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„Ich will einmal wieder laufen“

Etwa eine Million Menschen leben in Deutschland mit einem Aneurysma, einer Erweiterung der Arterien im Kopf oder Bauchraum. Die meisten Aneurysmen bleiben unentdeckt und haben keine Auswirkungen – allerdings gibt es auch die andere Seite: Man geht von etwa 12.000 lebensbedrohlichen Hirnblutungen jedes Jahr in Folge eines geplatzten Aneurysmas aus.

Eva Plank mit ihrer Konduktorin Doris Zach.
Eva Plank mit ihrer Konduktorin Doris Zach.
Etwa eine Million Menschen leben in Deutschland mit einem Aneurysma, einer Erweiterung der Arterien im Kopf oder Bauchraum. Die meisten Aneurysmen bleiben unentdeckt und haben keine Auswirkungen – allerdings gibt es auch die andere Seite: Man geht von etwa 12.000 lebensbedrohlichen Hirnblutungen jedes Jahr in Folge eines geplatzten Aneurysmas aus.
Eva Plank lebt nach einem geplatzten Aneurysma mit einer Behinderung, die neben dem Gedächtnis vor allem die Motorik ihrer Arme und Beine betrifft. Laufen kann die früher sehr sportliche 58-Jährige nach der Krankheit nicht mehr. Aber die Methode der Konduktiven Förderung hilft, die Beweglichkeit ihrer Gliedmaßen kontinuierlich zu steigern.
Im März 2009 verspürte Eva Plank plötzlich sehr starke Kopfschmerzen, ein Aneurysma platzte und sie war nicht mehr ansprechbar. Als sie aus dem Koma aufwachte, wurde deutlich, dass ihr Gedächtnis gelitten hat. Und sie war auf den Rollstuhl angewiesen.
Seit drei Jahren lebt sie nun im Wohnpflegeheim der „Perspektive GmbH“ in Unterschleißheim. Die Einrichtung der Münchner Stiftung „Pfennigparade“ bietet eine Förderstätte und Wohnen für schwerstkörper- und mehrfachbehinderte Erwachsene. In der Förderstätte findet immer mittwochs die Konduktive Förderung statt, die Eva Plank seit zwei Jahren besucht. „Ich habe es einfach ausprobiert und mich damit sehr wohl gefühlt. Mittlerweile kann ich meine Bewegungen wieder besser koordinieren“, sagt sie.
Das System der Konduktiven Förderung nach Petö stellt besonders für Betroffene mit Schädigungen des Zentralnervensystems eine nachhaltige Hilfe dar. Nach diesem ganzheitlichen Ansatz werden Störungen als Lernhindernisse verstanden. Durch die Aktivierung des eigenen Tuns und das Ansprechen von motorischen und kognitiven Fähigkeiten insbesondere anhand von Alltagssituationen können diese Hindernisse überwunden werden.
Nach Atemübungen werden Arme und Beine in Übungen auf der Pritsche oder an der Sprossenwand bewegt und gedehnt, immer begleitet von Anleitungen, die von den fünf Gruppenteilnehmern auch verbal wiederholt werden: „Ich stelle meinen rechten Fuß flach, ich stelle flach. Knie zur Seite, zur Seite, zur Seite.“ Dieses rhythmische Intendieren ist bei den Einheiten der Konduktiven Förderung maßgebend und gibt den Teilnehmern Struktur und Unterstützung bei der Ausführung. Zwischen den motorischen Übungen stellen die Konduktoren Wissensfragen an die Teilnehmer, die sich nach den individuellen Voraussetzungen richten. „Wir tun etwas für die grauen Zellen“, sagt Eva Plank verschmitzt und ein gewisser Stolz schwingt mit, wenn sie erzählt, dass sie aufgrund ihrer täglichen Zeitungslektüre bei den Wissensfragen meist am besten abschneidet. Auch Aufgaben mit Zahlen liegen der 58-Jährigen, die fast 40 Jahre in der Kreditabteilung einer Bank arbeitete.
„Da ist Frau Plank richtig gut“, stellt auch Doris Zach, Leiterin der Konduktiven Förderung in der Förderstätte der Perspektive GmbH, fest. „Ihre Bewegungen werden fließender und unser Highlight war, als ich mit ihr kürzlich mit Hilfe des Petö-Stuhls laufen konnte.“ Die Schäden, die das Aneurysma verursacht hat, sind nicht rückgängig zu machen, aber man kann erhalten, was noch da ist und eine eigen-aktive Lebensweise der Betroffenen fördern. Eva Plank ist von der Methode so überzeugt, dass sie wieder am jährlich stattfindenden Intensivförderblock für Erwachsene teilnimmt und diesen von den eigenen Ersparnissen bezahlt: „Ich weiß, dass ich von der Konduktiven Förderung keine Wunder erwarten kann, aber ich hoffe, dass ich irgendwann wieder laufen kann.“

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