Das Thema »Ältere Menschen und das Internet« bietet kein einheitliches Bild. Einerseits sind die Älteren die zahlenmäßig am schnellsten wachsende Gruppe im Netz; andererseits scheint das Netz wie selbstverständlich das Lebensgefühl und den Lebensstil jüngerer Menschen zu repräsentieren. Wohl nirgends wird dies deutlicher als am Beispiel der sogenannten Freunde beim sozialen Netzwerk Facebook. Je mehr man davon hat, desto besser – und wer dazu zählt, gilt als jung, gebildet und attraktiv. Ältere fallen bei dieser »Freunde-Währung« völlig heraus.
Aber was bewegt die Menschen – egal ob ältere oder jüngere – wirklich? Wo finden sie im Internet-Zeitalter (echte) Freunde, Partner oder Personen, die ihnen helfen oder mit ihnen auf Reisen gehen? Diesen Fragen versucht das Marktforschungsinstitut Psyma Group AG aus Rückersdorf im Nürnberger Land unter der Leitung von Matthias Fargel in einer Umfrage für das Magazin sechs+sechzig nachzugehen. Rund 1000 Personen wurden übers Internet befragt. Sie wurde in drei Gruppen unterteilt: Die 31- bis 46-Jährigen, die 47- bis 62-Jährigen und schließlich die über 63-Jährigen. Die Ergebnisse der Befragung sind durchaus überraschend.
Insgesamt zeigt sich, dass für breite Bevölkerungskreise das Internet mehr Kommunikationsmöglichkeiten geschaffen hat und gerade den Älteren zusätzliche Mobilität und Freiheit im Zugang zu Informationen und Kontakten bietet. Wird das Fahren auf der weltumspannenden Datenautobahn einmal beherrscht, bietet das Internet gerade den Älteren praktische Alternativen zum Gang in die Bibliothek oder zum Briefkasten und gewährt spontane Kontakte. Dabei hat das Interesse an neuen Bekanntschaften und Freundschaften mit zunehmendem Alter nicht nachgelassen. Trotzdem heißt es für jeden, der neue Freunde sucht: »Raus aus den eigenen vier Wänden«. Der erste Schritt kann heute aber auch virtuell erfolgreich sein. Ältere haben bisher damit eher wenig Erfahrungen gesammelt, aber ein Drittel und mehr sehen im Internet eine grundsätzliche Möglichkeit, ihren Bekanntenkreis mit neuen Kontakten anzureichern. Diese Zahlen zeigen gut, welches Potenzial in Online-Kontaktbörsen noch steckt. Diese Einschätzung kann auch das Magazin sechs+sechzig mit seinem Internetauftritt und seiner Ehrenamts- und Kontaktbörse bestätigen.
Wie gehen Ältere mit Partner-Börsen um und welche Erwartungen haben sie daran? Nur eine Minderheit der über 62-jährigen Befragten hat schon einmal versucht, online neue Freunde oder Partner zu finden. Ältere halten sich selten in Partner-Börsen auf; diesen Weg der Kontaktanbahnungen nutzen nur sieben Prozent. Tendenziell steht er eher Jüngeren offen, die in den letzten fünf Jahren drei Mal häufiger einen Freund, Helfer oder Partner über eine Online-Börse gefunden haben.
Fragt man aber danach, ob Internetbörsen bei der Partner- oder Freundessuche in Betracht gezogen werden, ist das Potenzial der Interessierten um das Drei- bis Zehnfache höher (siehe auch Grafik). Zwar denken nur halb so viel Ältere daran, einen Lebenspartner über eine Partner-Börse zu finden, aber sie äußern beinahe genauso häufig die Absicht, über eine solche Institution im Internet Freundschaften oder Reisepartner zu finden wie andere Altersgruppen. Auch bei der Suche nach Menschen zur Freizeitgestaltung oder zur Ausübung eines gemeinsamen Hobbys sind viele Ältere daran interessiert, Partner-Börsen zu nutzen.
Zuletzt wollten die Wissenschaftler der Psyma Group noch wissen, ob Partner-Börsen unabhängig vom Alter angeboten werden sollten. Interessanterweise sprach sich eine Mehrheit der befragten Jüngeren gegen eine solche Altersbeschränkung aus, während sich die über 62-Jährigen bei dieser Frage mit 34 Prozent eher zurückhaltend äußerten. Alterspezifische Partner-Börsen findet in allen Gruppen aber nur eine Minderheit attraktiv. Unter den Befürwortern altersgebundener Partner-Börsen wiederum ist eine Mehrheit für eine Altersbeschränkung von etwa 55 Jahren.
