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Die Sommerzeit – ein Kriegskind?

Um 2 Uhr am Ostersonntag war es wieder soweit: Die Uhr wurde um eine Stunde vorgestellt. Da klauen die uns doch tatsächlich eine Stunde, jammert es von der einen Seite. Was des einen Freud‘, scheint der anderen Leid – oder umgekehrt. Aber halt, die Sommerzeit ist keine Geschmacksfrage: Es gibt ja auch diejenigen, die noch schweres Geschütz gegen die Sommerzeit anführen: Die Einsparung von Energie sei nie erreicht worden.
Das Uhrenfeld in Duesseldorf am 19.03.2016. Es wurde 1987 von dem Kuenstler Holger Luczak gestaltet und ist heute Teil des Volksgartens von Duesseldorf. Ob auf dem Kirchturm, am Bahnhof oder an der Straßenecke - oeffentliche Uhren, nach denen man einst die Taschenuhr stellte, wirken wie ein Relikt aus vergangener Zeit. Und doch stehen sie wie eh und je in vielen Staedten, sind Werbeflaeche, treue Weggefaehrten im Stadtbild oder Treffpunkt. Und manchmal ist ein Blick auf die große Uhr auch einfach praktischer, als das Smartphone aus der Tasche zu klauben. (Siehe epd-Feature vom 21.03.16)
Die Uhr zeigt nur die Zeit, sie ist nicht die Zeit. Foto: epd

Der Krieg sei der „Vater“, nein, nicht aller, aber vieler Dinge, meinen besonders schlaue Zeitgeister. Und wenn man einen Blick auf die Zeitumstellung wirft, so scheinen diese Schlaumeier scheinbar Recht zu haben: Am 30 April 1916 führte Deutschland – mitten im 1. Weltkrieg – die Sommerzeit ein. Mit dabei, das mit Deutschland verbündete Österreich-Ungarn. Sie sollte helfen, im Sommer bei den Schlachten die damals noch sehr teure elektrische Energie zu sparen. Die Kriegsgegner Deutschlands machten es den Deutschen nach, aber nur Großbritannien hielt daran fest. Nach dem Ende des Krieges schafften die Deutschen die Sommerzeit 1919b wieder ab, um sie im Zweiten Weltkrieg 1940 erneut einzuführen. Nach der Befreiung Deutschlands legten die Alliierten noch einmal eine Stunde drauf, um das Tageslicht besser zu nutzen. Man sieht: Die Sommerzeit ist eher ein Kind der Not (im Gefolge von Kriegen), um die Energie der Menschen besser nutzen zu können.

1949 jedenfalls war Schluss mit Sommerzeit. Man einigte sich in ganz Europa (einschl. des damals sog. Ostblocks) auf keine Sommerzeit. Erst als die nächste „Not“ Europa traf – sozusagen eine Not auf hohem Niveau – wurde ihrer wieder gedacht: Im Gefolge der Ölkrise ab 1973 führte Frankreich 1976 die Sommerzeit wieder ein. Deutschland folgte 1980, Schweiz erst ein Jahr später. Ab 1996 einigten sich dann die europäischen Staaten auf die heute gültigen Regeln zur Sommerzeit. Sie unterscheiden grob zwischen einer west-, mittel- und osteuropäischen Sommerzeit (+ 1bis +3 Stunden), was den unterschiedlichen Breitengraden auf dem Globus geschuldet ist.

Eingeführt wird die Sommerzeit immer am letzten Sonntag im März. Sie endet am letzten Sonntag im Oktober.

Das Magazin empfiehlt eine nachhörenswerte Sendung des Deutschland Radio Kultur Ostersamstag, der sich mit den Folgen bzw. Nichtfolgen der Sommerzeit auf das Schlafverhalten beschäftigt.

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