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Wenn’s piept im Ohr – Heilung per App

Auch chronischer Tinnitus lässt sich behandeln – mit einer App. Bild: HNOnet

Viele Menschen kennen das laute Piepen im Ohr – bei den meisten handelt es sich um einen kurzzeitigen Zustand, der rasch nach ein paar Sekunden von selbst wieder verschwindet. Halten die Ohrgeräusche aber bis zu sechs Monate an, sprechen Experten von akuten Tinnitus, bestehen sie länger, von chronischem Tinnitus. Doch obwohl der Befund für viele endgültig klingt, gibt es mittlerweile gute Therapiechancen, die an der Verarbeitung der Geräusche im Gehirn und der Psyche ansetzen. Eine neue App kann dabei behilflich sein.

Das Problem bei Tinnitus liegt in den Sinneshärchen im Innenohr. Sie gehen im Laufe des Lebens kaputt – ein ganz normaler Verschleißprozess. Doch dieser Prozess verursacht irreguläre Signale im Ohr, die beim gesunden Menschen von der Hörverarbeitung wieder herausgefiltert werden. „Kommt es allerdings zu einer plötzlichen Schädigung des Ohres, Stress oder Verspannungen im Kiefergelenksbereich, werden diese Signale von der Hörverarbeitung verstärkt und können als Tinnitus wahrgenommen werden“, erklärt HNO-Arzt Dr. Uso Walter, Vorsitzender des HNOnet NRW. Damit entsteht ein Teufelskreis. Wird der Tinnitus nämlich erst einmal bewusst wahrgenommen, verursacht er selbst Stress und unterhält sich so selbst. Darüber hinaus neigt das Gehirn dazu, den Tinnitus immer weiter zu verstärken und Reizmuster auszubilden. Diese bleiben selbst dann bestehen, wenn die eigentliche Ursache der Beschwerden längst erfolgreich behoben wurde.

Daher ist der bedeutendste und zugleich schwerste Punkt bei der Behandlung des Tinnitus das Erlernen von Strategien, welche die natürlichen akustischen Filter im Gehirn wieder aktivieren. Nach den europäischen Leitlinien zur Behandlung des Tinnitus können dies ausschließlich Verhaltenstherapien. Diese sind nun mithilfe der neuen Tinnitus-App „Kalmeda“ einfach möglich, eine digitale Tinnitus-Therapie, die es sogar auf Rezept gibt. Ziel ist es, die Einstellung des Patienten zu den von ihm wahrgenommenen Ohrgeräuschen so zu verändern, dass der Tinnitus von der Hörverarbeitung unterdrückt wird. Zusätzlich erhält der Patient systematische Entspannungshilfen zur Stressreduktion. Verschiedene Hintergrund- und Naturgeräusche helfen darüber hinaus, die Wahrnehmung des Tinnitus zu reduzieren und besser zur Ruhe zu kommen. „Je mehr der Betroffene lernt, auf sich und seine Bedürfnisse zu achten und je weniger er den Tinnitus in den Mittelpunkt seiner Gedanken und seines Handelns stellt, desto besser wird es ihm gehen“, erläutert Dr. Walter den Hintergrund. „Das Übungsprogramm hilft, schlechte Einstellungen zu erkennen und durch hilfreiche zu ersetzen.“

So funktioniert‘s

Wer unter chronischem Tinnitus leidet, sucht einen spezialisierten HNO-Arzt auf, der eine Evaluation des Schweregrades des Tinnitus mithilfe eines TQ12-Fragebogens durchführt. Für Patienten bestimmter gesetzlicher Krankenkassen kann er dann eine Online-Tinnitus-Therapie mit der verhaltenstherapeutischen Tinnitus-App Kalmeda verschreiben. Diese wird dann regelmäßig benutzt, bis sich eine Verhaltensänderung einstellt. Die Dauer der Therapie beträgt 6 bis 12 Monate.

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