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Die vielgeliebte Ansichtskarte

Manchmal kann man beim Blick zurück voller Überzeugung sagen: Früher war nicht alles besser. Die Ansichtskarte ist so ein Beispiel. An dieser Stelle herzlichen Dank an unsere Leserin Karin Günther für die Anregung und die alte, oben abgebildete Karte von Kopenhagen.

Jedes Jahr im Urlaub dasselbe Drama. “Ich muss noch Postkarten schreiben”, hieß es entnervt angesichts der lästigen Pflicht. Man wusste schon gar nicht mehr, was man den Lieben daheim berichten sollte. Einerseits passte nicht viel drauf auf die Karte, andererseits musste man den Inhalt variieren, weil sich Mutter und Tante womöglich über den Inhalt austauschten. Und wie oft warf man die letzten Karten noch am Flughafen oder kurz vor der Grenze in einen Postkasten, im sicheren Wissen, dass die Post erst Wochen nach der eigenen Rückkehr zugestellt würde? Und mal ehrlich: Wie groß waren die Freude und der Erkenntnisgewinn, wenn man selbst eine schlecht gedruckte Hotelansicht aus dem Briefkasten fischte mit einem angekreuzten Balkon und der Aufschrift “Unser Zimmer”?

Heute schicken einem die Kinder eine Whatsapp-Nachricht mit Bildern, die sie selbst gemacht haben, man schaut in glückliche Selfie-Gesichter und kann sehen, dass es ihnen gut geht in der Ferne. Es dauert nicht mehr Wochen, sondern nur noch Sekunden.
Wie sehr die Postkarte aus der Mode gekommen ist, wurde mir kürzlich beim Besuch des Liebfrauenmünsters in Wolframs-Eschenbach klar. Am Kirchenausgang stand ein Aufsteller, an dem es nicht nur Dias von den herrlichen Altären gab (auch so etwas, was keiner mehr kauft), sondern auch Ansichtskarten. Ich schaute sie mir genauer an – und entdeckte auf der Rückseite eine vierstellige Postleitzahl.

Aber einen Vorteil hatte die gute, alte Karte doch: Man konnte sie an die Pinnwand heften.             

Georg Klietz

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