
Tue Gutes und rede darüber«, dieses Politiker-Mantra ist nicht jedermanns Sache. Aber wenn das diesjährige Motto der Stiftungsinitiative Nürnberg so perfekt auf einen Stiftungsfonds passt, bleibt dessen Urhebern die Verleihung des Nürnberger Stiftungspreises 2025 und eine damit verbundene Öffentlichkeit nicht erspart. »Zuhause.Stiften – Gut wohnen in lebendigen Nachbarschaften« – Margot und Dieter Lölhöffel erfüllen dies bereits seit vielen Jahrzehnten mit Leben, seit ihrer Stiftungsgründung 2016 auch formal. Sozialverträgliche Wohnraumvermietung und Engagement für eine gemeinschaftliche Gestaltung der Nachbarschaften – was im Mittelpunkt des 13. Nürnberger Stiftungstags am 17. Juli 2025 steht, liegt auch den Preisträgern am Herzen.
Der Nürnberger Stadtteil Gostenhof ist die Nachbarschaft, für die sich die beiden Sozialwissenschaftler besonders einsetzen. Dieter Lölhöffel, dessen Berufsleben wie das seiner Frau der Stadtverwaltung Nürnberg gewidmet war, hatte ab 1980 die Stadterneuerung des damaligen »Glasscherbenviertels« mitgestaltet. Der Aktivspielplatz in der Austraße und Degrin – Begegnung und Bildung in Vielfalt in der Gostenhofer Hauptstraße – sind zwei eingetragene Vereine, die das Ehepaar von Anfang an immer wieder mit großzügigen Spenden bedachte.
Entlastung für den Wohnungsmarkt
Mit der Gründung des Stiftungsfonds kam die Angehörigen- und Demenzberatung im Nachbarschaftshaus in der Adam-Klein-Straße hinzu. Zudem entlasten Margot und Dieter Lölhöffel den angespannten Wohnungsmarkt mit Vermietungen zu sozialverträglichen Konditionen. Davon profitiert etwa ein syrischer Flüchtling, mit dem sie sich gerne austauschen. »Die Nürnberger waren immer offen Migranten gegenüber, man denke nur an Albrecht Dürers Vater«, der bekanntlich aus Ungarn stammte. Die gebürtige Düsseldorferin und ihr aus Hamburg stammender Ehemann Lölhöffel finden, dass Nürnberg eine Stadt mit Neugier auf Neues ist und unterstützen dies gerne.
»Uns sind soziale Projekte in der Nähe wichtig, zu denen wir persönlichen Kontakt halten können. Gerade in Gostenhof ist diese Arbeit so wichtig. Die Stadt hat nicht nur eine Schokoladenseite«, betont Margot Lölhöffel, die sich neben ihrer Arbeit im Amt für Internationale Beziehungen zur Stadtführerin hat ausbilden lassen.
Vorurteile abbauen

Zusammenhalt, Kommunikation und Integration in der Stadtgesellschaft bedeuten der 84-Jährigen und ihrem 87-jährigen Mann viel. Lölhöffels schätzen die integrative Wirkung: Sowohl an Degrin, wo etwa im Kinderhort, bei Frauentreffs und im Projekt »Heroes – gegen Gewalt im Namen der Ehre« Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammenkommen und gegenseitige Vorurteile abgebaut werden, als auch am Aktivspielplatz, wo den Kindern neben Hausaufgabenbetreuung auch Naturerfahrung, Vertrauen und Selbstbewusstsein vermittelt wird. »Wir sind all denen dankbar, deren Arbeit wir etwas unterstützen können«, so Margot Lölhöffel. »Sie sind die Wichtigen, nicht wir!«
Jens Becker ist einer der Wichtigen. Auf dem Aktivspielplatz betreut der Erzieher täglich rund 30 Kinder, baut mit ihnen Hütten, lässt sie in der Erde buddeln und auf den inzwischen 20 angeschafften Einrädern ihre Geschicklichkeit trainieren. Die offene Einrichtung profitiere sehr durch die Förderung mit den Erlösen der Stiftung. »Das Geld fließt in alle Aktivitäten, in den Ankauf von Materialien, und wir können auch mal Künstler einladen, die mit den Kindern etwas aus Holz gestalten.« Jeden Mittag werde zusammen mit natürlichen Zutaten gekocht, sagt Becker und betont: »Dabei geht es uns auch um die Versorgung im Stadtteil.« Helle Freude lösen bei den Kindern die 500 Euro aus, die Lölhöffels zum jährlichen Sommerausflug an die Ostsee spendieren: für’s Eisessen.
Stiftungswesen gehört zur Stadt Nürnberg
»Keine eigenen Kinder, keine teuren Hobbys«, das habe ihnen ihr bürgerschaftliches Engagement ermöglicht, meint Dieter Lölhöffel. Und: »Was wir vorher gespendet haben, soll auch nach unserem Ableben weitergehen.« Sie entschieden sich für eine Verbrauchsstiftung, deren Finanzmittel nach ihrem Tod innerhalb von 30 Jahren aufgebraucht werden sollen. »Uns geht es nicht um Ewigkeit und auch nicht um unsere Namen«, sind sie sich einig. »Weitermachen!« haben die beiden Stifter ihren Fonds betitelt, der in der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Nürnberg verwaltet wird. Der Appell richtet sich an die Macher der geförderten Projekte, aber auch an potenzielle Zustifter und Spendengeber. »Nürnberg hat eine fantastische Stiftungsgeschichte, weil es immer eine Bürgerstadt war. Das Stiftungswesen gehört für uns zur Persönlichkeit der Stadt Nürnberg«, sagt Margot Lölhöffel. »Deswegen würden wir uns freuen, wenn sich mehr Bürgerinnen und Bürger anschließen würden. Wir müssen uns für unsere Stadt einsetzen!«
Beraten lassen können sich Interessierte von Claus Löw, bei der Sparkasse Nürnberg zuständig für die Stiftungen. Gerade private Stiftungen seien für Zustiftungen und Spenden geeignet: »Mit einer Summe ab 1000 Euro kann man schon etwas erreichen«, meint er. Die Stiftungsgemeinschaft der Sparkasse gibt jeder und jedem die Möglichkeit, zu Lebzeiten oder testamentarisch verfügt Nürnbergs jahrhundertelange Tradition im bürgerschaftlichen Engagement fortzuführen.
Text: Alexandra Foghammar
Foto: Claus Felix




