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Stiftung hilft bei Finanzfragen

Nachsitzen für mehr Finanzwissen: Die Nürnberger Stiftung »Deutschland im Plus« gibt Nachhilfe zum Thema Geld.

Philipp Blomeyer kann sich noch daran erinnern, wofür er das erste Mal in seinem Leben eine größere Summe Geld ausgegeben hat: »Mein Bruder und ich haben uns zusammen den lange ersehnten Radiorekorder gekauft. Darauf haben wir ein ganzes Jahr gespart.« 199 Deutsche Mark hatte das Gerät gekostet, gut investiertes Geld. Denn endlich konnten die beiden Heranwachsenden nach Herzenslust Musik aufnehmen und hören.

Heute ist Blomeyer Vorstandsvorsitzender der Stiftung »Deutschland im Plus« mit Sitz in Nürnberg. Sie setzt sich seit 15 Jahren dafür ein, dass junge Menschen über Finanzen Bescheid wissen, und engagiert sich, um der Überschuldung von Menschen entgegenzuwirken. Insgesamt sind in Deutschland 6,16 Millionen Personen betroffen, darunter auch viele Heranwachsende. Dafür verfügt die Stiftung über ein Kapital von vier Millionen Euro – eine solide Basis, die nicht angetastet wird. Ihre Projekte werden aus Spenden finanziert. 

In jeder Lebensphase werden finanzielle Entscheidungen getroffen

Was Blomeyer besonders wichtig ist: Die Stiftung verpflichtet sich zu absoluter Neutralität – auch von ihrer Gründerin, der TeamBank AG in Nürnberg. »Deutschland im Plus« unterliegt der Stiftungsaufsicht der Regierung von Mittelfranken und ist gemeinnützig. 

Das Herzstück der Stiftung ist die Vermittlung von ökonomischer Bildung. Denn: In jeder Lebensphase werden finanzielle Entscheidungen getroffen. »Wer ein fundiertes Wissen hat, ist klar im Vorteil und kann verantwortliche, mündige Entscheidungen treffen, meint der Vorstandsvorsitzende. 

Das Idealbild einer allseits präsenten Finanzkompetenz entspricht bisher leider nicht ganz der Realität: Etliche Studien belegen, dass die wirtschaftlichen und finanziellen Kompetenzen in Deutschland im Bevölkerungsquerschnitt ausbaufähig sind.

In der Schule bekommen die Kinder und Jugendlichen Finanzthemen häufig nur am Rande mit. »Der richtige Umgang mit Geld ist nicht durchgängig in den Lehrplänen verankert«, sagt Blomeyer und erinnert an einen Tweet der damals 17 Jahre alten Schülerin Naina, der Schlagzeilen gemacht hat. Sie schrieb 2015, sie habe keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber sie könne eine Gedichtanalyse in vier Sprachen schreiben. 

Um Jugendlichen wie Naina einen besseren Einblick zu verschaffen, geben Fachleute von »Deutschland im Plus« an den Schulen ihr Wissen weiter. So auch die Stiftungsreferentin Pamela Sendes: »Wir klären die Schülerinnen und Schüler zum Beispiel über Kostenfallen bei Handyverträgen auf und sensibilisieren sie dafür, dass man bei Zahlungen von Online-Bestellungen mit dem Zahlungsanbieter Klarna schnell den Überblick verlieren kann.«

Immer mehr Verlockungen

Verlockungen für junge Menschen gäbe es viele, merkt Sendes an, und verweist auf Influencer, die immer neue Produkte präsentieren oder auch die Flut von Werbung, der Jugendliche ständig ausgesetzt sind. Wie schafft man es, nicht ins Minus zu geraten? Darüber sprechen die Referentinnen und Referenten in den Klassen, von denen sie eingeladen werden. Sie erreichen bundesweit zwischen 6000 und 10.000 junge Menschen auf diese Weise pro Jahr. 

Sendes und ihre Kollegen diskutieren mit Jugendlichen und Lehrkräften über selbstbestimmtes Verbraucherverhalten und erläutern, wie man seine Finanzen im Blick behält. »Dafür machen wir mit den Teilnehmern eine Budgetplanung: Wir lassen Einnahmen und Ausgaben gegenrechnen, damit sie sehen, wie viel sie ausgeben können, ohne ins Minus zu geraten«, sagt die Referentin. Alles soll so nah wie möglich an der Lebenswelt der Schüler sein. Gut kommt bei den Jugendlichen etwa die Finanz-App »Mein Budget – Ausgaben im Griff« an.

