Wo finde ich das beste Seniorenheim? Die Gutachter der gemeinnützigen Frankfurter Gesellschaft „Heimverzeichnis“ würden sagen: Folge dem „grünen Haken“. Doch was heißt das? Mit dem grünen Haken zeichnen die Gutachter die besten Seniorenheime aus, bei denen nicht nur die Qualität und der Service stimmt. Auch Menschenwürde, Autonomie und soziale Teilhabe stehen ganz oben auf ihren Checklisten. Bundesweit haben schon 1400 Heime die Auszeichnung erhalten. Weitere sollen folgen.
Zwölf neue Gutachter haben ihre Schulung bei der gemeinnützigen Frankfurter Gesellschaft Heimverzeichnis erfolgreich absolviert. Sie werden künftig das Pflege- und Betreuungsangebot von Seniorenheimen auf Menschenwürde, Autonomie und soziale Teilhabe überprüfen. Ist alles gut, gewähren sie einen grünen Haken als Symbol für ausgezeichnete Heimqualität. Im Heimverzeichnis sind alle Einrichtungen der stationären Langzeitpflege erfasst, die mit den Pflegekassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben, also pflegebedürftige Menschen im Auftrag der Pflegekassen versorgen. Dies sind etwa 10.000 Einrichtungen mit ihren Basisdaten wie Adresse, Bettenzahl und Preisen.
Ein Video auf der Homepage der Gesellschaft Heimverzeichnis dokumentiert einen typischen Besuchstermin, wie ihn ein ehrenamtlicher Gutachter zur Zertifizierung von Seniorenheimen vorzunehmen hat. Seine Fragebögen und Checklisten hat der Gutachter Dieter Mönch sorgfältig vorbereitet. Punkt für Punkt bespricht er mit dem Heimleiter, der ihm von der intensiven Vernetzung des Hauses mit Chören und Vereinen berichtet. Doch welchen Eindruck wird der Gutachter von den Zwei- und Dreibettzimmern gewinnen? Und wird der Heimbeirat die Angaben des Heimleiters auch bestätigen?
Zwölf Teilnehmer der jüngsten Schulung mit beruflichen Vorkenntnissen oder familiären Erfahrungen zur Heimpflege haben sich nun in einem mehrtägigen Seminar die nötigen Fachkenntnisse erworben. „Wichtig ist dabei vor allem die Bewertung nach den drei Kriterien Menschenwürde, Autonomie und soziale Teilhabe“, erklärt Karin Stiehr, Geschäftsführerin der Heimverzeichnis-Gesellschaft und des Instituts für soziale Infrastruktur (ISIS), das die Standards für die Gutachten erarbeitet. Beide unterhalten eine Geschäftsstelle im Ökohaus in Frankfurt in der Kasseler Straße. Der Hauptsitz ist in Swisttal bei Bonn. Derzeit haben 26 Seniorenheime in Frankfurt den Grünen Haken, rund 1400 sind es bundesweit.
„Ich wurde zum ersten Mal mit dem Thema Heimpflege konfrontiert, als ich vor der schwierigen Situation stand, für meine Eltern geeignete Plätze zu finden“, erklärt der Gutachter Wolfgang Schulz, der früher in einem Sozialzentrum arbeitete. Und Carl-Heinz Wawzik steht als Heim- und Pflegedienstleiter kurz vor dem Ruhestand und sucht nun nach einer Möglichkeit, sich weiter für die ältere Generation zu engagieren, der er in Kürze selber angehören wird: „Der medizinische Dienst der Krankenkassen prüft nur administrative Dinge und nimmt keine Rücksicht auf die Lebenssituation der Menschheit“, findet er. „Dabei müssten wir alle der älteren Generation mehr Respekt zollen, wie das etwa in Osteuropa selbstverständlich ist.“
Drei Tage lang dauert das Seminar für Neueinsteiger. Sie müssen am ersten Tag zunächst über einige grundsätzliche Dinge zum Thema Altenpflege informieren. Wer bereits fachliche Vorkenntnisse mitbringt, kann das Seminar auf zwei Tage verkürzen. Am Ende steht zunächst eine theoretische Prüfung, bei der die Teilnehmer nochmals online zu den Fragekatalogen abgefragt werden. In der praktischen Prüfung besucht der angehende Gutachter zwei Heime und nimmt die Zertifizierung in Begleitung eines erfahrenen Kollegen vor. Vor dieser Bewährungsprobe stehen nun die zwölf Absolventen.
So hat das Henry und Emma-Budge-Heim seine Zertifizierung Grüner Haken zu Recht erhalten, weil der Rundgang alle Erwartungen erfüllt und auch der Heimbeirat die Angaben der Geschäftsführung bestätigt hat. Doch bundesweit haben in den vergangenen drei Monaten 35 vorgeschlagene Heime die Kriterien zunächst nicht erfüllt. Immerhin erhielten einige von ihnen nach Nachbesserungen das Gütesiegel später – es muss ja auch wirklich verdient werden. Der Grüne Haken wird jedoch nur für ein Jahr verliehen.