“Wie kann ich meinen Standort in einem Notfall an die Einsatzzentrale übermitteln?” Diese Frage stellen sich viele. Denn ist nicht gerade bei einem Smartphone im Notfall die Standortermittlung ein Vorteil? So kann im Notfall schnell und einfach den Rettungskräften übermittelt werden, wo der Notfall passiert ist. Doch genau dafür gab es lange Zeit keine gute Möglichkeit. Das hatte, wie so oft, mit dem Thema Datenschutz zu tun, aber auch mit technischen Hürden. Man konnte der Polizei und dem Rettungsdienst in Notfällen den eigenen Standort nicht digital übermitteln. Wie vor 20 Jahren musste man versuchen, am Telefon zu beschreiben, wo man sich gerade befindet. Und das kann ziemlich schwierig sein, insbesondere ausserhalb von Städten, wenn kein Straßenschild in der Nähe zu sehen ist. Doch das hat seit 2022 ein Ende, denn seitdem gibt es nora, die Notruf-App!
Was ist nora?
nora ist das offizielle Notruf-App-System der deutschen Bundesländer. Die App bietet eine neue digitale Möglichkeit, die örtlich zuständigen Einsatzleitstellen von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst schnell und direkt zu erreichen. Stellvertretend für alle Bundesländer organisiert die Geschäfts- und Koordinierungsstelle NotrufApp-System, angesiedelt im Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen, alle Belange rund um den App-Notruf.
Die App bietet mehrere Vorteile: An erster Stelle ist ganz klar die Standortbestimmung und Standortübermittlung zu nennen. Endlich ist es möglich, mittels Smartphone den eigenen Standort digital und in Windeseile und sehr exakt an die Einsatzkräfte zu übermitteln. Weiterhin hilft die App allen Menschen, die am Telefon nicht gut sprechen können – zum Beispiel stummen Menschen oder Menschen, die aufgrund des Notfalls nicht in der Lage sind, zu reden. Denn um mit nora einen Notruf abzusetzen, muss man nicht telefonieren, die Kommunikation läuft über die App. Zudem können wichtige gesundheitliche Informationen schon vorher in der App hinterlegt werden, so dass diese in einem Notfall direkt übermittelt werden. Das spart Zeit und es ist eine große Hilfe für die Rettungskräfte, wenn Sie vor der Ankunft bereits über medizinische Besonderheiten und Hintergründe (wie Allergien, Blutgruppe etc.) informiert sind.
Quelle des Videos: www.nora-notruf.de
Wie funktioniert nora?
Die Notruf-App kann kostenfrei aus dem Play Store (für Android-Geräte) und aus dem App Store (für iPhone) heruntergeladen werden. Nach der Anmeldung muss man sich mit Name und Handynummer registrieren. Die Registrierung mit Nummer hat vor allem den Hintergrund, dass auf diese Weise ein Missbrauch der App verhindert werden soll. Sendet jemand absichtlich falsche Notrufe, so kann die App auf diesem Wege für die Person gesperrt werden. Im Anschluss an die Registrierung können Sie außerdem persönliche Angaben in der App hinterlegen, etwa zu Ihrem Alter, zu eventuellen Vorerkrankungen, Allergien oder Behinderungen. So können sich die Einsatzkräfte besonders gut auf Ihre Situation einstellen.
Alle diese persönlichen Angaben sind freiwillig und werden zunächst ausschließlich lokal auf Ihrem Handy gespeichert. Erst wenn Sie einen Notruf absetzen, werden diese medizinischen Informationen übermittelt, sofern Sie für den jeweiligen Notruf von Bedeutung sind werden. Beispiel: Sollten Sie einen Einbruch an die Polizei melden, ist die Übermittlung einer Allergie nicht von Bedeutung. Diese würde aber zum Beispiel bei einem persönlichen medizinischen Notfall an die Rettungsdienste übermittelt. Medizinische Daten über Vorerkrankungen werden also nur bei medizinischen Notfällen, von denen Sie selbst betroffen sind, an die Rettungsdienste weitergegeben.
Zwei wichtige Hinweise: Die App funktioniert über die Internetverbindung des Handys, es muss also eine Datenverbindung vorliegen. Die App funktioniert außerdem nur in Deutschland, kann also nicht im Ausland genutzt werden. Jedes Land besitzt seine eigene Notruf-App. Vor einer Reise ist es also sinnvoll, sich über die App des jeweiligen Reiselandes zu informieren und diese vorbereitend herunterzuladen.
