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Im Rentenalter eröffnete Babette ihren Laden

Sein eigener Boss zu sein – das ist ein Traum, den viele Menschen träumen. Um ihn spätestens mit dem Ausstieg aus dem Erwerbsleben ad acta zu legen. Nicht so Babette Gillmeier. Sie musste Rentnerin werden, um sich diesen Herzenswunsch zu erfüllen. »Ich wusste schon immer, was ich will: einen eigenen Laden«, erzählt die Endsechzigerin. Ihr Berufsleben verbrachte sie als Angestellte in der Pharmazie, im Verkauf und in der Verwaltung und sie war nach ihrem Ausstieg lange ehrenamtlich tätig.

Babette eröffnete mit knapp 70 Jahren einen eigenen Laden in Roth und ist glücklich damit. Foto: Anja Kummerow

Glücklich steht sie heute in ihrem eigenen Geschäft am Eingang zur Rother Innenstadt. »Babettes kleines Lädchen« heißt es. Ausgerechnet die Pandemie ließ den Traum Realität werden. »Ich nähe Jersey-Mützen für Babys, Menschen jeden Altes sowie Puppen, aber auch Lavendelsäckchen oder Nadelkissen. Das verkaufte ich zuvor bereits jedes Jahr zur Adventszeit auf dem Wolfgangshof in Anwanden.« Nachdem dieser in den vergangenen zwei Jahren coronabedingt jeweils kurzfristig abgesagt werden musste, suchte Babette Gillmeier nach einer Alternative. Sie entdeckte ein leerstehendes Ladenlokal und konnte es zunächst temporär als Pop-up-Store nutzen. Mit aus Samt behängten Tapeziertischen und weihnachtlicher Dekoration gestaltete sie nicht nur einen eigenen kleinen Weihnachtsverkauf, sondern probierte dabei gleich das Leben als Ladeninhaberin aus. Es gefiel ihr so gut, dass sie das Geschäft dauerhaft mietete und zugleich ihr Angebot um Kleidung und Schmuck erweiterte.

Die Ladeneinrichtung erwarb sie gebraucht. Ihre Ware entnimmt sie vorerst vor allem dem eigenen Kleiderschrank sowie dem ihrer ebenso modeinteressierten Freundin. Beider Schränke sind – wie die vieler Frauen – zu voll. Zusammen decken sie zugleich eine ganze Bandbreite von Kleidergrößen ab. Die zwei Räume und der Eingangsbereich des Geschäftes sind voll. Neben der Bekleidung gibt es Taschen, Tücher oder Dekoartikel wie Schilder mit lustigen oder freundlichen Botschaften. In den Vitrinen hinter der Theke hängt üppig Schmuck. »Der stammt natürlich nicht nur aus meinem Fundus. Ich bin aber ein großer Schmuckfan und für mich war immer klar: Wenn ich mal ein Lädchen aufmache, muss Schmuck dabei sein.« Besonders und bezahlbar – das ist ihr Anspruch.

Ansonsten kommt in den Laden, was gerade Saison hat. Jetzt, wo es unter anderem auf das Oktoberfest zugeht, ist es Landhausmode. »Hallo, darf ich Ihnen ein bisschen was bringen«, fragt Kundin Anneliese Plauer. »Die Sachen passen mir einfach nicht mehr.« Das Geschäft hat sie im Vorbeigehen entdeckt und freut sich, dass sie hier immer mal wieder etwas abgeben kann. Und dabei mitunter etwas zum Mitnehmen entdeckt.

Nur gute Markenkleidung

Allerdings nimmt Babette Gillmeier nur selten etwas an – und wenn, nur gut erhaltene Markenkleidung. Mittlerweile hat sie einen kleinen Kundenstamm, der immer mal wieder im Geschäft oder in ihrem Status bei WhatsApp vorbeischaut. »Da bitten die Kundinnen auch auf diesem Weg darum, ihnen das eine oder andere Stück wegzulegen.«

Dass Babette Gillmeier viele Stunden in der Woche in ihrem Lädchen verbringen kann, verdankt sie vor allem auch ihrem Mann. »Meine Perle«, nennt sie ihn liebevoll. »Er unterstützt mich sehr, macht die Buchhaltung und kümmert sich um Haus und Garten.« Die Mittagspause verbringen sie jeden Tag gemeinsam und gehen zusammen essen. »Dabei besprechen wir, was wir getan und erlebt haben«, erzählt sie. »Für eine gute Beziehung ist Nähe genauso nötig wie Abstand, damit man sich etwas zu erzählen hat. Auch dabei hilft uns der Laden.« Nicht allerdings, um die Rente aufzubessern. »Diese hilft mir eher dabei, mir meinen Herzenswunsch zu erfüllen: Teilhabe und Austausch. Denn auch mit bald 70 Jahren ist das Leben noch lange nicht vorbei.«

Text: Anja Kummerow
Foto: Anja Kummerow

Info:

Babettes kleines Lädchen
Hilpoltsteiner Straße 1, 91154 Roth

Eine Antwort

  1. Liebe Frau Gillmeier, habe gerade Ihren Beitrag im. Radio gehört und koennte Ihnen gerne einige Muetzen schicken, da ich auch gerne stricke. Freu mich auf eine Antwort und liebe Grüße aus Passau von Waltraud Roessler

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