Sie ist etwa so groß wie eine Kastanie, liegt direkt unter der Blase und macht Männern jenseits der 50 häufig Probleme: die Prostata. Und mit diesem typischen Männerleiden beschäftigt sich unser Digitales Arzt-Patienten-Gespräch am 11. Oktober. Anmeldeinformationen finden Sie am Ende des Artikels.
Das männliche Geschlechtshormon Testosteron sorgt dafür, dass die Vorsteherdrüse etwa ab dem 40. Lebensjahr anfängt, gutartig zu wachsen. »Mit zunehmenden Alter kann das Organ die Größe einer Mandarine oder gar Orange erreichen«, erklärt der Urologe Dr. Ekkehardt Bismarck, Ärztlicher Leiter des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) Urologie24 und Sektionsleiter Beckenboden- und Kontinenzchirurgie der Abteilung für Urologie am St. Theresien-Krankenhaus in Nürnberg.
Unterschiedliche Beschwerden
Je größer die Prostata wird, umso mehr kämpfen Männer mit unterschiedlichen Beschwerden beim Wasserlassen. Die einen müssen häufig und insbesondere auch nachts zur Toilette, bei anderen wird der Urinstrahl schwächer und wieder andere verspüren überfallartigen Harndrang. »Wir sprechen dann von einer gutartigen Prostatavergrößerung, einer sogenannten Prostata-Hyperplasie«, so Bismarck. Manche spüren von der Vergrößerung auch gar nichts, und für diesen Fall hat der Urologe eine beruhigende Botschaft: Solange der Mann keine Probleme hat, muss Mann nichts tun, egal wie groß die Prostata ist.
Bei eher milden Beschwerden und einer leicht vergrößerten Prostata helfen pflanzliche Mittel. Die Medikamente sorgen für eine Entspannung der prostatischen Muskulatur, die Reizbeschwerden lassen nach. Allerdings zahlen die gesetzlichen Krankenkassen diese Arzneimittel nicht. Kämpfen Männer mit stärkeren Problemen, dann verordnen Urologen oft sogenannte Alphablocker, die die Muskulatur in der Prostata stärker entspannen. »Die medikamentöse Therapie reicht für die meisten Männer aus, um ihre Beschwerden über viele Jahre hinweg zu behandeln«, so Bismarck.
Laser und Hochfrequenzschlingen
Wenn Betroffene aber die Blase nicht mehr vollständig entleeren können, es zu Blutungen, Entzündungen oder Steinen in der Blase kommt, dann muss Gewebe, das bei der Blasenentleerung im Weg ist, mit einem operativen Eingriff entfernt werden. Mit Hochfrequenzschlingen kann es über die Harnröhre zum Beispiel »abgehobelt« werden. Eine andere Möglichkeit ist das Lasern der Prostata, bei der das vergrößerte Drüsengewebe verdampft wird. »Das Ergebnis bei allen Verfahren ist, dass die Harnröhre wieder frei ist und die Patienten ohne Probleme Wasserlassen können«, erklärt der Urologe.
Prostatakrebs ist die häufigste Tumorerkrankung bei Männern, jedes Jahr erkranken 65.000 neu. Doch wieder hat Bismarck eine gute Nachricht: Es ist nicht der Tumor, an dem die meisten Männer sterben. »Denn durch Vorsorge und Blutuntersuchungen wird Prostatakrebs oft in Frühstadien entdeckt, die heilbar sind.« Deshalb wirbt der Urologe für die Vorsorgeuntersuchungen. Wenn in der Familie – etwa beim Vater oder Bruder – bereits Prostatakrebs diagnostiziert wurde, ist das Risiko stark erhöht, selbst zu erkranken.
Vorsorgeuntersuchungen helfen
Eine Tastuntersuchung gibt erste Hinweise auf einen Tumor. Noch mehr Aufschlüsse liefert ein Bluttest, der den PSA-Wert ermittelt. Hinter der Abkürzung verbirgt sich das »Prostataspezifische Antigen«, ein Eiweiß, das in der Prostata gebildet wird. Bei Männern mit Prostatakrebs ist der PSA-Wert meistens erhöht. »Dieser Bluttest ist aber kein Tumormarker, höhere Werte können auch durch Entzündungen entstehen«, meint Bismarck.
Der Test wird nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, der Urologe rät aber dennoch dazu. Eine weitere, eingrenzende Untersuchung ist ein spezielles bildgebendes Verfahren, das sogenannte multiparametrische MRT, das hilft, Gewebeveränderungen in der Prostata zu beurteilen. Bismarck: »Das ist die empfindlichste bildbegebende Untersuchung, die wir haben. Sie ist sehr effektiv, wird aber noch nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.«
Und wenn es Krebs ist?
Verdichtet sich der Verdacht auf eine Krebserkrankung, werden unter leichter Narkose Gewebeproben aus allen Regionen der Prostata entnommen – so entsteht eine »Gewebelandkarte« des Organs, die Hinweise darauf gibt, wo es Krebsherde gibt oder wie groß der Tumor vermutlich ist. Der Pathologe, der die Proben untersucht, macht zudem Angaben über die Aggressivität. »All diese Faktoren beeinflussen dann Art und Umfang der Behandlung. Aber auch Alter, mögliche Begleiterkrankungen und die Wünsche des Betroffenen werden mit einbezogen«, versichert Bismarck. Ist der Tumor wenig aggressiv, dann reicht es oft aus, die Geschwulst weiter zu beobachten und regelmäßig zu kontrollieren.
Wird eine Operation notwendig, wird die Prostata samt Tumor entfernt. Hat sich der Krebs schon über die Prostata hinaus ausgebreitet, hilft eine OP allein nicht mehr. Dann stehen noch eine Vielzahl an Therapieverfahren zur Verfügung, um den Patienten noch über Jahre hinweg eine gute Lebensqualität zu sichern. »Es gibt für jedes Stadium Möglichkeiten«, sagt Bismarck.
Wenn Männer das Wort Operation hören, fürchten sich viele vor Inkontinenz oder Impotenz als möglichen Folgen. »Beides ist sehr, sehr selten. Diese Eingriffe werden nur von Kolleginnen und Kollegen gemacht, die dies auch wirklich können«, versichert der Urologe. Alle Fragen oder Ängste sollten die betroffenen Männer vor einem Eingriff ganz offen mit ihrem Operateur besprechen.
Text: Karin Winkler
Foto: St. Theresenkrankenhaus
Prostataerkrankungen im Blickpunkt – wer braucht welche Behandlung?
Beim digitalen Gesundheits-Talk am Mittwoch, 11.10.2023, um 17 Uhr, informiert Sie Dr. Ekkehardt Bismarck. Anmeldung zur exklusiven Veranstaltung des Magazins »sechs+sechzig« in Kooperation mit dem St. Theresienkrankenhaus bis 10.10.2023 per Mail an info@magazin66.de. Der Zoom-Link zur Veranstaltung wird Ihnen wird rechtzeitig zugemailt.