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Heinz löst Probleme mit dem Lötkolben

Heinz Horbaschek in seiner Werkstatt.

Heinz Horbaschek ist ein gefragter Interviewpartner und Fachmann bei Veranstaltungen sowie Fragen rund um Klimawende und erneuerbare Energien. Wärmepumpen, PV-Anlagen, Heizkraftwerke – der Experte des Erlanger Bund Naturschutz (BN) kennt sich aus. Womit sich der 82-Jährige aber noch auskennt, weiß kaum jemand: mit alten und antiken Radios, auch Plattenspielern, Grammophonen und allem, was damit zu tun hat. Eigentlich zeigt er seine Sammlung kaum jemandem, doch für sechs+sechzig macht er eine Ausnahme.

»Das sind die schönen Stücke«, sagt Horbaschek, als er ins Wohnzimmer führt. Links der moderne Teil mit dem Sofa, rechts die Ecke mit Radios, Grammophonen und Röhren. Auch im Keller und im ersten Stock hat der Erlanger historische Geräte, die meisten aus den 1930er oder auch den 1950er und 1960er Jahren. Darunter sind unter anderem Fabrikate von Siemens, Loewe, Edison, Saab, Telefunken, Philipps oder Lumophon. Sein ältestes Radio ist mehr als 100 Jahre alt.

Der Klang war einzigartig

Über den Wert seiner Stücke spricht er, verständlicherweise, nicht. Umso mehr aber über deren Technik und seine Liebe für die Geräte: »Mich fasziniert das Design, da waren noch Ideen und Formgebung drin«, sagt er und deutet auf verschiedene Lautsprecher, »die haben noch einen Charakter, das gibt es heute nicht mehr«. Auch der Klang sei einzigartig, schnell wechselt er bei einem Plattenspieler die Nadel aus, legt eine Scheibe auf und schon erklingt der typische Sound, den man aus den 30er Jahren kennt. Ähnlich ist es bei den Radios, die Heinz Horbaschek an- und ausschaltet – alle Geräte funktionieren noch. Oder wieder.

Denn (fast) wichtiger als das Sammeln sind für den Diplom-Ingenieur, der viele Jahre lang bei Siemens in der Medinztechnik in Erlangen gearbeitet hat, das Tüfteln, Problem finden und Reparieren. Und, wenn es sein muss, sogar das neue Zusammensetzen aus verschiedenen Teilen. So wie bei dem Radio-Gehäuse, das er gerade im Garten lagert: »Ein Wurm hatte sich ins Holz gefressen«, erzählt er, »ich hatte es eine gute Stunde im Backofen bei hoher Temperatur, jetzt müsste der Wurm weg sein«. Die von ihm gebohrten Löcher sind allerdings noch deutlich zu sehen. »Wie bekomme ich die jetzt auch noch raus?«, fragt er und blickt kritisch auf das Gerät. Aber keine Sorge: Auch dafür wird Heinz Horbaschek eine Lösung finden.

Aller Anfang war AFN

So wie bereits als Zehnjähriger in Ansbach. »Der AFN-Sender der Amerikaner war oben am Berg, und wir haben darunter gewohnt, da konnte ich mit einem einfachen Detektor und einem Stück Draht, das ich von einem Haus zum anderen gespannt habe, den Sender empfangen. Ich bin dann auf dem Kopfhörer eingeschlafen«, erzählt er. Daher habe er schon damals alle amerikanischen Sender gekannt.

Das war quasi der Beginn seiner »Radio«-Karriere. Der junge Horbaschek macht in Ansbach eine Ausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker, arbeitet für eine kurze Zeit als Geselle in dem Beruf. Auch dann noch, als er über den zweiten Bildungsweg an der Fachhochschule in Nürnberg, der jetzigen Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm, Elektrotechnik studiert. »Das Studium habe ich mir im Wesentlichen mit der Arbeit bei meinem zweiten Ansbacher Chef verdient. Von meinem Vater hat es nicht viel gegeben, mein Chef hat mir vom Bügeleisen bis zum Fernseher alles auf eine Werkbank gestellt und das habe ich dann am Wochenende repariert.«

Bald beginnt er in Erlangen bei Siemens im Unternehmensbereich Medizintechnik (UB Med), heute Siemens Healthineers AG. Die Radio-Leidenschaft gerät da mit Arbeit und Familie kurz ins Hintertreffen, bis der Ingenieur 1990, als er von der Vor- in die Produktentwicklung wechselt, mehr Verantwortung bekommt, abends wach liegt und – wieder einmal – über Probleme und Lösungswege nachdenkt. »Ich habe mich in dem Moment an die Radios erinnert und mir sofort wieder eines gekauft, das war für mich dann Ablenkung und Hobby zugleich.« Außerdem nützt es ihm bei seiner Tätigkeit: »Das Praktische aus meiner Lehrlingszeit hat mir in meinem Beruf immer geholfen.«

Auf Flohmärkten und in Auktionshäusern auf der Jagd

Die besten Stücke werden im Wohnzimmer präsentiert.

Dazu kommt: Er ist in seinem Beruf viel auf Dienstreisen unterwegs. »Was soll man am Wochenende in den USA im Hotel machen? Da bin ich dann zum Beispiel in Chicago, San Francisco oder New Orleans in Geschäfte oder auf Trödelmärkte gegangen und habe nach alten Radios geschaut.« Auch auf Flohmärkten und in Auktionshäusern in Deutschland findet er so manches Stück – bis es schließlich über 1000 Röhren und mehr 100 als Radios sind.

Inzwischen hat Heinz Horbaschek schon einige weggegeben oder verkauft. Knapp 90 Radios sind es noch, die im ganzen Haus verteilt sind, etliche Plattenspieler, Grammophone und unzählige Röhren. Seine Frau, sagt er, habe das nie gestört. Einige Stücke haben sich seine Enkel schon ausgesucht. Und die vielen anderen? »Ich muss mal sehen«, antwortet Horbaschek, »ich wollte schon eine Liste an das Rundfunkmuseum in Fürth schicken, ob sie dort etwas brauchen können«. Er überlegt auch, einige Geräte über das Internet zu verkaufen. Vielleicht wisse der eine oder andere Liebhaber die Stücke zu schätzen. Was er aber auf keinen Fall möchte: dass die Radios irgendwann einmal verschrottet werden.

Text: Sharon Chaffin
Fotos: Mile Cindric

 Information

Wer ein altes Radio oder ein anderes antikes Gerät hat, das nicht funktioniert und das dem Besitzer oder der Besitzerin am Herzen liegt, kann sich an Heinz Horbaschek wenden; er versucht dann zu helfen. E-Mail: siemed@horbiradio.de oder moehrendorf@energiewende-erlangen.de – auch beim Repaircafé in Möhrendorf (Landkreis Erlangen-Höchstadt) ist Horbaschek ehrenamtlich engagiert.

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