 Euro in eine Stiftung einbringen möchte.
Für Joseph Schmidt ist klar, dass mit seinem Geld in Not geratene Schwangere oder Mütter mit ihren Kindern Hilfe erfahren sollen – anders als seine Schwester damals. Als gläubiger Katholik will er zunächst allein die Arbeit des katholischen Vereins Donum Vitae unterstützen. Aber nach Gesprächen mit Diakon Kippenberg entscheidet Schmidt, auch die beiden Mutter-Kind-Häuser der evangelischen Rummelsberger Diakonie in Nürnberg einzubeziehen: In einem der beiden Häuser finden obdachlose Frauen und Kinder in Not übergangsweise Unterkunft und Unterstützung, im anderen Haus können sie fünf Jahre bleiben und sich so stabilisieren, dass sie in ihrem Leben wieder Fuß fassen können.
Kleiner Urlaub in der Stadt
Immer wieder schaut Joseph Schmidt bei seinen Projekten vorbei, sein jüngster Besuch führt ihn in die Nürnberger Nordstadt. Sophie Willoughby, pädagogische Leiterin der beiden Mutter-Kind-Häuser, erzählt ihm, was durch Zuschüsse der Stiftung möglich wurde. Zum Beispiel eine kurze Freizeit auf der Nürnberger Jugendherberge samt kindgerechter Führung und einem Essen im Restaurant. Diesen kleinen Urlaub in der eigenen Stadt könnten sich die Mütter mit ihren Kindern sonst niemals leisten. Auch die wöchentlichen Treffs, bei denen sich die Frauen bei Kaffee und Kuchen austauschen können, wären ohne Finanzspritze der Stiftung nicht möglich.
Joseph Schmidt zückt seinen privaten Geldbeutel noch zusätzlich. Immer wieder lässt er einen Bus vor einer Kindertagesstätte der Rummelsberger vorfahren und lädt 50 Kinder zu einem Ausflug auf den Erlebnisbauernhof Auhof der Diakonie Rummelsberg in Hilpoltstein ein. Die Buben und Mädchen wissen, wem sie das zu verdanken haben. Bei seinem jüngsten Besuch haben sie ihm als kleines Dankeschön eine Kürbissuppe gekocht, weil sie sich gemerkt haben, dass er gerne Suppe isst. Ein Glas Kürbismarmelade und ein Bild gibt es noch dazu. Joseph Schmidt freut sich sichtlich und löffelt mit Appetit gleich einen Teller Suppe. Es sind solche Erlebnisse, durch die er sich reich beschenkt fühlt.
Seine Familie unterstützt Schmidts Engagement voll und ganz. Neffe Richard Karl agiert als Stiftungsvorstand und bringt sich als Rechtsanwalt ein. Und Nichte Angelika Hauer arbeitet sich bereits in die Nachfolge von Joseph Schmidt ein, damit sichergestellt ist, dass die Arbeit in seinem Sinne weitergeht. »Wir sind extrem stolz darauf, was unser Onkel mit eigener Hände Arbeit geschaffen hat«, meinen sie.
Wie bei jeder Stiftung tagt einmal im Jahr der Stiftungsvorstand für eine Bilanz. Welche Projekte wurden realisiert, was haben sie gekostet, welche Wünsche stehen noch auf der Liste? Außerdem wird besprochen, wo das Stiftungsgeld angelegt wird, wie viel aus den Erträgen zur Verfügung gestellt werden kann und wer welche Summe bekommt. Anschließend werden die Förderbescheide verschickt und alles in einer genauen Dokumentation für die Stiftungsaufsicht zusammengestellt.
Teil einer wachsenden Gemeinschaft
Viel Aufwand also, der für den Einzelnen oft nicht zu leisten ist. Die Rummelsberger Diakonie unterstützt dabei. »Inzwischen verwalten wir 60 Stiftungen«, erläutert Mathias Kippenberg. Die Begleitung geht auf Wunsch über das Finanzielle hinaus. »Bei uns können die Stifterinnen und Stifter Teil einer wachsenden Gemeinschaft werden«, so der Diakon. Bei regelmäßigen Treffen oder Ausflügen und Reisen entstehen neue Verbindungen.
Die Rummelsberger Diakonie kümmert sich auch, wenn es den Stifterinnen und Stiftern selbst nicht mehr gut geht. Auf Wunsch organisiert Kippenberg Unterstützung bei Patientenverfügungen oder Vorsorgevollmachten, vermittelt Kontakte zu Betreuungsvereinen, Pflegediensten und Heimen, organisiert Besuchsdienste und vieles mehr. So finden auch die Helferinnen und Helfern immer die Hilfe, die sie brauchen.
Text: Karin Winkler
Foto: Michael Matejka
Information
Wer sich für eine Stiftung unter dem Dach der Rummelsberger Diakonie interessiert, kann sich per Mail an kippenberg.mathias@rummelsberger.net wenden. Kippenberg hilft auch Interessierten, die über eine Schenkung oder eine testamentarische Verfügung nachdenken. Telefonisch ist er unter 09128 / 502299 zu erreichen. Weitere Infos unter: www.rummelsberger-diakonie.de/testamentinfo




