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Stirbt der Beruf Buchhändlerin aus?

Hat der kleine inhabergeführte Buchhandel in Deutschland eine Zukunft? Und warum entscheiden sich gerade Frauen für diesen Handelszweig? Das Magazin sechs+sechzig sprach mit Professor Svenja Hagenhoff vom Institut für Buchwissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg.
"Für meine Studentinnen ist Buchhändlerin als Beruf nicht vorstellbar", sagt Professor Svenja Hagenhoff vom Institut für Buchwissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg
“Für meine Studentinnen ist Buchhändlerin als Beruf nicht vorstellbar”, sagt Professor Svenja Hagenhoff vom Institut für Buchwissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg

Hat der kleine inhabergeführte Buchhandel in Deutschland eine Zukunft? Und warum entscheiden sich gerade Frauen für diesen Handelszweig? Das Magazin sechs+sechzig sprach mit Professor Svenja Hagenhoff vom Institut für Buchwissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg.

sechs+sechzig: Haben Konsumenten, die kleine Buchhandlungen besuchen, ein anderes Verhältnis zu Büchern als die, die in Kaufhäusern oder beim Online-Händler kaufen?
Hagenhoff: Ich vermute, dass es hier kaum Unterschiede gibt, weil alle, die ein Buch kaufen, »scharf« auf Bücher sind. Auf welchem Weg sie es erwerben, ist nicht so wichtig.

Ist Amazon & Co. für diese kleinen Läden keine Bedrohung?
Momentan spielt sich der Konkurrenzkampf eher zwischen den großen Buchhandelsketten und dem Online-Buchhandel ohne stationären Laden ab.

Etliche inhabergeführte Buchhandlungen werden von beruflich gut qualifizierten Frauen geführt. Welche Gründe sehen Sie dafür?
Hierzu gibt es keine wissenschaftlichen Untersuchungen. Allgemein lässt sich aber im Bereich Medien feststellen, dass diese Berufe Frauen anziehen. Unterfüttern würde ich dies mit folgenden Zahlen: Während Ende des 19. Jahrhunderts der Frauenanteil im Buchhandel bei etwa zwölf Prozent lag, waren es 1925 schon 37 Prozent, 2007 waren es zirka 83 Prozent. Ein ähnlicher Verlauf ergibt sich für die Anteile der weiblichen Auszubildenden. Ich bin aber keine Genderforscherin, kann deshalb nur Vermutungen anstellen.

Dann vermuten Sie für uns doch mal.
Als Privatmensch würde ich von der »Nettigkeitsfalle« sprechen. Das heißt, die Feminisierung bestimmter Berufe erfolgt aus der Erwartung der Frauen heraus, dass sie in diesen Berufen nicht so stark der Konkurrenz oder der Ellenbogenmentalität ausgesetzt sind.

Aber gerade die kleinen inhabergeführten Buchhandlungen sind doch stark dem Wettbewerb ausgesetzt …
Schon, aber in ihrem Arbeitsfeld können die Frauen insoweit autonom und selbstbestimmt agieren, wie der Markt es zulässt. Hierin könnte eine gewisse Attraktivität für Frauen gerade in den 80-er Jahren gelegen haben, ihre eigene Buchhandlung zu eröffnen. Und Ihre Beispiele zeigen ja, dass sie nicht erfolglos waren.

Der Börsenverein des deutschen Buchhandels schätzt, dass es in Deutschland nur noch etwa 3800 Buchhandlungen gibt, 700 davon seien sogenannte inhabergeführte Buchhandlungen. Ist dies ein letztlich unaufhaltbarer Trend?
Für meine Studentinnen ist Buchhändlerin als Beruf nicht vorstellbar. In kleinen Unternehmen ist jeder Karriereweg abgeschnitten und es gibt kaum Entwicklungsmöglichkeiten. Auf die gesamte Branche bezogen kann ich nur auf die Ausbildungszahlen verweisen, und die sind rückläufig. Ich gehe davon aus, dass der kleine inhabergeführte Buchladen über eine längere Distanz ein Auslaufmodell ist, schon weil der Nachwuchs fehlen wird.

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