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Unabhängige Patientberatung adé

Das neue Jahr fängt ja gut: Die so genannte Unabhängige Patientenvertretung gibt es nicht mehr. Genauer: Es gibt sie auch 2016, sie wird jetzt aber von Sanvartis durchgeführt. Einer Firma, die ihr Geld als Dienstleister für Krankenkassen und Pharmafirmen verdient hat. Es bleibt das Geheimnis von Gesundheitsminister Gröhe, warum er die bisherigen Träger rausgeschmissen hat.
Demnächst aus dem Callcenter: die "unabhängige" Patientenberatung. Foto: epd
Demnächst aus dem Callcenter: die “unabhängige” Patientenberatung. Foto: epd

Bislang war die unabhängige Patientenvertretung wirklich unabhängig: Sie wurde nämlich von Experten aus Sozialverbänden, Verbraucherzentralen und unabhängigen Trägervereinen durchgeführt – bundesweit. Vielleicht gab es im einen oder anderen Bereich Unzulänglichkeiten, aber eines waren die Beraterinnen und Berater immer: Sie halfen neutral und kompetent, wenn es Ärger mit Krankenkassen oder Ärzten gab.

Damit ist jetzt Schluss. Ab dem 1.1.2016 übernimmt diese Aufgabe das private Unternehmen Sanvartis und bekommt auch noch gleich den Namen der (bislang) guten Einrichtung frei Haus. Eine Firma, die bislang für gesetzliche Kassen und Pharmafirmen gearbeitet hat und für diese Call-Center betreibt. Die Unabhängigkeit der Patientenvertretung scheint also in Gefahr und Krankenkassen, Ärzte und Pharmalobby sind einen Kritiker im Alltag los

Die neue Patientenberatung Sanvartis beschreibt sich selbst so:

– „Mit über 220 Mitarbeitern am Standort Duisburg ist Sanvartis eines der führenden Medical-Service-Center im deutschen Gesundheitswesen. 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr – bei uns kann man sicher sein, immer bestens informiert, betreut oder beraten zu werden.

Wir arbeiten mit fünf verschiedenen Kommunikationscentren von Customercare, Pharma und Medical-Servicecenter sowie unser 2nd Level mit Ärzten und Apothekern.

So stellen wir für Sie die Topexperten zur Verfügung, die Sie für Ihre Aufgaben benötigen. Die Vernetzung der Center ermöglicht darüber hinaus nahtlose, effiziente und hochwertige Dialoge mit Ihrer Zielgruppe zu führen.“

Ach ja, „inbound und outbound können sie den Betrieb über 5 Levels erreichen. Letztlich kann man nur hoffen, dass dieses Denglisch Kauderwelsch, dass wohl Weltläufigkeit signalisieren soll, künftige Anrufer mit ihren „Problems“ nicht allzu hart trifft und dass sie vor allem das richtige Level finden, um sich “beraten” zu lassen

 

Darauf kann man nun reagieren, wie etwa die SPD-Bundestagsfraktion:

– “Die SPD-Bundestagsfraktion begrüßt die Klarheit in Sachen Vergabeverfahren zur Unabhängigen Patientenberatung in Deutschland (UPD) und unterstreicht, dass der neue Träger der UPD in den kommenden sieben Jahren hohen Erwartungen gerecht werden muss”…

Oder wie die bisherigen Betreiber, der Sozialverband Deutschland, die Verbraucherzentralen und der Verbund unabhängiger Patientenberatung e.V. im Juli 2015, als der Gröhe-Beschluss öffentlich wurde:

– „Dass die bestehende Unabhängige Patientenberatung Deutschland aufgelöst wird, ist nicht nachvollziehbar. Die Beratung (…) hat sich als eine bewährte und gut funktionierende Anlaufstelle für Patientinnen und Patienten bewiesen“, so Ulrike Mascher, Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland. „Einen negativen Beigeschmack hat diese Entscheidung auch vor dem Hintergrund, dass künftig ein privatwirtschaftliches gewinnorientiertes Unternehmen und bisheriger Dienstleister für verschiedene Krankenkassen Patientenberatung anbieten darf. Das Wort unabhängig ist nicht mehr angebracht“…

Man kann die Angelegenheit aber auch auf den Punkt bringen, wie der vdk Sachsen:

– „Dass wir unsere Beratungsstelle nun schließen müssen, fällt auch uns als Patientenberaterinnen nicht leicht. Zumal wir Ihnen guten Gewissens keine nachfolgende Beratungseinrichtung in Sachsen nennen können, die das bisherige umfängliche Angebot mit der – aus unserer Sicht erforderlichen – guten Beratungsqualität weiterführt.“

Ansonsten, liebe Leserinnen und Leser bleibt Ihnen wohl nichts anderes übrig, als sich auf eine der 5 Ebenen zu begeben, wo sie die neue Patientenberatung hoffentlich antreffen und dann auch gut beraten werden. Ach ja, Protest hat schon so manchen Politiker und manche Politikerin zum Umdenken gebraucht!

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