Freundschaften sind nicht gefährdet
Erstaunlich auch, dass trotz aller Unkenrufe keine der Altergruppen Auswirkungen durch das Internet auf reale Freundschaftsbe-ziehungen befürchtet: Sind es bei der Gruppe bis 46 Jahre nur vier Prozent, so sehen die über 62-Jährigen, trotz ihrer hohen Wertschätzung für das weltweite Datennetz, diesbezüglich überhaupt keine Gefahr vom Internet ausgehen. Die Forscher von Psyma haben angesichts der Vielzahl von Partner-Börsen versucht, die Belastbarkeit dieser Aussage zu überprüfen. Dazu wurden die drei Gruppen (31 bis 46 Jahre, 47 bis 62 Jahre und ab 62 Jahre) gefragt, wie und auf welche Art sie in den letzten fünf Jahren neue Menschen kennengelernt haben. Ältere in der nachberuflichen Phase haben natürlich kein Arbeitsumfeld mehr, in dem sie andere Menschen kennenlernen könnten. Neue Bekanntschaften schließt diese Altersgruppe bei ehrenamtlichen Tätigkeiten, in Vereinen und besonders im Urlaub und auf Spaziergängen. Und in diesem Verhalten unterscheiden sich die Älteren kaum von den Befragten der anderen Altersgruppen. Gemeinsam ist Allen, dass die Familie und der Bekanntenkreis sowie die Nachbarschaft die Basis der sozialen Beziehungen darstellen. Einzige signifikante Ausnahme sind Bekanntschaften auf Reisen: Hier kommen Ältere beinahe doppelt so oft mit neuen Leuten in Kontakt wie die Menschen in der Gruppe der 31- bis 46-Jährigen.
Tor zur Welt des Wissens
Allgemein lässt sich sagen, dass die Bedeutung des Internets in der Altersgruppe der über 62-Jährigen als »Tor zur Welt des Wissens« sehr hoch eingeschätzt wird. Zwei Drittel der Befragten in dieser Altersgruppe konnten sich dieser Aussage anschließen, während es bei den 31- bis 46-Jährigen zehn Prozentpunkte weniger waren. Zu einem ähnlichen Ergebnis führte die Frage, ob das Internet »Freiheit und Zugang zu allen und allem« bedeute: Die Gruppe der Älteren stimmte dieser Aussage viel stärker zu als die der Jüngeren.
Man sollte sich deshalb aber keine Sor-gen machen, dass das Internet das Leben der Menschen zu sehr bestimmt – zumindest nicht in naher Zukunft. Denn nur knapp ein Viertel aller Befragten ist der Meinung, dass das Internet ein unverzichtbarer Teil ihres Lebens sei. Und das, obwohl auch die bis zu 62-Jährigen, so darf man sicher annehmen, im Beruf häufig mit Computer und Internet zu tun haben. Diese eher pragmatische Einstellung zum Internet kommt gerade bei der Gruppe der Älteren (ab 62 Jahren) sehr zum Tragen: Obwohl gerade sie am ehesten mit Briefeschreiben und Telefonieren aufgewachsen sind, sehen sie im Internet durchaus einen »Ersatz für Telefon und Brief« (45 Prozent). Für die Befragten in den anderen Altersgruppen wird das Internet weit weniger als Ersatz für die älteren Kommunikationsmittel empfunden.
Rainer Büschel
Im September 2011 befragte das psychologisch orientierte Marktforschungsinstitut Psyma in Deutschland 1.000 Bürger im Alter von 30 bis Anfang 80 Jahren. Um eine robuste Datengrundlage für den Vergleich zwischen verschiedenen Altersgruppen zu erzeugen, wurde der Anteil der über 60- Jährigen an der Stichprobe im Vergleich zur Gesamtbevölkerung leicht erhöht (Boos-ter). Die Umfrage ist repräsentativ für Menschen in jenen Altersgruppen, die in Deutschland online erreichbar sind. Mit dem Effekt, dass in dieser Stichprobe doppelt so viele Befragte mit Hochschulreife vertreten sind als im Bundesdurchschnitt.
Die Partnerbörse von sechs+sechzig finden Sie im Internet unter www.magazin66.de
Foto: epd