Wenn die Kauflust größer ist als das Konto

Nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts ist unwirtschaftliche Haushaltsführung eine der häufigsten Ursachen für Überschuldung in der Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen. Genau hier setzt die Stiftung an. »Mit unserem Angebot für finanzielle Bildung möchten wir bereits der Entstehung von Ver- und Überschuldung präventiv entgegenwirken«, erläutert Blomeyer.

Mit einer kostenfreien Beratung unterstützt die Stiftung außerdem Menschen, die bereits in die Schuldenfalle geraten sind. Dafür sind 40 Schuldnerberater aus vier Schuldnerberatungsstellen im Einsatz. 

Anstatt so bald wie möglich professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, kämen die meisten Menschen leider erst, wenn ihr Eigenkapital schon aufgebraucht ist und sie tief in den roten Zahlen sind, so die Erfahrung der Experten. Dabei muss sich niemand schämen. Fast jeder zehnte Erwachsene in Deutschland ist von Überschuldung betroffen. Oft ist nicht der leichtsinnige Umgang mit dem Geld der Grund, sondern Krisen, die jeden treffen können. 

Seit neuestem nimmt »Deutschland im Plus« auch die ältere Generation genauer in den Blick. Man hat die Informationsveranstaltung »Sorglos in den Ruhestand« ins Leben gerufen. Sie richtet sich an Menschen, die in nicht mehr allzu ferner Zeit in Rente gehen. »Viele haben keine Vorstellung davon, dass sie dann mit viel weniger Geld auskommen müssen«, so Blomeyers Erfahrung. Eigentlich sollte man sich schon rund zehn Jahre vor dem Renteneintritt damit befassen, ob sich Finanzlücken ergeben – und natürlich entgegensteuern, lautet sein Appell. 

Angebot für Geflüchtete

Der Stiftung ist es wichtig, auch Randgruppen nicht zu vergessen. In Kooperation mit Bildungszentren, kirchlichen und sozialen Trägern möchte man jungen Geflüchteten das Leben in Deutschland erleichtern. Für sie wurde ein eigenes Angebot entwickelt. Referentinnen und Referenten aus den unterschiedlichsten Herkunftsländern bieten Workshops für jugendliche Migranten an, damit sie mit den neuen Gegebenheiten beim Einkaufen und Bezahlen besser zurechtkommen. »Das ist ein wichtiger Baustein für gelungene Integration«, hebt Blomeyer hervor.

Auch für inhaftierte Jugendliche hat die Stiftung Bildungsangebote parat. Zu wissen, wie man mit Geld umgeht, sei ein Schlüssel zur Existenzsicherung und für ein unabhängiges, selbstbestimmtes Leben nach der Haftentlassung. Ein schuldenfreies Dasein trägt aus Sicht der Stiftungsverantwortlichen wesentlich zur Resozialisierung bei. Deshalb stellt man sozialen Einrichtungen oder Lehrkräften, die in der JVA tätig sind, Unterrichtsmaterialien von »Deutschland im Plus« zur Verfügung. 

Neben Prävention und Schuldnerberatung ist die Forschung die dritte Säule der Stiftung. Sie finanziert den »Überschuldungsreport«. Er beschreibt die wirtschaftliche und soziale Realität der Menschen, die ihren finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen können. Ziel der Studie ist es, beteiligten gesellschaftlichen Gruppen aus Politik, Verwaltung und Schuldnerberatung, betroffenen Haushalten und den Anbietern von Finanzdienstleistungen belastbare Daten zur Verfügung zu stellen. Die Misere kann jeden treffen. Aber wer sich mit Finanzthemen auskennt, ist besser gewappnet. 

Text: Alexandra Voigt
Foto: Michael Matejka

Information

Wer in die Schuldenfalle geraten ist oder jemanden kennt, der Hilfe benötigt, kann sich an die Schuldnerberatungsstellen wenden. Die vier Einrichtungen werden von der Stiftung »Deutschland im Plus« beauftragt und finanziert. Die Beratungsstellen sind unter der Hotline 0800/5035851 montags bis freitags von 10 bis 13 Uhr sowie zusätzlich dienstags und donnerstags von 15 bis 18 Uhr telefonisch erreichbar.

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