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Der Club der coolen Camper

Eben kommen sie von ihrer Sommerausfahrt zum Campingplatz »Romantische Straße« in Dinkelsbühl zurück. Die Mitglieder des Erlanger Campingclubs im ADAC sind allesamt über 60 Jahre alt und noch erfüllt von den schönen Erlebnissen. Unserer 66-Autorin Claudia Schuller haben sie einige davon erzählt.
»Das Schöne am Camping ist der lockere Umgang miteinander«: Gisela und Rainer Goergen, Günter Eckardt und Henno Becker (v.l.n.r.) engagieren sich im Erlanger Campingclub. Foto: Mile Cindric

Eben kommen sie von ihrer Sommerausfahrt zum Campingplatz »Romantische Straße« in Dinkelsbühl zurück. Die Mitglieder des Erlanger Campingclubs im ADAC sind allesamt über 60 Jahre alt und noch erfüllt von den schönen Erlebnissen. Unserer 66-Autorin Claudia Schuller haben sie einige davon erzählt.

»Wir haben nicht nur fünf Tage gecampt, sondern auch tolle Ausflüge unternommen. Unter anderem haben wir einen Töpfer und eine Malerin in ihren Ateliers besucht, dann waren wir bei einem Holzbildhauer zu Gast, der Skulpturen und moderne Möbel anfertigt, und haben eine Führung mit einem Nachtwächter mitgemacht. Der erzählte, wie früher der historische Nachtwächter in Dinkelsbühl die Leute auch zur Sperrstunde aus den Kneipen schmeißen musste. Insgesamt haben wir viel erfahren, die Kultur stand diesmal im Blickpunkt.«

So resümiert Vereinsmitglied Henno Becker aus Eckental den Ausflug. Er ist seit sechs Jahren dabei und besitzt ein Wohnmobil. Mit dem mitgeführten Fahrrad unternimmt der 76-Jährige auch Ausflüge auf eigene Faust. Besonders schätzt Becker aber die netten Kontakte in der Gruppe, die Gemeinschaft und das Ausflugsprogramm.

Vom Atelier zur Biogasanlage

Fürs Programm ist Günter Eckardt zuständig, der zweite Vorsitzende. Der 79-jährige Nürnberger, ein ehemaliger Siemens-Ingenieur, organisiert die Touren gerne und mit Herzblut. »Wir bieten immer wieder interessante Besichtigungen an. Zum Beispiel waren wir in Firmen, bei Handwerkern, Künstlern, in Einrichtungen, Werkstätten und Ateliers, in Biogasanlagen, im Müllverbrennungskraftwerk, auf Bauernhöfen und sogar schon auf Chorproben der Regensburger Domspatzen«, erzählt er. So sind Eckardts Stationen zum Höhepunkt der Camping-Fahrten geworden. Täglich stehen ein bis zwei Besichtigungen auf dem Plan. Meist sind die Besichtigungen mittags fertig, damit danach Mittagsschlaf und Pause möglich sind.

Und das ist auch gut so, weil die Clubmitglieder inzwischen alle im Ruhestand sind und das 60. Lebensjahr überschritten haben. 20 sogenannte Einheiten – Familien oder Singles, die mitfahren – zählt der Erlanger Club. Drei Mal jährlich verreisen sie zusammen mit ihren Wohnwägen und Campern, meist dauern die kleinen Reisen eine knappe Woche. 2016 hießen die Ziele im Frühjahr Viechtach, Blaubeuren und Obernzenn. 2015 war die muntere Truppe zuerst in Regensburg, dann in Pressing und zuletzt in Escherndorf. Sehr weit entfernt sind die Ziele also nicht. So lernt man die Heimat intensiv kennen oder entdeckt neue Flecken in ganz Süddeutschland, ohne weit reisen zu müssen.

