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Die Hüter des Geheimrezepts

"Wenn man weiß, dass Bauchschmerzen schnell verschwinden, trinkt man es freiwillig und gerne", meinen Markus und Florian Valet. Die beiden Unternehmer vertreiben "Retterspitz" ein 111 Jahre altes und offensichtlich sehr wirksamen fränkisches Heilwasser.

Florian Valet (links) und sein Bruder Markus Valet führen das Unternehmen gemeinsam und achten darauf, dass Retterspitz für Tradition und Moderne steht. Foto: Cindirc
Florian Valet (links) und sein Bruder Markus Valet führen das Unternehmen gemeinsam und achten darauf, dass Retterspitz für Tradition und Moderne steht. Foto: Cindirc

Ach, das Produkt kenne ich noch von meiner Großmutter.« Diesen Satz hört Markus Valet oft. Der Unternehmer im Landkreis Nürnberger Land hört ihn von jungen Menschen, aber noch öfter von älteren. Kein Wunder, schließlich gibt es »das Produkt« seit mehr als 160 Jahren. Bekannt unter seinem heutigen Namen ist es allerdings »erst« seit 111 Jahren: Retterspitz.
Das Heilwasser aus Franken – zur inneren wie auch äußeren Anwendung – lässt sich mühelos in die Liga deutscher Marken wie Dr. Oetker, Persil, Melitta oder Penaten-Creme einreihen, die seit Generationen einen festen Platz in vielen deutschen Haushalten haben. Markus Valet, 47, und sein vier Jahre jüngerer Bruder Florian sind bereits die vierte Generation, die die Produkte der Retterspitz GmbH mit Sitz in Schwaig nahe Nürnberg herstellen und vertreiben.
Das gesamte Sortiment umfasst inzwischen rund 40 Produkte, die alle auf der Basis des Heilwassers gefertigt werden: eine Heilserie, zu der Erkältungstropfen gehören, oder eine Wund- und Heilsalbe, eine Hauptpflegeserie und seit neuestem auch acht Tierpflegeprodukte. Doch zu den mit großem Abstand meistverkauften Naturheilprodukten gehören nach wie vor die Klassiker »Retterspitz äußerlich« und »Retterspitz innerlich«.
Mit ihnen sind auch Markus und Florian Valet groß geworden. Noch immer steht jeden Tag ein großer Schluck des Heilwassers auf ihrem Speiseplan. In jungen Jahren war das eine Herausforderung, wie beide einräumen: Zitronen- und Weinsäure, ätherische Öle wie Rosmarin und Thymian, Orangenblüte und Bergamotte sind weniger nach dem Geschmack von Kindern als Nutella oder Butterkekse. »Aber wenn Bauchschmerzen schnell verschwinden, trinkt man auch es freiwillig und gerne«, behauptet Florian Valet rückblickend.
Die Rezeptur ist unverändert, die genaue Zusammensetzung natürlich streng geheim. Dass man heute überhaupt weiß, was darin enthalten ist, ist den mittlerweile gesetzlich vorgeschriebenen Inhaltsstoff-Angaben geschuldet. Etwa 80 Indikationen listet das Unternehmen auf, für die Retterspitz Linderung oder sogar Heilung versprechen soll. Das Heilwasser zur innerlichen Anwendung etwa soll Säurewerte ausgleichen und so das natürliche Gleichgewicht wiederherstellen – hilfreich bei Sodbrennen, Übersäuerung ebenso wie Untersäuerung, Reizmagen oder Völlegefühl, das sich auch gerne nach dem Verzehr der Weihnachtsgans einstellt.
Die Version zur äußerlichen Anwendung, die zudem Arnika enthält, soll bei Polyarthritis, Arthrose, dem Fibromyalgiesyndrom (Muskel-Faser-Schmerz) oder geschwollenen Gelenken ebenso Linderung verschaffen wie bei Verletzungen, etwa Zerrungen, Prellungen oder gar Frakturen. Deshalb hat sie selbst unter Profi-Fußballern inzwischen zahlreiche Freunde gewonnen. Auch bei jungen Familien hält Retterspitz zunehmend wieder Einzug, ist es doch auch für Wickel geeignet – ob für Halswickel gegen Halsschmerzen, Ohrwickel gegen Ohrenentzündungen oder für Wadenwickel gegen Fieber.
Das Thema Wickel ist im Hause Retterspitz ein ganz eigenes. »Die Temperatur muss stimmen«, sagt Markus Valet. »Außerdem muss das Wickeltextil glatt aufliegen, damit keine Luftkammern entstehen. Ist der Wickel zu nass ist, kann der Körper nicht mehr gegenregulieren.« Einen positiven Nebeneffekt sieht er in der Ruhepause, die man dem Körper zusammen mit dem Wickel angedeihen lassen muss. Ohnehin saugt, bügelt oder hämmert es sich mit einem Wickel nicht besonders gut. Das Wissen um die Bedeutung und Wirkung von Wickeln jeglicher Art – einem klassischen Naturheilverfahren – wird heute nicht mehr selbstverständlich von Generation zu Generation weitergeben. Deshalb lehrt die Firma Retterspitz diese Form der »Hydrotherapie«, auf die auch schon Sebastian Kneipp setzte, in speziellen Seminaren. Und so wie es heute noch Kneipp-Vereine gibt, gab es einst auch einen Retterspitz-Verein, der vor dem Zweiten Weltkrieg rund 3000 Mitglieder zählte. Heute finden die Fans des Heilwassers in sozialen Netzwerken im Internet zusammen und nennen sich Community. »Viele von ihnen stehen für eine ganzheitliche und gesunde Lebensweise«, weiß Markus Valet.
Tradition und Moderne – dafür soll auch die Marke Retterspitz stehen. Deshalb wurde im vergangenen Jahr die Optik der Produktbehälter überarbeitet: zeitgemäß, aber nicht zu hipp; wiedererkennbar, aber nicht antiquiert. Und auch wenn es inzwischen nicht mehr ganz selbstverständlich ist, Retterspitz unter den vielen Marken in der Apotheke auf Anhieb zu entdecken, steht für Markus Valet fest: »Dort wird man uns aber immer finden.«
 
Text: Anja Kummerow
 

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