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Stifterin macht die Welt ein bisschen gerechter

»Wenn ich etwas Gutes tun kann, dann mache ich das.« Karola Nüßler sitzt am Esstisch und streicht die Tischdecke mit der Hand glatt, als wollte sie ihre Aussage untermauern. Hier, im grünen Teil von Nürnberg-Langwasser, wo Reihenhäuser die Straßenzeilen säumen, wohnt die 89-Jährige mit ihrer Schwester Therese »Thea« Göttler.

Für Karola Nüßler ist Helfen eine Selbstverständlichkeit: Foto: Mile Cindric

»Wenn ich etwas Gutes tun kann, dann mache ich das.« Karola Nüßler sitzt am Esstisch und streicht die Tischdecke mit der Hand glatt, als wollte sie ihre Aussage untermauern. Hier, im grünen Teil von Nürnberg-Langwasser, wo Reihenhäuser die Straßenzeilen säumen, wohnt die 89-Jährige mit ihrer Schwester Therese »Thea« Göttler.

Seit 2010 ist Karola Nüßler als Stifterin aktiv, setzt sich ein für die Schwangerenberatungsstelle Donum Vitae, für die Caritas in Nürnberg und Umgebung, die Hospizarbeit – unter anderem im Haus Xenia oder der Caritas – sowie für die soziale und pastorale Arbeit der Jesuiten.

Karola Nüßler spendet aus ihrem Privatvermögen; bei jeder Ausschüttung ihrer Stiftung wird ein vierstelliger Betrag an eine der von ihr bestimmten kirchlichen und mildtätigen Einrichtungen transferiert. Doch die Seniorin gehört nicht zu der Sorte Mensch, die besonderes Lob erwartet für ihr Engagement, gesellschaftlich-öffentlichen Einrichtungen zu helfen.

»Unser Leben war immer geprägt von der Hilfe für andere«, sagt die alte Dame, »und letztlich tut man immer zu wenig, die Gesellschaft könnte mehr vertragen.« Das Bedürfnis zu helfen, steckte in ihr und ihrem Mann von je her drin; doch viele Menschen interessiere so etwas schlichtweg nicht.

Ihren späteren Ehemann Gerd hatte sie schon früh in der katholischen Jugend kennengelernt, doch bald wieder aus den Augen verloren. Noch während der Schulzeit war er zur Luftwaffe eingezogen und in den Krieg geschickt worden. Jahre später hatte er ihr die Traueranzeige zum Tod seiner ersten Frau geschickt, erinnert sich Karola Nüßler. Sie kam zum Requiem, die beiden unterhielten sich. Ein Jahr drauf an Fronleichnam begegneten sie sich zufällig wieder. »Wir liefen wie vom Schicksal zusammengefügt aufeinander zu«, erzählt sie. Das war 1970, ein Jahr später heirateten die beiden.

Der vor acht Jahren verstorbener Ehemann war der Initiator dafür, dass die kinderlosen Nüßlers als Stifter aktiv geworden sind. Als Diplom-Kaufmann und in einer Spedition tätig, wusste er um die Ungleichheit in der Welt – war immer der Meinung, dass diejenigen, die helfen können, dies auch tun sollten. »Mein Mann hat andere immer unterstützt«, erinnert sich Karola Nüßler. So hatte er zum Beispiel Freunde in Übersee, die in der Missionsarbeit tätig waren, und bei denen er sich engagierte. Eines Tages sagte er zu seiner Frau, dass er gerne eine eigene Stiftung aufbauen würde. Fortan nahm er alles dafür Notwendige in die Hand. Er holte sich Hilfe von außen, zum Beispiel in Person eines Fachberaters von der HypoVereinsbank (einer der sechs Kooperationspartner der Stifterinitiative Nürnberg). Bei dem Institut sind zwei Fachkräfte für die Ausführungen des Stiftungszwecks zuständig. Sie machen den Stiftungsvorständen auch Vorschläge für Begünstigte. Bei Gerd Nüßler stand anfangs der Wunsch, die Hospizarbeit zu bedenken; irgendwann reihte sich Donum Vitae in die Liste der Begünstigten ein. Die Nüßler’sche Sozialstiftung ist eine von 45 ihrer Art als Privatvermögen- und Bürgerstiftung, für die die HypoVereinsbank ehrenamtliche Vorstände entsendet.

Heute, fast acht Jahre später, wird im Turnus eine bestimmte Summe gemäß der Nüßler’schen Richtlinien und Satzung aus dem Stifterkonto ausgeschüttet. »Alles im Sinne meines Mannes«, ergänzt Nüßler. Wichtig sei den beiden gebürtigen Nürnbergern immer gewesen, dass sie Einrichtungen vor Ort beziehungsweise in der Region fördern. Die frühere Lehrerin für Katholische Religionslehre hat vor 35 Jahren in ihrer alten Pfarrei Herz Jesu in Nürnberg-Eibach einen der ersten Eine-Welt-Läden aufgebaut und sich der Förderung von Fair-Trade-Produkten aus Übersee verschrieben. Bis 2017 hat sie sich ehrenamtlich dort eingebracht, dann hat sie das Engagement aus Altersgründen aufgegeben.

Karola Nüßler wünscht sich, dass ihre beiden Nichten eines Tages ihre Stiftung übernehmen und fortführen. Die Vorzeichen sind günstig, die wichtigste Eigenschaft scheinen die Verwandten mitzubringen: »Helfen zu wollen, das steckt in einem drin.«

Die Stifterinitiative versteht sich als Mittler und Anlaufstelle für einzelne mitwirkende Bürger und solche, die es werden möchten. Mit Informationsveranstaltungen sowie Beratung in allen Fragen von Anfang an möchte sie nicht nur aktiven Stiftern unter die Arme greifen, sondern auch potenzielle zum Stiften anstiften. Termine können Interessierte – auch mit kleinerer Verfügungssumme – unter Telefon 0911 / 231-23 52 vereinbaren.

Text: Andrea Munkert

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