Jedes Jahr kommt eine Menge neuer Medikamente in die Apotheken. Doch nur etwa die Hälfte davon hat einen zusätzlichen Nutzen. Trotzdem werden diese Medikamente immer häufiger verordnet. Dies ergab der AMNOG-Report der DAK-Gesundheit zur Arzneimittelbewertung.
Nicht alle neuen Medikamente, die auf den Markt kommen, bedeuten insofern für den Patienten auch einen echten Fortschritt in der Therapie. Die Analyse der DAK Gesundheit berücksichtigte 58 Wirkstoffe in 64 Verfahren im Zeitraum bis 2013. Ein überraschendes Ergebnis des DAK-AMNOG-Reports ist: Auch wenn Arzneimitteln kein therapeutischer Fortschritt bescheinigt wird, werden sie häufig verordnet. So haben Wirkstoffe ohne Zusatznutzen innerhalb des ersten Jahres nach Veröffentlichung des Prüfergebnisses beachtliche Verordnungszahlen und -zuwächse erreicht.
Ein Beispiel dafür ist Fampyra, ein Medikament gegen Multiple Sklerose. Der Umsatz dieses Mittels verzehnfachte sich in den beiden Jahren nach der Prüfung, obwohl kein Zusatznutzen festgestellt wurde. Die kritische wissenschaftliche Bewertung der Präparate würde ein anderes Verordnungsverhalten der Ärzte erwarten lassen. Über die Gründe, warum Ärzte sich häufig nicht an der wissenschaftlichen Bewertung orientieren, lässt sich nur spekulieren: Möglicherweise spielen hier Informationsmängel eine Rolle.