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Burg Hohenstein ist einen Ausflug wert

Ein lohnendes Ausflugsziel ist die Burg Hohenstein, die für Besucher zugänglich ist. Foto: Mile Cindric
Der Aufstieg hat es in sich! Das Wahrzeichen der Frankenalb thront seit fast tausend Jahren auf dem gewaltigen, steil aufragenden Hohenstein. Sage und schreibe 127 Stufen führen hinauf zur Burg. »Genau so viele, wie Hohenstein Einwohner hat«, scherzt Georg Maul, der Vorsitzende des Verschönerungsvereins Hohenstein und Umgebung e.V. Er schnauft nicht und schwitzt nicht – er nimmt die steinerne Burgtreppe sozusagen mit links. »Ich mache das zwei, manchmal auch drei Mal am Tag bei jedem Wetter«, erzählt Maul. Seine 70 Jahre merkt man ihm kaum an. »Unsere Burg hält jung«, meint er verschmitzt.
57 Jahre alt war der gelernte Werkzeugmacher, als er die Geschicke der Burg in seine Hände nahm, damals, im April 1999. Zu jener Zeit war Georg Maul noch voll berufstätig. »Ich habe nicht gleich zugesagt«, erinnert er sich. Schließlich sei er gerade erst ein Jahr lang Mitglied im Verein gewesen, und: »Der damalige Vorsitzende, unser Bürgermeister und Lehrer, hatte Maßstäbe gesetzt! Ich wusste genau, was auf mich zukommt.« Zu den Aufgaben des Verschönerungsvereins gehört auch der Erhalt der alten Festung. Sobald der finanzielle Rahmen es erlaubt, soll an der Burganlage wieder gebaut werden. Zum einen am Kapellengebäude, zum anderen am 1553 vom Nürnberger Rat erbauten Langhaus.
Erst bis zum Jahr 2001 war umfangreich saniert worden. Für damals 1,5 Millionen Mark hatte der Verschönerungsverein die Oberburg hergerichtet. Doch mittendrin war etwas völlig Unerwartetes geschehen, was die folgenden Arbeiten teurer und komplizierter machte: In der Nacht zum 25. Februar 2000 stürzte die äußere Schale der Palas-Südwand ein. Ein etwa 40 Quadratmeter großes Loch blieb zurück, rund 65 Tonnen Mauerwerk verteilten sich auf dem steil abfallenden Burg-Anger. Schier unlösbare Probleme taten sich auf. Eine Baustraße musste angelegt werden, was Kosten nach sich zog. Und doch: Die Eröffnungsfeier hat pünktlich stattgefunden.
Der Vereinsvorsitz nimmt Maul in Beschlag. »Georg hat einen Full-Time-Job. Zum Glück besitzt er eine gehörige Portion Idealismus. Sein Rentnerdasein opfert er mit Freude, Liebe und Enthusiasmus!«, sagt Alfred Kirmis mit unüberhörbarer Hochachtung in der Stimme. Der frühere Bankangestellte ist Kassier des Verschönerungsvereins Hohenstein und freut sich über steigende Einnahmen. »Seit Georg da ist, ist alles erst richtig ins Rollen gekommen. Eine derartige Spendenbereitschaft hat es früher nie gegeben«, sagt Kirmis. 43 Hohensteiner, fast die Hälfte des Dorfs, sind heute Mitglied im Verein, dazu kommen zehn Fördermitglieder von außerhalb.
Anno 1900 haben eine Handvoll Ortsansässiger den Hohensteiner Verschönerungsverein gegründet. 1901 erwarb man die Burgkapelle, um sie nach stilgerechter Renovierung ihrer Bestimmung als Andachtsstätte zurückzugeben. Im Jahr 1983 kaufte der Verein vom Freistaat Bayern auch den Hauptteil der 634 Meter hoch gelegenen Burg mit dem Hauptgebäude. Auf dem Verschönerungsverein Hohenstein und Umgebung als Eigentümer lastet seitdem die Unterhaltspflicht für die Burg, die laut Vereinssatzung der Öffentlichkeit erhalten bleiben soll.
Burg Hohenstein dürfte in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts erbaut worden sein. Erst im 12. Jahrhundert wird Hohenstein erwähnt. Das war 1163, als die Äbtissin des Klosters Bergen mit Einverständnis des Kaisers Friedrich I. Barbarossa den Sicolinus von Hohenstein zum Vogt über die Güter des Klosters in und um Hersbruck wählte. Die Burg diente als Vogtsitz mächtiger Herren. Bis 1188 waren es zunächst die Grafen von Sulzbach. Anschließend hielten die Bayernherzöge die Burg – mit zeitweiligen Unterbrechungen – bis zum Ausgang des Mittelalters in ihrer Hand. Die mächtige Reichsstadt Nürnberg, der seit 1504 die weitaus meisten Gebiete um den Hohenstein gehörten, kaufte den Wittelsbachern am 9. Mai 1505 den Hohenstein samt seinen Zugehörungen für 10 000 Gulden ab. Seitdem blieb der Hohenstein mit seiner Umgebung, ebenso die Pflegämter Hersbruck, Velden und Betzenstein nürnbergisch, bis im Jahre 1806 die Reichsstadt mit ihrem riesigen Landbesitz dem Königreich Bayern einverleibt wurde.
