Mit den richtigen Assistenzsystemen können Senioren länger in der eigenen Wohnung leben, ohne in ein Pflegeheim zu müssen. Der vielversprechendste Lösungsansatz ist die Intelligente Wohnumgebung (AAL). Sie erkennt über Sensoren die Bedürfnisse und Wünsche der Bewohner, erinnert an notwendige Handlungen oder führt diese sogar selbstständig aus. Nun machen Senioren den Praxistest.
Wenn die Wohnung intelligent wird, gehören der Hinweis auf den angelassenen Herd oder die vergessenen Medikamente, aber auch die selbstständige Aktion, einen Sturz zu erkennen und Hilfe zu holen, zum Standard. Licht und Fernsehen lassen sich außerdem ganz einfach per Handgeste und Sprachbefehl steuern.
Obwohl viele Menschen ein großes Interesse an AAL-Lösungen haben, gibt es die Intelligente Wohnung als Komplettlösung noch nicht zu kaufen, erklärt Dr. Reiner Wichert vom Fraunhofer IGD, der weltweit führenden Forschungseinrichtung für angewandtes Visual Computing. Es fehlt bisher ein einheitlicher Standard, die einzelnen Geräte zusammenschließen zu können und umfassende Praxiserfahrungen. In den vergangenen Jahren waren Wichert und sein Team maßgeblich an der Entwicklung der Softwareplattform universAAL beteiligt. Mit dieser ist es gelungen, einen quasi Industriestandart zu entwickeln, der moderne elektronische Geräte in die Lage versetzt, die Bedürfnisse eines Menschen zu erkennen. So könnten Sensoren im Sofa die Beleuchtung dimmen und den Fernseher anschalten, wenn der Bewohner sich hinsetzt.
Im EU-Projekt ReAAL wird universAAL nun einem Praxistest unterzogen. 7.000 Senioren in acht EU-Ländern, darunter auch Deutschland, dürfen bald in solchen Intelligenten Wohnungen leben. Hauptsächlich werden bestehende Wohnungen nachgerüstet. Projektleiter Wichert erhofft sich Erkenntnisse, welche die Marktreife der Intelligenten Wohnung unterstützen. Bei dem heute in Berlin beginnenden 6. Deutschen AAL-Kongress stellt das Fraunhofer IGD auch ReAAL vor. Vielleicht sind die Systeme in naher Zukunft der Standard in jeder Wohnung.
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