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Die Zahl der Stiftungen wächst ständig

Stifterin Sieglind Steinhagen mit einem Schulkind bei den Hausaufgaben. Foto: Mile Cindric
Stifterin Sieglind Steinhagen mit einem Schulkind bei den Hausaufgaben. Foto: Mile Cindric
Stiften liegt im Trend. 19.551 Stiftungen weist der Bundesverband Deutscher Stiftungen für das Jahr 2012 aus, das sind 3,2 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Heuer sind weitere hinzugekommen. Die Stiftungen verwalten zusammen ein Vermögen von rund 100 Milliarden Euro. Das Grundkapital darf niemals angetastet werden, es besteht für die Ewigkeit. Doch mit ihren Zinserträgen leisten Stifter und Stiftungen einen unverzichtbaren Beitrag für das soziale und kulturelle Leben im Land. Allein 36 Treuhand-Stiftungen sind unter dem Dach des Rummelsberger Stiftungszentrums organisiert. Diese Einrichtung der Diakonie im Nürnberger Land ist eine ganz junge: Sie bündelt seit fünf Jahren treuhänderische Stiftungen, die schon mit kleineren Beträgen ins Leben gerufen werden können, berät bei Zu- und Unterstiftungen und steht auch bei der Gründung einer eigenen rechtsfähigen Stiftung mit größerem Kapitaleinsatz zur Seite. Das Stiftungszentrum übernimmt die gesamte Verwaltung. Wie vielfältig das unterschiedliche Engagement der Rummelsberger Stifter wirkt, zeigen die folgenden Beispiele.
Diakon Mathias Kippenberg, der Leiter des Rummelsberger Stiftungszentrums, versammelt nicht nur Bürgerinnen und Bürger um sich, die seit vielen Jahren einen Teil ihres Vermögens in Einrichtungen der Rummelsberger Anstalten fließen lassen. Er hat auch die Mitarbeiter zum Gespräch gebeten, die vor Ort dafür sorgen, dass das Geld gut und sinnvoll angelegt ist.
Wie etwa Roland Kopp, Werkerzieher im Jugendhilfeverbund. Er betreut 24 junge Burschen zwischen 13 und 16 Jahren, die – teils lernbehindert, teils erziehungsschwierig – neben einem Schulabschluss auch eine Lebensorientierung mitbekommen sollen. Sie absolvieren deshalb Praktika in Hauswirtschaft genauso wie auf Baustellen und lernen dabei Kollegialität, Hilfsbereitschaft und den schonenden Umgang mit Werkstoffen und Material.
Die Jungs bauen gerade in Hersbruck ohne Hilfe von Profifirmen ein acht mal zehn Meter großes Holzhaus, das künftig für Freizeiten genutzt werden soll. Finanziert wird das Ganze aus Mitteln der Treuhand-Stiftung von Sieglind und Rüdiger Steinhagen. Das kinderlose Ehepaar (sie ist 62 Jahre alt, er 65) gehört zu den Mitgliedern der ersten Stunde im Rummelsberger Stiftungszentrum. Seit 2007 hat sich bei dem ehemaligen Siemens-Mitarbeiter, der viel im Ausland unterwegs war, und seiner Frau die Einstellung zu Luxus und den so genannten schönen Dingen des Lebens geändert. »Wir hatten in unserem Leben so viel Glück und sind zu der Erkenntnis gelangt, dass wir hier vor Ort etwas bewegen möchten«, sagen sie. Und so haben die beiden eine ganz besondere Beziehung zum Holzhaus im Nürnberger Land entwickelt: Sie tragen nicht nur die Kosten für die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, sondern legen auch noch selbst Hand an. »Wir helfen beim Kabelverlegen und Verdrahten, und in einigen Räumen brennt das Licht schon«, sagt Rüdiger Steinhagen, der sich trotz eines kürzlich überstandenen Herzinfarkts seine Euphorie nicht nehmen lässt. Er spendet damit neben Geld auch Zeit. Und Werkerzieher Kopp ergänzt, wie wichtig es sei, dass die Jugendlichen durch das gemeinsame Arbeiten lernen, ihre Bedürfnisse auszudrücken und nicht einfach wegzurennen, wenn es mal brenzlig wird: »Die Jungs pflegen auch das Grundstück selber, und im Winter erledigen sie die ganze Waldarbeit mit der Hand.«
Vorleserin mit großem Herz
Dieser Gedanke, durch Nachhaltigkeit ein Beispiel für kommende Generationen zu schaffen und als Stifter mitzuerleben, dass der eigene Nachlass gut angelegt ist, ist für Diakon Volker Deeg ein bestechendes Argument bei der Überlegung, eine Stiftung zu gründen. Deeg leitet die Abteilung Marketing, Organisations- und Personalentwicklung bei den Rummelsbergern und ist zudem Chef des Wichernhauses in Altdorf, einer großen Komplexeinrichtung für Menschen mit Behinderung. Auch dort sind Stiftungsgelder angelegt. Sie machen hier sichtbar, dass Werte und Vermögen Ertrag bringen.