Einen Notruf starten
In einer Notsituation können Sie über die Notruf-App nora mit wenigen Schritten einen Notruf absetzen. Bei jedem Notruf wird zuerst Ihr Standort über Ihr Smartphone ermittelt und zusammen mit Ihrem Notruf an die zuständige Einsatzleitstelle gesendet. Sie können den Notfall-Ort manuell ändern, falls er nicht richtig erfasst wurde oder falls der Notfall an einem anderen Ort passiert ist.
Über nora können Sie sowohl die Polizei als auch Feuerwehr sowie Rettungsdienst erreichen. Welche Einsatzkräfte Sie benötigen, wird über maximal 5 aufeinanderfolgende Fragen ermittelt, die Sie durch Auswahl der jeweils passenden Option beantworten. Sie müssen also in der App nichts aktiv schreiben. Das verkürzt und vereinfacht den Notruf.
Nach dem Absenden des Notrufs sind Sie über eine Chat-Funktion direkt mit einem Mitarbeiter oder einer Mitarbeiterin der Einsatzleitstelle verbunden. So können Sie mehr Informationen zum Notfall weitergeben oder Fragen stellen. Die Einsatzleitstelle kann im Chat außerdem Rückfragen stellen, um Ihre Notfallsituation noch besser einschätzen zu können. Die Einsatzkräfte werden aber auch dann losgeschickt, wenn Sie den Chat nicht nutzen.
Vorher ausprobieren
Sie möchten ganz genau wissen, wie nora funktioniert, damit Sie im Notfall Bescheid wissen? Dafür gibt es innerhalb der App eine Test-Funktion. Im sogenannten Demo-Modus können Sie die Notruf-App ganz in Ruhe ausprobieren und einen Test-Notruf absetzen. Dabei funktioniert alles genau wie bei einem echten Notruf – allerdings ohne die Alarmierung einer Einsatzleitstelle. Den Demo-Modus finden Sie im Menü (☰). Probieren Sie es aus!
Hinweis: Um die Funktionen möglichst genau wiederzugeben, wurden einige Textpassagen aus der offiziellen nora-Anleitung wörtlich übernommen. Diese Anleitung können Sie hier nachlesen:
https://www.nora-notruf.de/de-as/wie-funktioniert-nora/ueberblick
Unterschied zu anderen Notruf-Funktionen und Warn-Apps
In anderem Beitrag haben wir erst kürzlich über das Hinterlegen von Notfallinformationen und Notfallkontakten im Smartphone gesprochen. (Hier können Sie den Artikel im Archiv nachlesen). Dabei ging es allerdings darum, Informationen im Handy zu speichern, die von Helfern (also fremden Personen vor Ort) genutzt werden können, wenn Sie in einem Notfall von anderen Personen gefunden oder versorgt werden. Andere Personen können diese Informationen auf Ihrem Smartphone sehen, ohne das Gerät dafür entsperren zu müssen. Die Notruf-App nora hingegen wird genutzt, um selbst einen Notruf zu starten und den eigenen Standort sowie weitere Informationen zu übermitteln.
Bitte nicht verwechseln: Nina und Nora Die nora-App unterscheidet sich auch von den anderen beiden bekannten „Notfall“-Apps namens NINA und Katwarn. Diese Apps NINA und Katwarn werden genutzt, um die Bevölkerung vor Katastrophen, Unglücken oder gefährlichen Wetterlagen zu warnen. Die Notfälle, um die es hier geht, haben also die umgekehrte Kommunikationsrichtung: die Behörden informieren den Bürger. Die nora-App hingegen wird genutzt, wenn der Bürger die Behörden informieren möchte.
Kompletter Kurs zu Notfall-Apps
Weil dieses Thema so wichtig ist und das Smartphone in Notfällen so hilfreich sein kann, haben wir für unsere Mitglieder einen „Notfall-Kurs“ erstellen. Darin stellen wir die Nutzung von nora und anderen Notfall-Funktionen ausführlich vor.
Hier geht es den Kursen:
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In einer Zusammenarbeit zwischen diesem Magazin und Levato verfassen Andreas Dautermann und Kristoffer Braun regelmäßig Beiträge für diesen Blog. Ihre Themen: Computer, Internet und Smartphone. Auf www.levato.de helfen sie älteren Menschen beim Umgang mit neuen Medien und Technologien. Dafür wurden sie bereits mehrfach ausgezeichnet. Weitere Hilfestellungen zu Computer, Internet und Smartphone gibt es auf www.levato.de.
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