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Kaufhausgründer und letzter Jude Pottensteins

Melanie Schulz erinnert an David Minkowski, der nach dem Krieg mit einem Kaufhaus erfolgreich war.

Sie haben noch nie von David Minkowski gehört? Dann ist Ihnen bislang eine der interessantesten Lebensgeschichten entgangen, die es aus der Fränkischen Schweiz zu erzählen gibt. Sie handelt von einem jüdischen KZ-Häftling, der zum Gründer einer regionalen Kaufhaus-Kette wurde. 

Die Geschichte hat sich in Pottenstein zugetragen und beginnt am Schöngrundsee. Was heute nach purer Natur aussieht, geht in Wahrheit auf einen SS-Standartenführer währen der Herrschaft der Nationalsozialisten zurück, der hier eine SS-Karstwehr mit Wasserübungsfläche einrichten ließ. Dazu wurde der nach Pottenstein fließende Weihersbach Anfang der 1940er Jahre aufgestaut. Ein Barackenlager für die Elitegruppe entstand auf dem sich neben dem See hochziehenden Berg Branitz. Für die Arbeiten auf dem Gelände wurden Häftlinge aus dem Konzentrationslager Flossenbürg eingesetzt. 

In Schlesien geboren

Hier kommt der jüdische David Minkowski ins Spiel. 1916 in Schlesien geboren, wuchs er in einem familiären Betrieb auf, der mit Schneiderwaren handelte. Er wurde während der NS-Zeit als Zwangsarbeiter im schlesischen Markstädt verpflichtet, wo er bei einem Dachdeckermeister arbeitete und von diesem gut behandelt wurde. 1944 kam er ins KZ Flossenbürg. Um zu überleben, meldete sich David Minkowski zum Außeneinsatz in Pottenstein und wurde aufgrund seiner Kenntnisse zu Dachausbesserungsarbeiten im Branitz-Lager eingesetzt. Untergebracht waren die Häftlinge im Lagerhaus des Brauereibesitzers Georg Mager im Pottensteiner Scheunenviertel. 

In Pottenstein blieb Minkowski bis zur Befreiung, und auch danach lebte er in Pottenstein. Hier gründete er 1950 sein erstes Warenhaus. Angefangen hatte sein Handelsimperium kurz nach dem Krieg, als er einer Metzgersfrau ein Paar Schuhe besorgte und dafür eine Gans erhielt. Voller Tatendrang begann der 29-Jährige zielstrebig, Bezugsquellen aufzutun und die notleidende Bevölkerung mit Lebensmitteln, Textilien und Schuhen zu versorgen. In der Fischergasse, dort wo heute das Geschäft »Bauer Moden« ansässig ist, eröffnete er sein erstes Warenhaus, das bis 1996 Bestand hatte. Das »Kaufhaus Minkowski – das Haus der günstigen Preise« war das erste von insgesamt fünf Geschäften – neben Pottenstein auch in Pegnitz, Creußen, Ebermannstadt und Heroldsberg. 

Anders als alle anderen überlebenden Jüdinnen und Juden in Pottenstein, die nach der Gründung des Staates Israel auswanderten, blieb David Minkowski mit seiner Familie hier. Ihn hielt wohl sein schlesischer Clan, der ihm Sicherheit und Heimat vermittelte, davon ab. Nicht zuletzt war er beliebt bei den Leuten, und das lässt sich ein Geschäftsmann nicht entgehen.

Text: Alexandra Foghammar
Foto: Claus Felix

Information

Melanie Schulz, zert. Natur- und Landschaftsführerin Fränkische Schweiz: Stationenwanderung »Kaufhaus Minkowski – Der letzte Jude von Pottenstein«, Samstag, 9. September 2023, 15-17.30 Uhr, 4 Euro pro Person, gutes Schuhwerk und Wasserflasche empfohlen. 

Anmeldung: Melanie Schulz,
Telefon 09244/982944,
E-Mail Schume@gmx.net

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