Die ehemalige Lehrerin Liselotte Kenner (74) aus dem Nürnberger Norden hat ebenfalls ein großes Herz für Kinder und Jugendliche. Der Pädagogin engagiert sich in der Nürnberger Fenitzerstraße im »Haus der Talente«. Dort ist sie nicht nur als Vorleserin aktiv, sondern möchte, dass Kinder frühzeitig eine musikalische Bildung bekommen. Eine Freundin, ebenfalls Stifterin, knüpfte den Kontakt zu Mathias Kippenberg, der auch gleich die Idee hatte, Liselotte Kerner und die Kinder der Fenitzerstraße zusammenzubringen.
Für Liselotte Kenner hat das Stiften einen wichtigen sozialen Aspekt: »Viele von uns sind alleinstehend, haben keine Familie. Deshalb finde ich es wunderbar, dass Diakon Kippenberg regelmäßig Stiftertreffen und gemeinsame Ausflugsfahrten organisiert.« Dadurch lerne man sich besser kennen. Dass mittlerweile aus dieser Gemeinschaft Freundschaften hervorgegangen sind, kann Kippenberg, dessen Diskretion und Zurückhaltung von allen ausdrücklich gelobt wird, nur bestätigen.
Unterstützung für Sterbebegleiter
Den Schwerpunkt Seniorenarbeit hat sich Hans-Georg Ernst (88) für seine Stiftung ausgewählt. Da seine gleichaltrige Frau in der Pflegeabteilung des Rummelsberger Stephanushauses mittlerweile verstorben ist, hat er gerne Kontakt zu Diakon Herbert Bühling, dem stellvertretenden Leiter des Altenhilfeverbundes. Diakon Bühling und sein Kollege Johannes Deyerl, der für die Hospizarbeit im Nürnberger Land zuständig ist, erläutern eindrucksvoll, wie knapp die Mittel für die Altenhilfe mittlerweile geworden sind. Ohne zusätzliche Einnahmequellen wären eine vernünftige Unterstützung und Weiterbildung der ehrenamtlichen Sterbebegleiter in den Heimen, die Betreuung von schwerstkranken und sterbenden Menschen oder der Besucherdienst für alleinstehende Senioren nicht mehr denkbar. »Und wenn man dann noch mit der finanziellen Hilfe von Herrn Ernst am Stephanushaus einen Streichelzoo bauen kann, dann ist dies eine tolle sichtbare Ergänzung unserer Arbeit«, sagt Bühling.
Ein Beispiel haben sich die Stifter bei ihrem Treffen dann auch angesehen: Das mittlerweile 30 Jahre alte Jugendhauszentrum der Rummelsberger, ein damals innovatives Konzept von Tagesstätten für Schüler und Jugendliche mit Erziehungsdefiziten. In kleinen Wohngruppen können dort verhaltensauffällige Schüler in speziell gestalteten Räumen ihre Hausaufgaben machen, gemeinsam essen und spielen. Das Raumkonzept und die stabilen Holzmöbel dafür wurden in der eigenen Schreinerwerkstatt entworfen und umgesetzt. Für maximal neun Kinder stehen zwei Betreuer zur Verfügung, die, neben den Lehrern in der Förderschule, Ansprechpartner und Helfer sind. Die Gebäude selber sind schon etwas in die Jahre gekommen und deshalb stehen seit einiger Zeit umfangreiche Renovierungsarbeiten an. Fassaden werden erneuert, Zimmer neu gestaltet. Auch dies sind sichtbare Beweise für den sinnvollen Einsatz von Stiftergeldern.
Karin Jungkunz; Fotos: Mile Cindric
Wer sich selber mit dem Gedanken befasst, sein Vermögen für die Erfüllung solcher wichtigen sozialen Aufgaben zur Verfügung zu stellen, der kann sich am bundesweiten Tag der Stiftungen am 1. Oktober weitere Informationen holen. Die Rummelsberger Stiftung präsentiert sich zusammen mit der Sparkasse und weiteren Einrichtungen mit einer Gemeinschaftsausstellung im Nürnberger CVJM-Haus am Kornmarkt 6. Auch Stifter werden da sein und Fragen beantworten. Die Veranstaltung beginnt um 10 Uhr. Um eine Anmeldung bei Diakon
Mathias Kippenberg wird gebeten,
Tel. 09128 / 500 oder per Mail:
kippenberg.mathias@rummelsberger.net

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