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Packende Schicksale sorgen für Spannung

Unsere Redakteurin Brigitte Lemberger hat mal geschaut, welche Literatur im Sommer in ist. Für die sechs+sechzig Leser hat sie "Schlaflose Nacht" von Margriet der Moor, "Trennung" von Katie Kitamura und "Der Ausflugsverführer Oberpflaz" genauer unter die Lupe genommen.

Unsere Redakteurin Brigitte Lemberger hat mal geschaut, welche Literatur im Sommer in ist. Für die sechs+sechzig Leser hat sie “Schlaflose Nacht” von Margriet der Moor, “Trennung” von Katie Kitamura und “Der Ausflugsverführer Oberpflaz” genauer unter die Lupe genommen.

Schlaflose Nacht

Wichtig: Die passende Lektüre für den Sommer. Foto: epd/Steffen Schellmann

»Dies ist wieder eine dieser Nächte, die ich schlaflos verbringe.« Mit diesem Satz beginnt die Novelle von Margriet de Moor »Schlaflose Nacht«. – Eine Frau, seit langem daran gewöhnt, besser aufzustehen, statt im Bett die Stunden und Minuten zu zählen, geht hinunter in die Küche. Sie backt einen Kuchen, sie lässt sich Zeit. Oben schläft der beinahe Fremde, ein Mann, den sie durch eine Anzeige kennengelernt und mit dem sie einen Tag verbracht hat. Er ist freundlich, zurückhaltend, einer von jenen, die sie in den letzten Jahren getroffen hat – sie erlaubt sich »das Stillen und Besänftigen« ihrer »elementaren Bedürfnisse«. So kann sie leben. Einmal war sie verheiratet, etwas mehr als vierzehn Monate lang. Dann nahm sich Ton, ihr junger Ehemann, das Leben. Es gab nichts: keine Anzeichen, keinen Abschiedsbrief.

Nun sind mehr als 13 Jahre vergangen. Die Frau lebt nach wie vor in ihrem Haus, unterrichtet weiter an der Dorfschule, ihr gelingt ein fast normaler Alltag. Doch die Frage bleibt, warum Ton – den sie geliebt hat, der sie geliebt hat – das tat. Sie blickt in alle Winkel ihrer Erinnerung an die gemeinsame Zeit, ihre Gefühle wechseln zwischen Hass, Liebe, Misstrauen und Verzweiflung und enden immer in Ratlosigkeit.

Margriet de Moor, eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen der Niederlande, erzählt in einer unaufgeregten, ruhigen Sprache von einem tödlichen Rätsel. Es ist ein Verdienst des Hanser-Verlags, diese Novelle, die vor Jahren bereits unter einem anderen Titel erschien, jetzt neu aufzulegen. »Schlaflose Nacht« ist ein kleines literarisches Meisterwerk.

Margriet de Moor, »Schlaflose Nacht«
Carl Hanser Verlag München 2016
€ 16,00
Auch als Hörbuch erhältlich.

Trennung und Täuschung

Die Atmosphäre ist von Anfang an seltsam und beklemmend. Das Hotel, in dem die Ich-Erzählerin ankommt – ihr Name wird im Roman nicht genannt – ist von gehobenem Standard, doch sobald man das Areal verlässt, sieht man nichts als abgebranntes Land. Hier auf der Mani, der Halbinsel auf der griechischen Peloponnes, verliert sich die Spur von Christopher, einem Engländer, unterwegs auf Recherche für ein Buch über traditionelle Bestattungsriten. Seine beunruhigte Mutter hatte die Ehefrau gedrängt, ihm nachzureisen, nicht wissend, dass sich das Paar vor Monaten getrennt hatte. Die junge Frau kommt dem Wunsch nach, nicht zuletzt, weil sie ihren Noch-Ehemann endlich um die Scheidung bitten will. Christopher taucht nicht auf. Besonders beunruhigt darüber ist Maria, eine Hotelangestellte, die offenbar eine kurze Affäre mit dem notorischen Fremdgänger hatte.

Äußerst präzise und unterkühlt lässt die amerikanische Autorin Katie Kitamura in ihrem jüngsten Roman »Trennung« ihre Protagonistin die zunächst halbherzige Suche nach dem Verschwundenen beschreiben. Dann die Nachricht: Christopher ist erschlagen und ausgeraubt aufgefunden worden. Seine Eltern reisen an, die junge Frau kann sich nicht dazu durchringen, ihnen vom Scheitern ihrer Ehe zu berichten. Von nun an wird sie von ihnen als Witwe eines geliebten Mannes gesehen.

Durch diesen nicht berichtigten Irrtum kommt ein innerer Prozess in Gang, den sie nicht stoppen kann. Die nicht vollzogene Trennung weckt den Wunsch, weiterzuleben in der »plötzlich und unerklärbar lebendig gewordenen Sphäre unserer Ehe«. Die griechische Polizei macht wenig Hoffnung auf die Ergreifung des Mörders. So wird die Leiche nach England überführt, schließlich sein Nachlass geregelt. Die Witwe zieht zu Yvan, dem Mann, mit dem sie schon vor Christophers Tod zusammen war. Das ist die Oberfläche. Vor ihrem Abgrund kauert sie in den Nächten.

Katie Kitamura,
»Trennung«
Carl Hanser Verlag, München 2017
€ 22,00

Auf geht‘s in die Oberpfalz

»Meiwoukummstndubeidemsauweedadaher?« – Das müssen Sie als Mittelfranke nicht auf Anhieb verstehen, wenn Sie, hoffentlich nicht bei Regenwetter, eine kleine Fahrt in die Oberpfalz unternehmen. Außer Sie haben den »Sprachkurs« bei Hubert Treml, dem sogenannten Musikpoeten aus Weiden absolviert – dann funktioniert‘s auf Anhieb. Zu schönen Ausflügen in die Oberpfalz ganz ohne Sprachprobleme lädt der fränkische Autor und »Städte- und Ausflugsverführer« Thilo Castner ein, der in seinem neu erschienenen Freizeitführer »Oberpfalz« 20 Touren für Genießer vorschlägt.

Wie reich die Gegend im Nordosten des Freistaats Bayern ist, erlebt der Tagestourist oder Ferienurlauber in den schönen alten Städten wie zum Beispiel Regensburg, Nabburg oder Amberg. Es gibt viel zu besichtigen: herrliche Kirchen, bürgerliche Prachtbauten, malerische Marktplätze, Parkanlagen und Wanderwege in einer lieblichen Landschaft zwischen sanften Hügeln. Hinweise auf empfehlenswerte Einkehrmöglichkeiten fehlen natürlich auch nicht. Das Büchlein ist, so der Autor, »eine Liebesbekundung an eine viel zu lang unterschätzte Region«.

Thilo Castner, 
»Der Ausflugsverführer Oberpfalz«
Verlag ars vivendi, Cadolzburg 2017
€ 15,00

Alle Buchtipps: Brigitte Lemberger

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