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Patricia Riekel hat ihren Weg gefunden

Lange war Patricia Riekel als »Bunte«-Chefredakteurin eine gefragte Persönlichkeit. Der Umstieg in die nachberufliche Zeit ist ihr gelungen.

Zwei Jahre hat es gedauert, bis Patricia Riekel im Ruhestand angekommen ist. In dieser Zeit hat sich die Sichtweise der früheren Chefredakteurin des Promi-Magazins »Bunte« auf die neue Lebensphase deutlich verändert. Mit dem Abschied aus dem Berufsleben verlor sie ihren angestammten Platz in der ersten Reihe bei etlichen exklusiven Events. Inzwischen hat sie neue Aufgaben für sich gefunden und genießt »die vielen kleinen Glücksmomente«.

Es traf die leidenschaftliche Journalistin unvorbereitet, als sie von ihrem Chef auf ihre Nachfolge angesprochen wurde. »Ich war geschockt«, gibt sie freimütig zu. Sie war gerne berufstätig, einflussreich, beliebt und respektiert. Doch nach 23 Jahren als Leiterin der »Bunte«-Redaktion sollte nun Schluss sein. 

Was nun, fragte sie sich. Denn sie hatte nie über die viel Zeit fressende Tätigkeit hinaus eine Perspektive für sich entwickelt. »Ich habe keine Hobbys, singe nicht, spiele nicht Golf. Das einzige, was ich gerne mache, ist lesen, lesen, lesen und Gastgeberin sein«, berichtet sie. Also überlegte sie, eine Pension oder ein Lokal zu eröffnen. Aber dafür fehlte der sonst sehr durchsetzungsfähigen Frau die Energie. In ihrem Buch »Was bin ich, wenn ich nichts mehr bin« schildert Riekel mit erfrischender Souveränität, wie sie mehrere Geschäfts­ideen wie die Eröffnung eines Blumenladens geprüft, einige auch verwirklicht hat. Aber nichts war von Bestand.

Es dauerte auch, bis sie sich von ihrem bisherigen Alltag verabschiedet hatte. »In den ersten Wochen war ich heimlich gekränkt«, gesteht sie im Rückblick. Dass die »Bunte« auch ohne sie funktionieren würde, hat sie nie in Frage gestellt. Aber trotzdem war es schwer auszuhalten. Noch lange nach dem Abschied aus der Chefredaktion kontrollierte sie die Auflagenzahlen regelmäßig und nahm Anteil an der Entwicklung des Blattes. 

Schließlich gesteht sich die umtriebige Frau ein: »Das einzige, was ich wirklich gut kann, ist schreiben.« Also konzentriert sie sich darauf. Allerdings sitzt sie nur noch am Schreibtisch, wenn sie Lust dazu hat. Was jedoch sehr oft der Fall ist. Sie ist produktiv. Das erste Buch wurde veröffentlicht. Es ist aber kein Rückblick auf die bewegten Jahre im Kreis der High Society. »Mich beeindrucken Promis nicht, ich vermisse den Umgang mit ihnen nicht«, erklärt Riekel, die zahlreiche bekannte Politikerinnen wie Angela Merkel oder berühmte Schauspieler, Künstler, Designer interviewt hat.

Pragmatischer Blick auf den Ruhestand

Sie schaut vielmehr nach vorne, beschäftigt sich mit dem Älterwerden. In ihrem Buch über den Ruhestand zeigt sie eine pragmatische Seite. Humorvoll schildert die Design-Liebhaberin, wie sie sich über die Nutzbarkeit einer freistehenden Badewanne im fortgeschrittenen Alter Gedanken macht und bei ihr Zug um Zug Sicherheit vor Stil geht. Aber auch »das Gefühl einer sehr großen Freiheit«, beflügelt sie. »Das Großartige ist, dass man sich aus dem Wettbewerb ausgeklinkt hat. Man muss nicht mehr die Schnellste, Beste sein«, freut sich die erfolgreiche Autorin.

Wichtig sei es, nicht allein alt zu werden. Seit 40 Jahren ist sie mit dem ehemaligen »Focus«-Chefredakteur Helmut Markwort liiert. Das animiert sie, über einen Beziehungsratgeber nachzudenken. Ein Titel ist ihr schon eingefallen: »Will ich recht behalten oder einen schönen Abend?«

Mit einigen erst im Ruhestand begonnenen Aktivitäten hat Riekel ihr soziales Netz stabilisiert. Seit einigen Jahren engagiert sie sich in der Münchner Kommunalpolitik. Sie kennt ihr Viertel und beschäftigt sich mit den Problemen vor der Haustür. In drei Jahren möchte sie für die FDP in den Stadtrat einziehen. Natürlich hat sie noch weitere Pläne. Schließlich zählen Marianne Koch und Johannes Heesters zu ihren Vorbildern, die bis ins hohe Alter aktiv geblieben sind. Riekel, die sich im Zirkus der Eitelkeiten immer gut behaupten konnte, will authentisch bleiben. »Mit 74 möchte ich auch dem Alter entsprechend aussehen, aber ich möchte gut aussehen.«

Text: Petra Nossek-Bock
Foto: Walter Kober

 

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