Urlaub ist nicht drin
Die lange Geschichte ist für den Verschönerungsverein auch Verpflichtung. »Wir können unser Wahrzeichen doch nicht verlottern lassen! Wer käme denn dann noch nach Hohenstein, auch wenn die Gegend landschaftlich reizvoll ist?«, fragt Vereinschef Maul. Und so gönnen sich Georg Maul und seine Frau Gertrud, eine gebürtige Hohensteinerin, nicht einmal einen längeren Urlaub. »Es gibt ja täglich zu tun auf der Burg«, sagt der Vorsitzende. »Es ist viel Arbeit, unser Privatleben kommt ziemlich zu kurz«, resümiert auch Gertrud Maul. Sie fungiert seit zwanzig Jahren als Schriftführerin im Verein. Die zweifache Mutter und ehemalige Sekretärin pflegt außerdem den Kräutergarten im Burginnenhof, den die Mitglieder des Vereins 2008 angelegt haben. Außerdem gilt es, das heuer zum zehnten Mal stattfindende Musikfest im Sommer vor- und nachzubereiten, sich um die Verkaufsausstellungen regionaler Künstler in der Burg zu kümmern und die Burgräume sauber zu halten. Ein volles Programm.
Zu den Umtriebigen gehört auch Lotte Igel – trotz ihrer 88 Jahre. Liebevoll wird sie die »Burgfrau von Hohenstein« genannt. »Ich habe die Burg von Anfang an gemocht«, erzählt die gebürtige Egerländerin. 1942 hatte der Krieg sie nach Franken verschlagen. »Zurück konnte ich nicht mehr. Vielleicht ist mir die Burg deshalb schnell zur Heimat geworden.« Hier in Hohenstein habe sie ihren Mann Fritz kennen und lieben gelernt, zwei Töchter bekommen – ihre Älteste heiratete 1964 Georg Maul.
»Der Mensch braucht eine Aufgabe«, meint der Schwiegersohn – und die Schwiegermutter pflichtet bei. Bis heute verkauft sie noch Eintrittkarten für die Burg. Wichtig für Gäste aus nah und fern: Lotte Igel hütet die Schlüssel zur Burg. Wochentags, wenn das Kassenhäuschen nicht besetzt ist, kann das geschichtsträchtige Gemäuer auf eigene Faust erkundet werden. Die »Burgfrau« trifft man in ihrem Haus neben ihrem (seit 2008 geschlossenen) Krämerladen am Fuße der Burg an.
Selbst wenn das älteste aktive Mitglied stolze 90 Jahre alt ist – auch junge Leute sind mit von der Partie. »Zuerst toben sie sich auf dem Fußballfeld aus«, berichtet Georg Maul, »aber danach, so um die 30, finden sie zu uns. Je mehr, desto besser. Nachwuchs kann man immer gebrauchen«, sagt der 70-Jährige. Und wie ist es um seinen Nachfolger bestellt? Georg Maul lacht herzlich: »Wenn ich so alt wie unsere Burg werde, bliebt mir noch viel Zeit.«
Text: Ute Fürböter; Fotos: Mile Cindric
Die Burg ist ab Ostern, bei passendem -Wetter zum Karfreitag, wieder geöffnet. Regulär schließt sie Mitte November.
Infos: www.burg-hohenstein.com
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist Hohenstein von Nürnberg aus mit der Regionalbahn R 3 bis Hersbruck und dann mit dem Regionalbus 338 zu erreichen. Bei der Linie 338 handelt es sich um ein Linienbedarfstaxi des Landkreises Nürnberg Land, Anmeldung mindestens 60 Minuten vor Abfahrt unter Tel. 09151 / 70115.
Einkehrmöglichkeit: Windbeutel-Café -»Hohensteiner Hof«, Familie Eckert, Hohenstein 43, 91241 Kirchensittenbach, Telefon 09152/533. Ruhetage: Montag und Dienstag; Reservierungen werden mittwochs bis sonntags von 9 bis 19 Uhr entgegengenommen. E-Mail: info@hohensteinerhof.de
Extra-Tipp: Einkehr im Burg Stüberl
Hohenstein 8, 91241 Kirchensittenbach, Telefon 09152/511 oder mobil 0171/1946204
Auf der Karte: fränkische Köstlichkeiten, hausgemachte Pizzen, lokale Bierspezialitäten sowie hausgemachter Kuchen.
Kein Ruhetag, geöffnet ab Mittag bis 15 Uhr, dann wieder ab 17 Uhr und bis zum Feierabend gegen 22 Uhr. Sonntags ist durchgehend offen, an diesem Tag empfiehlt sich eine Reservierung.
Gemütliche Gasträume mit 40 Plätzen. Die Terrasse des Burg Stüberls bietet weiteren 60 Gästen Platz.
Inhaber: Otto Heumann. Der 55jährige führt das Burg Stüberl seit drei Jahrzehnten.
www.burg-stueberl-hohenstein.de

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