Der Krieg sei der „Vater“, nein, nicht aller, aber vieler Dinge, meinen besonders schlaue Zeitgeister. Und wenn man einen Blick auf die Zeitumstellung wirft, so scheinen diese Schlaumeier scheinbar Recht zu haben: Am 30 April 1916 führte Deutschland – mitten im 1. Weltkrieg – die Sommerzeit ein. Mit dabei, das mit Deutschland verbündete Österreich-Ungarn. Sie sollte helfen, im Sommer bei den Schlachten die damals noch sehr teure elektrische Energie zu sparen. Die Kriegsgegner Deutschlands machten es den Deutschen nach, aber nur Großbritannien hielt daran fest. Nach dem Ende des Krieges schafften die Deutschen die Sommerzeit 1919b wieder ab, um sie im Zweiten Weltkrieg 1940 erneut einzuführen. Nach der Befreiung Deutschlands legten die Alliierten noch einmal eine Stunde drauf, um das Tageslicht besser zu nutzen. Man sieht: Die Sommerzeit ist eher ein Kind der Not (im Gefolge von Kriegen), um die Energie der Menschen besser nutzen zu können.
1949 jedenfalls war Schluss mit Sommerzeit. Man einigte sich in ganz Europa (einschl. des damals sog. Ostblocks) auf keine Sommerzeit. Erst als die nächste „Not“ Europa traf – sozusagen eine Not auf hohem Niveau – wurde ihrer wieder gedacht: Im Gefolge der Ölkrise ab 1973 führte Frankreich 1976 die Sommerzeit wieder ein. Deutschland folgte 1980, Schweiz erst ein Jahr später. Ab 1996 einigten sich dann die europäischen Staaten auf die heute gültigen Regeln zur Sommerzeit. Sie unterscheiden grob zwischen einer west-, mittel- und osteuropäischen Sommerzeit (+ 1bis +3 Stunden), was den unterschiedlichen Breitengraden auf dem Globus geschuldet ist.
Eingeführt wird die Sommerzeit immer am letzten Sonntag im März. Sie endet am letzten Sonntag im Oktober.
Das Magazin empfiehlt eine nachhörenswerte Sendung des Deutschland Radio Kultur Ostersamstag, der sich mit den Folgen bzw. Nichtfolgen der Sommerzeit auf das Schlafverhalten beschäftigt.