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Sodbrennen sollte man ernstnehmen

Dr. Vera Migliarina beantwortet Fragen zur Reflux-Krankheit.

Fast jeder kennt die Beschwerden aus eigenem Erleben: Nach einer vielleicht etwas üppigen Mahlzeit fließt Magensäure zurück in die Speiseröhre und löst unangenehmes Sodbrennen oder saures Aufstoßen aus. Nur lästig oder ein Grund zur Sorge?

»Ein gelegentlicher Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre ist ganz normal«, meint Dr. Vera Migliarina, Oberärztin an der Medizinischen Klinik für Gastroenterologie am St. Theresien-Krankenhaus in Nürnberg. Wer aber mindestens zweimal pro Woche mit solchen Beschwerden zu kämpfen hat und sich dadurch auch beeinträchtigt fühlt, der sollte darüber mit seinem Arzt sprechen. Denn dann könnte die Diagnose Refluxkrankheit lauten.

Die Liste der möglichen Symptome ist lang. Neben Sodbrennen und Aufstoßen klagen Patientinnen und Patienten zum Beispiel über Schmerzen hinter dem Brustbein und denken deshalb zunächst an Herzprobleme. Andere leiden aber auch unter eher atypischen Beschwerden wie einem Reizhusten, der sie besonders nachts quält, unter asthmaähnlichen Symptomen oder an Entzündungen am Kehlkopf oder im Rachenraum.

Speiseröhre ist nicht für den Kontakt mit Säure geschaffen

»Viele empfinden häufigen Reflux tatsächlich als Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität. Sie schlafen schlecht, schön essen zu gehen macht keinen Spaß mehr und auch der Sport wird ihnen oft verleidet, denn unter Belastung oder beim Bücken treten die Beschwerden verstärkt auf«, schildert Migliarina.

Im Gegensatz zur Magenschleimhaut ist die Speiseröhre nicht für den Kontakt mit Säure geschaffen. Wenn häufiger Magensäure zurückfließt, kann es sein, dass die Speiseröhre angegriffen wird. Eine Magenspiegelung liefert dazu wichtige Hinweise. Oberärztin Migliarina nennt drei Arten der Refluxkrankheit: Werden bei der Spiegelung keine Veränderungen an der Schleimhaut der Speiseröhre festgestellt, dann liegt eine nicht-erosive gastroösophageale Refluxkrankheit, kurz NERD, vor. So lautet bei 60 bis 70 Prozent aller Betroffenen die Diagnose. Lassen sich dagegen entzündliche Veränderungen der Speiseröhrenschleimhaut nachweisen, dann leiden die Patienten an der erosiven Variante, ERD abgekürzt.

Bei der dritten Art der Refluxkranheit kommt es zu einem sogenannten Barrett-Ösophagus. Als Folge einer hohen Säurebelastung und wiederkehrenden Entzündungen treten bei etwa fünf bis zehn Prozent der Patienten Zellveränderungen im unteren Bereich der Speiseröhre auf. »Daraus kann sich eine Vorstufe für Krebs entwickeln. Deshalb ist es sehr wichtig, diese Patientinnen und Patienten möglichst frühzeitig zu erkennen«, meint die Oberärztin.

Medikamente helfen

Die gute Nachricht: Die Refluxkrankheit ist gut behandelbar. Wer auf sein Gewicht achtet und häufige Auslöser wie Kaffee, Schokolade und Alkohol meidet, kann selbst schon zur Linderung beitragen. Medikamente helfen 90 Prozent der Betroffenen, eine Operation ist nur selten notwendig. 

Eine Ursache für die Refluxkrankheit kann darin liegen, dass der Schließmuskel an der unteren Speiseröhre den Magen nur unvollständig abschließt. Nach umfangreicher Diagnostik könnte dann bei einer Operation eine Art Manschette aus dem Magen um die untere Speiseröhre gelegt werden. Eine zweite Indikation für eine Operation wäre ein großer Zwerchfellbruch, bei dem Teile des Magens nach oben in den Brustraum gerutscht sind und dadurch Sodbrennen und saures Aufstoßen verursachen. Auch für Betroffene, die ihre Beschwerden nicht mit Medikamenten in den Griff bekommen oder nicht ihr Leben lang Arzneimittel einnehmen möchten, kann ein Eingriff eine Option sein.

»Eine Operation macht aber nur dann Sinn, wenn sicher ist, dass die Beschwerden auch tatsächlich von der Refluxkrankheit herrühren«, erklärt Dr. Vera Migliarina. Wenn eine Magenspiegelung keine Klarheit bringt, dann kann eine sogenannte pH-Metrie, oft kombiniert mit einer Impedanz- (also Widerstands-)Messung, wichtige Aufschlüsse liefern. Dabei wird eine Sonde in einem dünnen Schlauch von der Nase über die Speiseröhre in den Magen geführt. Dort bleibt sie 24 Stunden lang liegen. »Immer wenn ein saurer Reflux da ist, wird dies von der pH-Sonde erfasst. Bei jedem Reflux kommt es außerdem zu einer Widerstandsänderung in der Speiseröhre, die über die Impedanzsensoren gemessen wird. Damit lassen sich auch nicht-saure Refluxe erfassen, die ebenfalls Symptome auslösen können«, so Migliarina.

Die Patienten tragen begleitend einen Event-Rekorder bei sich und müssen jeweils eine Taste drücken, wenn sie etwas essen oder trinken oder wenn sie Beschwerden haben. Nach der Auswertung aller Daten steht dann fest, ob zum Zeitpunkt der Beschwerden auch tatsächlich eine Reflux-Episode aufgetreten ist und eine Operation helfen kann oder nicht.

Text: Karin Winkler
Foto: St. Theresien-Krankenhaus

Eine Antwort

  1. Habe ständig starke Schmerzen hinter dem Brustbein beim Essen und Trinken. Egal was ich zu mir nehme. Manchmal lege ich bereits nach dem ersten Bissen die Gabel wieder aus der Hand. Die Speiseröhre ist bereits angegriffen. Medikamente konnten mir bisher nicht helfen.

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