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Die ganze Mannschaft packt mit an

Sie sind eine verschworene Gemeinschaft, und sie schwören auf ihr Lebenselixier: das regelmäßige Schwimmen. Die Freunde des des Clubbads im Mai in Nürnberg. Hier kümmern sich die Vereinsmitglieder seit Jahrzehnten um das kleine, aber feine Schwimmbad.
RESSORT:  sechs+sechzig DATUM:      28.04.15 FOTO:         Michael Matejka  MOTIV:  Ehrenamtliche im Clubbad ANZAHL:    1 von 7 "Veröffentlichung nur nach vorheriger Vereinbarung"
Ehrenamtliche im Nürnberger Clubbad

Sie sind eine verschworene Gemeinschaft, und sie schwören auf ihr Lebenselixier: das regelmäßige Schwimmen. Vor dem Bahnenziehen jedoch war wie jedes Jahr wieder ihr ehrenamtlicher Einsatz gefordert: Zur Eröffnung des Clubbads im Mai sollte schließlich alles picobello sein. Rudi Meinecke ist so etwas wie der Primus inter pares unter den Freiwilligen, derjenige, der die Fäden in der Hand hält. »Bei uns«, sagt er, »sind es Vereinsmitglieder, die sich seit Jahrzehnten um unser Schwimmbad kümmern.« Egal, ob das Becken für die Sommersaison hergerichtet, die Kabinen gereinigt, die Fenster geputzt werden müssen oder ob den Außenanlagen der Anlage ein blühendes Ambiente verliehen werden soll – eine Handvoll Frauen und Männer sorgt dafür, dass nicht nur die Vereinsmitglieder, sondern auch die Gäste sich in wohltuender Atmosphäre ertüchtigen und entspannen können.

 

»Bei uns werden die Gäste nicht von einem Automaten begrüßt, bei uns steht noch jemand an der Kasse«, sagt der 70-jährige Meinecke den persönlichen Charakter des Nürnberger Schwimmbads an der Valznerweiher Straße deutlich. Dieser »Jemand« an der Kasse ist seit Jahren Lina Freier. Für die 80-Jährige, die jeden Tag in der Saison ihre 500 Meter schwimmt, ist die Schwimmabteilung des 1. FC Nürnberg zur Ersatzfamilie geworden. »Der Verein war und ist mir nach dem Tod meines Mannes vor 15 Jahren eine große Stütze«, zeigt sie sich dankbar. Ihr Vereinskollege Klaus Schwarzmann kümmert sich um den »Verwaltungskram« seiner Frau Ingrid, die Kinderschwimmkurse abhält. Er ist der Ansicht, dass das Clubbad zudem in hohem Maße für Senioren geeignet sei; schon allein deshalb, weil Sprungtürme fehlen. Das Clubbad sei eben ein Sportbad, kein Spaßbad, bekräftigt Rudi Meinecke.

Vor 20 Jahren wurde die Abteilung der Club-Schwimmer – wie andere FCN-Abteilungen – in einen eigenständigen Verein umgewandelt. Man finanziert sich aus Mitgliedsbeiträgen und den Eintrittsgeldern. Außerdem gibt es einen Zuschuss von der Stadt. Der Verein muss fraglos scharf kalkulieren. Wenn man nicht im Geld schwimmt, ist man auf den Einsatz Ehrenamtlicher angewiesen. »Sonst ginge es nicht«, sagt Rudi Meinecke. Lediglich zwei Schwimm-Meister sind angestellt. Vereinsverwaltung, die Organisation des Badebetriebs und die Pflege des Geländes werden von Ehrenamtlichen gemanagt.Deren Riege ist noch ziemlich fit, auch wenn sie nicht mehr zu den Jüngsten zählt. Ilse Rufershöfer hatte schon mal vor dem Saisonstart die Fenster geputzt. Ihre 1000 Meter schwimmt sie während der Saison jeden Tag, bei jedem Wetter. »Aber«, und darauf legt sie größten Wert, »es darf nicht zu einem Zwang, zu einem Muss ausarten.« Sie absolviert ihre Bahnen in der Frühe meist im Rückenschwimmen. »Das lockert und entspannt.« Die 81-Jährige ist seit 1949 Mitglied im Schwimmverein.

 

Zu den »dienstältesten« Ehrenamtlichen zählt das Ehepaar Heydolph. Der 85-jährige Helmut, seit 70 Jahren Mitglied, blickt auf eine Karriere als Wasserballer und Wettkampfschwimmer zurück; bis zum Alter von 65 Jahren nahm er noch an Seniorenmeisterschaften teil. »Ja, ja«, schmunzelt er, »ich habe manchen Pokal in der Vitrine und manche Urkunde an der Wand.« Trotz seiner zwei künstlichen Hüftgelenke krault er noch immer täglich seine 400 Meter. »Brustschwimmen geht nimmer, wegen der Grätsche«, erläutert er. Seine 79-jährige Ehefrau Marga wirkt gewissermaßen als Vereinsgärtnerin. Es erübrigt sich zu fragen, ob auch sie schwimmt. »Jeden Tag«, sagt sie. Im Winter ziehen die »Clubberer« ihre Bahnen im Langwasser-Hallenbad. Und wer Lust hat, kann dort auch an der von Ingrid Schwarzmann angebotenen Wassergymnastik teilnehmen. Manchmal schaut Raphael Schäfer vorbei Das Clubbad auf dem Gelände des 1. FC Nürnberg ist ein öffentliches Bad und von Mai bis September zwischen 8 und 20 Uhr geöffnet. Meineke: »Man muss nicht Mitglied sein, um hier in Ruhe schwimmen zu können.« Ein besonderer Service für Mitglieder und Gäste: Sie können für eine geringe Jahresgebühr ihre Liege deponieren und Umkleidekästchen anmieten. Freuen würde sich das Kernteam der Ehrenamtlichen, wenn sich von den 500 Mitgliedern – 156 von ihnen sind älter als 65 noch weitere engagieren würden. Klaus Schwarzmann: »Wenn ein Mitglied im Rentnerdasein angekommen ist, schau’ ich schon, ob ich es nicht für die eine oder andere Sache gewinnen kann.«

Natürlich tummeln sich im Clubbad nicht nur Ältere. Die Schwimmer- und Wasserballjugend trainiert hier im Sommer. Und die Wasserballmannschaft des Vereins, die »Barracudas«, trägt hier ihre Wettkämpfe aus. Alle Sportler der FCN-Gruppe können das Clubbad zu einem ermäßigten Eintrittspreis besuchen. Auch die Zweitliga-Kicker des Clubs. Von ihnen nimmt dieses Angebot immer mal wieder Torhüter Raphael Schäfer wahr. Mit seinen 36 Jahren kommt er im Vergleich zu den meisten seiner Mitspieler dem Senioren-Status am nächsten.

Günter Dehn; Foto: Michael Matejka

Informationen zum Clubbad:

Der Eintritt kostet für Erwachsene 4,20 Euro. Günstiger sind 12er-Karten für 42 Euro oder 30er-Karten für 96 Euro. Jugendliche zahlen 2 Euro Eintritt. Regen Zuspruch erfährt das so genannte Stundenticket für 2,50 Euro, es gilt für 90 Minuten (mit Aus- und Ankleiden).

Der Jahres-Mitgliedsbeitrag für Senioren beträgt 120 Euro.

Die Buslinie 44 hält direkt vor der Türe an der Haltestelle »Sportanlage 1. FCN«.

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