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Clowns erfreuen Menschen mit Demenz

Die Clowns Pauline und Chantal bringen Spaß in den Alltag von Demenzkranken. Foto: Thomas Schaller

Pauline, Chantal und Dr. Gozo besuchen Senioren im Kompetenzzentrum für Menschen mit Demenzin Nürnberg. „Die Besuche unserer ehrenamtlichen Clowns tun allen im Haus gut. Sie bringen auch das Personal zum Lachen“, berichtet Einrichtungsleiterin Ines Müller. Die Clowns durchbrechen nicht nur die Alltagsroutine, die für die Bewohner viel Beschwerliches mit sich bringt.Auch wenn die Bewohnerinnen und Bewohner auf die freundlichen Späße direkt und unmittelbar reagieren, wirken ihre Besuche ebenso langfristig positiv.
Einige der älteren Damen und Herren erinnern sich an die früheren Besuche der Clowns, andere lernen sie jedes Mal neu kennen –das hängt vom Stadium der Erkrankung ab. Manche verziehen keine Miene, andere wollen sie gar nicht wieder gehen lassen. Bei den Sommerfesten der Einrichtung der Diakonie Neuendettelsau sind sie jedenfalls stets ein Blickfang und Besuchermagnet. Rote Nase ist die kleinste MaskeDen Anstoß zu dem ehrenamtlichen Engagement gab Gabi Kracker alias „Clown Pauline“. Wenn Sie in ihr Kostüm schlüpft, kann man erleben, wie sie sich nicht nur äußerlich verwandelt, sondern komplett in ihrer Rolle aufgeht. Davon, wie ein Clown aussieht, hat jeder eigene Vorstellungen.
„Die rote Nase ist die kleinste Maske“, weiß „Pauline“. Für sie gehören auch farbige Schminke und große Schuhe dazu. Kleid und Rock trägt sie, weil die Menschen daran festmachen, wer Frau und wer Mann ist. „Sonst ist man ein geschlechtsloses Wesen.“ Den Ehering nimmt sie ab, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass die Clowns miteinander verheiratet sind. „Manche Bewohnerinnen freuen sich, wenn man sich einfach nur neben sie setzt“, erzählt sie und: „Ganz abweisend hat bisher noch niemand reagiert“. Später lernte sie ihren Clown-Kollegen Scott Mayfield alias Dr. Gozo bei einem Workshop für Kirchen-Clownerie kennen und bald darauf stieß „Chantal“ zu der kleinen Gruppe.
Etwa eine halbe Stunde dauert ein Gastspiel der Clowns, „dann ist es gut“, weil die Aufmerksamkeit der alten Leute nachlässt.„Chantal“ ist beruflich im Büro bei einem großen Unternehmen in der Region tätig. Auf der Suche nach einer neuen Erfüllung stieß sie auf die Clownerie und wollte eigentlich Klinik-Clown werden. Doch die Besuche im Kompetenzzentrum „haben mir was gegeben“. „Man spürt wie sich die Menschen freuen“, meint sie. „Wir kommen, um die Menschen aufzuheitern. Das machen die Mitarbeiterinnen hier tagtäglich. Man muss kein Clown dafür sein, aber es kann helfen“, ist ihre Überzeugung. Begegnungsclownerie nennen sie das, was sie im Kompetenzzentrum der Diakonie Neuendettelsau tun, denn sie binden ihr Publikum ein und fragen nach Erinnerungen.
Als Antwort kommen oft bruchstückhafte Erzählungen.
Viele sprechen aber auch gar nicht mehr. „Manchmal spielen wir nur vor, wenn niemand in der Gruppe reagiert. Spontaneität ist nötig und das Konzept darf auch mal über den Haufen geworfen werden. Wir fordern nichts von den Menschen. Was wir tun, ist zweckfrei“. Klamauk ist nicht ihr Programm, denn sie müssen sich keine Lacher abholen. Wichtig ist aber, dass die Besuche berührend sind, im körperlichen wie im übertragenen Sinn. Zum Auftakt nehmen die Clowns Blickkontakt auf und stellen sich per Handschlag persönlich bei jedem in der Runde vor. „Dann ist schon mal eine gewisse Aufmerksamkeit da. Wie lange sie anhält, ist individuell verschieden.“ Ein Lächeln, ein Lachen ist schon ein Erfolg. Einige Bewohner möchten nicht, dass man ihnen zu nahe kommt, aber „ablehnende Menschen gehen manchmal doch mit, wenn man sie aus den Augenwinkeln beobachtet“. Zum Abschied singen und spielen die Clowns „Muss i denn zum Städtele hinaus“. Wenn sich die Türe langsam hinter ihnen schließt, hört man noch die Stimmen der alten Menschen, die das Lied leise weitersingen.

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