Für die kleine Sabine war es der ganze Stolz. Innsbruck, Mittenwald, Goslar, Trier, sogar Venedig, Prag, Verona und Klagenfurt baumelten an ihrem schmalen Handgelenk. Dort trug die junge Erlangerin in den 1950-er und 60-er Jahren an besonderen Tagen ein schlichtes silbernes Armband mit großen Ösen, in die besondere Schmuckstücke eingehakt werden sollten: Wappen von Städten oder Ländern, die man besucht hatte. Sabines Vater war als Ingenieur beim Weltkonzern Siemens in dieser Zeit viel auf Achse. Von dort, wo er dienstlich zu tun hatte, brachte er seiner Tochter jedes Mal einen der begehrten Anhänger mit. Noch heute bewahrt die inzwischen 66-jährige Sabine Grasse in ihrer Wohnung in Höchstadt/Aisch das Schmuckstück auf. Keine Öse ist mehr frei, an manchen Stellen müssen sich sogar zwei gewichtige Urlaubserinnerungen von Sabines Familie einen Platz teilen, wie »Österreich« und »Bolzano« (Bozen). Sie habe es später nie mehr angehabt, berichtet Sabine Grasse, es sei eben doch nur für Kinder gedacht. Doch die Bettelarmbänder, wie solche Stücke auch heißen, sind wieder in Mode. Es soll sogar Menschen geben, die gleich drei solcher Armbänder besitzen: Eines für die Urlaubserinnerungen, eines für Glücksanhänger und ein drittes für kleine Geschenke von Menschen, die ihnen besonders nahestehen.