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Wie uns die digitale Welt verändert

Die Studentin Melissa Bähr (hier mit Moderator Herbert Fuehr) war die Jüngste beim Zukunftstalk.

Der Ort hätte passender nicht sein können: Wo sonst als im Zukunftsmuseum Nürnberg hätte der Zukunftstalk des Magazins sechs+sechzig am Weltseniorentag (1. Oktober) einen besseren Rahmen gefunden? Die digitale Welt verändert sich immer rasanter – und wir mit ihr. Online Bankgeschäfte erledigen, online Shoppen, online Termine vereinbaren, KI-gesteuerte Roboter, die im Haushalt helfen oder in der Pflege – wollen wir das? Macht es unser Leben einfacher oder verlieren wir dadurch die Kontrolle? Mit diesen Fragen befassten sich auf dem sechs+sechzig-Podium Susanne Grube, im Zukunftsmuseum zuständig für Bildung und Vermittlung, Gabriele Penzkofer-Röhrl, Stadträtin und Seniorenbeauftragte der Nürnberger SPD, sowie Melissa Bähr, Seniorenbeauftragte des TSV Altenfurt, zusammen mit sechs+sechzig-Autor Herbert ­Fuehr als Moderator und vielen Interessierten im Publikum.

Gleich zu Beginn machte Susanne Grube deutlich, dass ihr Haus, das zum Deutschen Museum in München gehört, kein Bild einer schönen neuen technischen Welt der Zukunft zeichnen, sondern auch deutlich machen wolle, dass der rasante digitale Fortschritt eine soziale Komponente hat und große Verantwortung mit sich bringt: Wie verändert Digitalisierung die Gesellschaft, das Zusammenleben und sogar Herrschaftsstrukturen?

Immer Ärger mit dem Handy und Online-Angeboten

Beim Zukunftstalk wurde schnell klar, dass die ältere Generation sich nicht so sehr damit beschäftigt, was die digitale Zukunft bringen wird, sondern damit, was aktuell so ärgerlich ist. Gabriele Penzkofer-Röhrl berichtete aus ihrer Tätigkeit als Seniorenbeauftragte, dass viele Ältere (und nicht nur sie) verzweifelnZukunftstalk des Magazins sechs+sechzig am Weltseniorentag , wenn sie versuchen, mit dem Handy Behörden oder Firmen zu erreichen. Oder wenn Fahrpläne und Fahrkarten nur online zu bekommen sind oder ein Ruftaxi bestellt werden soll – und sie nicht wissen, wen sie dabei um Hilfe bitten können. Auf die Frage ans Publikum, wer denn so etwas schon selbst erlebt habe, gingen fast alle Finger hoch. 

»Ich habe es nicht geschafft, aber haben Sie schon mal probiert, bei doclib einen Arzttermin zu bekommen, wenn eine Praxis diesen nur online vergibt?« fragte ein Mann und erntete beifälliges Nicken. Und um beim Thema zu bleiben: Wenn die Elektronik den Praxen und Kliniken Routinearbeit abnehme, warum hätten dann Ärzte doch nicht mehr Zeit für ihre Patienten? Das scheine ein Zeichen dafür zu sein, dass die Schwachstelle nicht nur in der Digitalisierung liege, sondern irgendwie auch im Gesundheitssystem, war eine Schlussfolgerung. 

Dankbar für die Möglichkeiten

Für Melissa Bähr, mit 20 Jahren die Jüngste in der Runde und als Studentin der Wirtschaftsinformatik bestens mit dem Thema vertraut, ist das ein Indiz dafür, dass diese »Technik noch nicht auf dem Level ist, auf dem sie sein könnte« – es hakt nicht am PC oder Handy, sondern am anderen Ende der Leitung. Sei es, weil Verwaltungen mit der Digitalisierung hinterherhinken oder ein Anrufer in der Warteschleife eines Unternehmens von einem KI-gestützten Ansprechpartner zum nächsten weitergeleitet wird.

Bähr jedenfalls ist dankbar für die Möglichkeiten, die sich in der digitalen Zukunft eröffnen. Denn die Digitalisierung biete die Chance zur Teilhabe. Nicht nur den Jüngeren. Stichwort: Betreuung und Pflege. Bereits erprobt sind Roboter, die Pflegekräfte entlasten, weil sie ihnen die schwere Arbeit abnehmen, Patientinnen und Patienten ins Bett oder in die Badewanne zu heben. Dank KI, betont Susanne Grube, sei es sogar möglich, Betten zum mobilen Sofa oder Sessel werden zu lassen. 

Noch in Erprobung im Museum ist ein KI-gesteuertes Plüschtier, das einem niedlichen Robbenbaby nachempfunden ist. Es ist so programmiert, dass es mit Bewegungen und Stimme auf die Person reagiert, die es in die Hand nimmt – eine Art Ersatz für menschliche Zuwendung – aber keine unrealistische Perspektive.

Wenn es um die Frage »Mensch oder Maschine« geht, hat Susanne Grube einen Rat: Ältere sollten die Entwicklung genau beobachten und ihre Stimme erheben, wenn es um ihre Belange gehe: »Mischen Sie sich ein.« Der sechs+sechzig-Zukunfts­talk am Weltseniorentag war ein gutes Beispiel dafür.

Text: Herbert Fuehr
Fotos: Michael Matejka

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