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Mit dem Benjaminbaum fing’s an

Margit Grüll liebt die Natur. Daher lag es für die Biologin auf der Hand, dass sie mit ihrer Erbschaft etwas Sinnvolles auf diesem Gebiet bewegen wollte. Statt ein großes Auto zu kaufen oder sich eine neue Küche zu leisten, hat die 68-Jährige das Geld in eine Stiftung investiert. »Bäume für Nürnberg« heißt die gemeinnützige Organisation, die ihr Ziel gleich im Namen trägt. Die Anpflanzung von bis zu zehn Bäumen pro Jahr soll mit dem Stiftungsgeld finanziert werden. Die meisten Stiftungspflanzen stehen in der Innenstadt.

Sternstunde für die Stifterin: Margit Grüll freut sich über Bilder von Schülern der Adam-Kraft-Realschule in Nürnberg. Foto: Michael Matejka

Margit Grüll liebt die Natur. Daher lag es für die Biologin auf der Hand, dass sie mit ihrer Erbschaft etwas Sinnvolles auf diesem Gebiet bewegen wollte. Statt ein großes Auto zu kaufen oder sich eine neue Küche zu leisten, hat die 68-Jährige das Geld in eine Stiftung investiert. »Bäume für Nürnberg« heißt die gemeinnützige Organisation, die ihr Ziel gleich im Namen trägt. Die Anpflanzung von bis zu zehn Bäumen pro Jahr soll mit dem Stiftungsgeld finanziert werden. Die meisten Stiftungspflanzen stehen in der Innenstadt.

Angesichts des Klimawandels ist es Margit Grüll ein besonderes Anliegen, die Schattenspender in dicht bebauten Gebieten zu platzieren. Ein großer Laubbaum wirkt kühlend in einem solchen Viertel. Gerade in den heißen Sommern der vergangenen Jahre war zu spüren, wie wenig es in der Stadt nachts abkühlt.

Es liegt jetzt sieben Jahre zurück, dass die Stifterin auf die Idee kam, sich für mehr Grün in Nürnberg einzusetzen. Auslöser war ein Besuch bei ihrem wenige Wochen alten Enkel Benjamin, der mit seinen Eltern in Leipzig wohnt. Dort stehen zahlreiche Bäume, die von Bürgern gespendet wurden. Diese Idee wollte Grüll auch in der Noris umsetzen.

Zunächst wollte die engagierte Frau nur zustiften. Doch die bereits existierende Initiative von Baumfreunden hatte mit einigen Rückschlägen zu kämpfen. Die Finanzierung war gefährdet, nachdem einige ausgestiegen waren. »Es ging nicht vorwärts«, erinnert sie sich. Deshalb ging die Stiftungsgründerin einen anderen, einen klassischen Weg. Sie besuchte zunächst den Nürnberger Stiftertag. Bei der Veranstaltung ließ sie sich beraten und kam mit Mathias Schmidt vom Bund Naturschutz ins Gespräch. Er wurde später Vorsitzender der Stiftung. Mit ihm an der Seite öffneten sich weitere Türen. Die Stadt Nürnberg wurde ebenfalls ins Boot geholt. Im Stiftungsvorstand sitzen Vertreter des Umweltreferats und sogar Bürgermeister Christian Vogel.

Ihr Enkel war inzwischen zwei Jahre alt, als Grülls Kapital in Höhe von 50.000 Euro den Grundstein für die Baumstiftung legte. 2013 begrüßte der Stadtrat in einer Sitzung offiziell das neue Mitglied im Kreis der Stifter. Mit Zustiftungen wächst das Vermögen, und damit vergrößert sich auch der innerstädtische Baumbestand. Der erste Neuling fand im Frauentorgraben eine Heimat und ist ein Amberbaum – in der Familie Grüll »Benjaminbaum« genannt. Der damals vierjährige Enkel schaufelte beim Ausheben der Pflanzgrube kräftig mit. Oberbürgermeister Ulrich Maly legte ebenfalls Hand an.

Leider erlaubt es die Stadt Nürnberg nicht, die Namen der Spender an den Bäumen zu vermerken. Lediglich eine größere Plakette weist darauf hin, dass der jeweilige Baum von der Stiftung finanziert wurde. Bis zum Frühjahr 2018 hat die Stiftung für 48 neue Bäume in Nürnberg gesorgt. Eine 96 Jahre alte Dame hat wunschgemäß drei Bäume im Südstadtpark durch eine Zustiftung ermöglicht.

In diesem Jahr soll am Ufer des Wöhrder Sees auf der Seite des Noricus, in dem auch das Ehepaar Grüll zu Hause ist, ein Stifterhain entstehen. Privatstifter sind eingeladen, ab einer Zustiftung von 10.000 Euro hier für einen attraktiven Baumbestand zu sorgen. Bei Firmen beträgt die Mindestsumme für eine Zustiftung 25.000 Euro. Natürlich ist die Anschaffung, Anpflanzung und Pflege eines Baumes bei weitem nicht so teuer. Dafür sorgt schon ein Arrangement mit der Stadt, die drei Jahre lang die Baumpflege übernimmt. Ein Straßenbaum kostet zwischen 800 und 1.200 Euro. Doch das Stiftungsrecht schreibt vor, dass die Anschaffungen nicht aus dem Grundkapital gespeist werden dürfen.

Neuer Schulhof-Schmuck begeistert
Orte, wo noch Bäume stehen könnten, gibt es in Nürnberg wahrlich genug, zumal immer wieder auch gefällte Schattenspender zu ersetzen sind, wie die Robinien an der Bischof-Meiser-Straße gegenüber der Spitalapotheke. Auf Schulhöfen ist die Baumstiftung ebenfalls aktiv. Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist, dass sich eine engagierte Lehrkraft findet, die Schüler bei der Baumpflege anleitet. In der Adam-Kraft-Realschule am Lutherplatz in der Nürnberger Südstadt ist das beispielhaft gelungen. Als Dank bekam die Stifterin ein gutes Dutzend schöne Zeichnungen und Gedichte zum neuen Schulhofschmuck. Alle in Apfelform, denn die Schüler hatten sich für einen Obstbaum entschieden, dessen Früchte man essen kann.

Das sind für Margit Grüll Sternstunden. Sie ist glücklich darüber, dass nachfolgende Generationen auf diese Weise an die Natur herangeführt werden, was ihr ein großes Anliegen ist. Und sie betont: »Man muss kein Millionär sein, um etwas zu bewegen.«

Text: Petra Nossek-Bock

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