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Allein leben mit Demenz

Hochbetagte haben ein hohes Risiko an Demenz zu erkranken. Dennoch wollen die meisten Menschen in ihren eigenen vier Wänden bleiben. Aber kann das überhaupt gelingen? Welche Voraussetzungen sind nötig? Wie allein leben mit Demenz funktioniert, zeigte die Deutsche Alzheimer Gesellschaft im Rahmen eines ausgezeichneten Projekts.

Ein aufmerksames Umfeld ist das Wichtigste für allein lebende Demenzkranke. Foto: epd
Ein aufmerksames Umfeld ist das Wichtigste für allein lebende Demenzkranke. Foto: epd

Hochbetagte haben ein hohes Risiko an Demenz zu erkranken. Dennoch wollen die meisten Menschen in ihren eigenen vier Wänden bleiben. Wie allein leben mit Demenz funktioniert, zeigte die Deutsche Alzheimer Gesellschaft im Rahmen eines ausgezeichneten Projekts.
Mehr als 80 Prozent der älteren Menschen in Deutschland möchten auch im Fall von Hilfe- und Pflegebedürftigkeit am liebsten so lange wie möglich im eigenen Haushalt, d. h. in ihrer vertrauten Umgebung, wohnen bleiben. Damit das funktionieren kann, ist eine aufmerksame, zugewandte und informierte Nachbarschaft ist von entscheidender Bedeutung. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft initiiete daher das Projekt “Allein lebende Demenzkranke – Schulung in der Kommune”.
Ziel des Projekts war und ist es, für die schwierige Lebenssituation allein lebender Demenzkranker zu sensibilisieren. Zugleich sollen Bedingungen aufgezeigt werden, unter denen Menschen mit Demenz, möglichst lange die Wohnform wählen können, in der sie sich wohl fühlen. Die Erfahrungen im Rahmen des Projektes zeigen: Ja, es geht! Man kann mit einer Demenz allein leben – dies ist jedoch an Bedingungen geknüpft und meist zeitlich begrenzt. Gestützt werden die Erfahrungen z. B. durch Studien in Großbritannien, die zeigen, dass allein lebenden Demenzkranke zwar einer ganzen Reihe von Risiken in ihrem Alltag begegnen, dass sie aber nicht mehr gefährdet sind als Demenzkranke, die in häuslicher Gemeinschaft mit Angehörigen leben. Vorausgesetzt sie verfügen über ein aufmerksames, unterstützendes Umfeld und haben regelmäßige soziale Kontakte.
Menschen mit Demenz brauchen Unterstützung
Die Unterstützung allein lebender Demenzkranker stellt Kommunen und Akteure im Sozial- und Gesundheitswesen vor große Herausforderungen. Der kommunalen Ebene kommt dabei eine initiierende, moderierende und steuernde Rolle zu. Der Themenbereich Demenz sollte in Vorhaben der integrierten Sozialplanung und in der kommunalen Altenhilfeplanung Berücksichtigung finden. Darüber hinaus gilt es, in den Kommunen die Öffentlichkeit für allein lebende Menschen mit Demenz zu sensibilisieren und bürgerschaftliches Engagement zu fördern. Nur eine an der Selbständigkeit und an den Bedürfnissen von Demenzkranken orientierte Pflegeinfrastruktur kann Menschen mit Demenz darin unterstützen, länger in der gewohnten Umgebung bleiben zu können.
Zu einem stabilen Unterstützungssystem gehört auch ein achtsames und informiertes Umfeld. Menschen mit Demenz, die allein leben, haben Nachbarn, sie gehen einkaufen, holen Geld bei der Bank oder rufen die Polizei, wenn sie sich bestohlen fühlen. Das alltägliche Umfeld, die Kassiererin im Supermarkt, der Mitarbeiter in der Bankfiliale, die Nachbarn und der Vereinskollege sind daher wichtige Adressaten, denen auffallen kann, dass jemand sich über die Zeit verändert, verwirrt ist und Hilfe braucht. Das Aufmerksamsein und Erkennen von Veränderungen ist wichtig, damit Unterstützung angeregt werden kann. Die Schulungsmaterialien richten sich daher vorrangig an Mitarbeiter der Polizei und Feuerwehr, Angestellte in Banken und im Einzelhandel sowie die Nachbarschaft/ Vereine.
Die Entscheidung gegen das Alleinleben
Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung, wenn die Menschen in vielen Bereichen auf Hilfe angewiesen sind, kann ein Umzug in eine betreute Wohnform wie in ein Heim oder in eine Wohngemeinschaft die bessere Lösung sein. Dies trifft auch zu, wenn Menschen mit dem Alleinsein nicht zurecht kommen, Ängste entwickeln und z. B. Besucher nicht mehr gehen lassen wollen. Einen allgemeingültigen Zeitpunkt, wann die Grenze des Alleinlebens erreicht ist, gibt es nicht. Dies muss jeweils im Einzelfall entschieden werden. Jedoch sollte die Entscheidung nicht nur abhängig gemacht werden von Kriterien wie: Kann der Kranke seine Wohnung noch sauber halten? Ist das regelmäßige Essen gewährleistet? Wird die angebotene Hilfe angenommen?
Diese Fragen sind zwar alle wichtig und berechtigt, doch es sollte z. B. auch danach gefragt werden: Möchte die betroffene Person allein leben? Welche Ressourcen hat sie? Ist die angebotene Hilfe darauf ausgerichtet, Selbstständigkeit und Selbstbestimmung zu fördern? Hat die Person Zugang zu Angeboten, die dem Bedürfnis nach Gemeinschaft nachkommen? (vgl. Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen)
Manchmal geht es allein zu Hause tatsächlich nicht mehr? diese Entscheidung sollte jedoch nicht vorschnell getroffen werden.
Das Handbuch “Allein leben mit Demenz. Herausforderung für Kommunen”, das neben den Interviews die Schulungsmaterialien sowie Hintergrundinformationen zum demografischen Wandel und zu allein lebenden Demenzkranken enthält, will zum Nachdenken anregen. Es will herausfordern, ein Weiterdenken bewirken und gangbare Wege und Möglichkeiten aufzeigen.

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