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Ist Alzheimer bald heilbar?

Im Kampf gegen die Alzheimer-Erkrankung ist einem Wissenschaftler-Team an der Berliner Charité und der Universität Zürich möglicherweise ein entscheidender Schritt gelungen: Durch die Blockade eines Botenstoffes des Immunsystems konnten bei Alzheimer-Mäusen die krankheitstypischen Veränderungen deutlich reduziert werden. Das Team hat nun einen neuen Therapieansatz vorgeschlagen. Dieser Ansatz verspricht sowohl bei der Vorbeugung als auch bei der Therapie der bereits manifestierten Krankheit Potential.

An Mäusen haben Wissenschaftler der Universität Zürich und der Berliner Charité einen neuen Therapieansatz erforscht. Die klinische Erprobung an Menschen soll bald schon folgen. Foto: epd

Im Kampf gegen die Alzheimer-Erkrankung ist einem Wissenschaftler-Team an der Berliner Charité und der Universität Zürich möglicherweise ein entscheidender Schritt gelungen: Durch die Blockade eines Botenstoffes des Immunsystems konnten bei Alzheimer-Mäusen die krankheitstypischen Veränderungen deutlich reduziert werden. Das Team hat nun einen neuen Therapieansatz vorgeschlagen, der jetzt in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals Nature Medicine* veröffentlicht wurde. Dieser Ansatz verspricht sowohl bei der Vorbeugung als auch bei der Therapie der bereits manifestierten Krankheit Potential.
Die Alzheimer-Erkrankung zählt zu den häufigsten Ursachen einer Demenz. Bei etwa 1,5 Millionen Betroffenen allein in Deutschland und der Schweiz wird weltweit mit einer Verdoppelung der Patientenzahl innerhalb der nächsten 20 Jahre gerechnet. Eine zentrale Rolle bei dieser Krankheit spielt die Ablagerung von bestimmten Eiweißen in den Gehirnen der Erkrankten, darunter das sogenannte Amyloid-β. Prof. Frank Heppner vom Institut für Neuropathologie an der Charité und sein Fachkollege Prof. Burkhard Becher vom Institut für Experimentelle Immunologie an der Universität Zürich konnten zeigen, dass das Ausschalten bestimmter Botenstoffe des Immunsystems, sogenannte Zytokine, zu denen auch die Interleukine gehören, die Amyloid-β-Ablagerungen bei Alzheimer-Mäusen verringerte. Dabei zeigten sich mit einer Reduktion des Amyloid-β um ca. 65 Prozent die stärksten Effekte.
Folgeexperimente zeigten, dass sich substantielle Verbesserungen bei Verhaltenstests ergaben, wenn den Mäusen im Experiment blockierende Antikörper gegen das Immunmolekül p40 verabreicht wurden. Diese Wirkung wurde auch erzielt, wenn die Mäuse bereits Symptome der Krankheit zeigten. Da der Spiegel des p40 Moleküls in der Hirnflüssigkeit und im Blutplasma von Alzheimer- erhöht ist, liegt eine Relevanz für die Therapie beim Menschen nahe.
Die Bedeutung des menschlichen Immunsystems bei der Erforschung der Alzheimer-Erkrankung liegt im Fokus gegenwärtiger Forschungsbemühungen. Heppner und Becher vermuten zwar, dass die Zytokine keine kausale Bedeutung für die Erkrankung selbst haben, und dass der Mechanismus des Immunmoleküls p40 bei der Alzheimer-Erkrankung weiterer Klärung bedarf. Jedoch sind sie davon überzeugt, dass die Ergebnisse ihrer sechsjährigen Forschungsarbeit den Schritt in klinische Studien beim Menschen rechtfertigen.
Im Rahmen anderer Erkrankungen wurde bereits eine Medikation zur Unterdrückung von p40 beim Menschen eingesetzt. „Aufgrund der Datenlage und Erfahrungswerte zur Verträglichkeit des Medikaments“, so die beiden Wissenschaftler, „kann nun eine klinische Studie ohne Verzögerung angegangen werden. Jetzt geht es darum, den neuen Therapieansatz rasch an den Patienten zu bringen.“

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