»Je älter man wird, desto schöner findet man Deutschland«, findet Mitglied Henno Becker. Früher war er groß auf Tour von Spanien bis nach Italien, weil er das Reisen liebt. Heute reizt ihn die Nähe. 2017 ging es mit dem Verein zuerst ins schöne Isny im Allgäu, bevor Dinkelsbühl lockte. Den Abschluss in diesem Jahr wird Wackersdorf machen. Auch hier wird es gemeinsame Kaffeetafeln am Nachmittag und abendliche Grillfeste geben. Die Campingfreunde sind sehr gesellig. Zusätzlich trifft man sich einmal monatlich zu Vortragsabenden, bei denen Experten über Erbrecht, über Einbruchssicherung oder auch mal über Schutz vor Gewalt in der Öffentlichkeit informieren.

Programm-Organisator Günter Eckardt hat früher oft Wohnmobile gemietet, war mit Frau und Kindern am Nordkap, in den USA und in aller Welt unterwegs. Die Familie war ursprünglich aufs Camping gekommen, weil sie früher Hunde hatte und die Tiere in Hotels nicht mitgenommen werden können. Zwar gibt es inzwischen keinen Vierbeiner mehr im Hause Eckardt, die Camping-Leidenschaft aber ist geblieben.

Henno Becker aus Eckental hat sich, kaum als er im Jahr 2000 in den Ruhestand ging, einen eigenen Camper gekauft, weil das auf Dauer günstiger kommt als ihn zu mieten. Mittlerweile war er damit in Russland, Polen, Tschechien, Bulgarien, Rumänien, England, Irland und der Ukraine. Er trat dem Verein vor 17 Jahren bei. Eckardts Tipp für Wohnmobil-Einsteiger und Interessierte: maximal 3,5 Tonnen Last wählen, weil die Fahrzeuge bis zu diesem Gewicht als Pkw zählen, sind sie schwerer gelten andere Regeln. Man darf zum Beispiel Lkws nicht überholen, muss Tempo 100 einhalten und einiges mehr.

Rangieren und Parken mit dem Hänger

Rainer Goergen aus Eckental (64 Jahre) dagegen ist ein absoluter Wohnwagen-Fan und findet, Wohnmobile haben mehr Nach- als Vorteile. »Sie veralten, gehen kaputt, sind sperrig und man kann mit ihnen nicht überall hingelangen. Ich dagegen stelle meinen Wohnwagen ab, baue das Vorzelt auf und bin dann mit dem Auto mobil«, sagt der erste Vorsitzende. Allerdings müsse man mit dem Anhänger fahren lernen. Daher bietet er bei Fragen auch Kurse für seine Vereinsmitglieder an und übt auf Wunsch gerne mit ihnen das Rangieren und Parken. Im Verein sind alle Arten von mobilen Heimstätten vertreten und willkommen. Als Vorsitzender pflegt Goergen, der seit 1981 dazu gehört und seit 25 Jahren als erster Vorstand amtiert, den Kontakt zum ADAC und zu den anderen Clubs. Wichtig ist ihm die Harmonie unter den Mitgliedern, schließlich geht es beim Campen um etwas, das Freude machen soll.

1978 nahm der Verein seinen Anfang, als der ADAC zu einem Informationsabend für Camper einlud. Rund 130 Personen kamen – was zeigte, dass viel Interesse am Thema bestand. Es wurde der Wunsch geäußert, dass sich die Erlanger Camper regelmäßig treffen sollten. So ging es los. Nun wünscht sich der Campingclub Verstärkung. Der Verein ist offen für neue Mitglieder und alle Generationen. Ein eigenes Fahrzeug ist nicht nötig, auf den Campingplätzen gibt es Mietcamper, Zelte oder Appartements. Wer mag, kann einfach mal als Gast mitfahren und das Team kennenlernen. Man muss nicht gleich in den Club eintreten.

»Das Schöne am Camping ist die Offenheit, der lockere Umgang untereinander, die Hilfsbereitschaft, das Duzen, aber auch die Flexibilität. Für mich ist es ein Stück Freiheit«, sagt Eckardt. Goergen sieht das genauso: »Die Freiheit ist das große Stichwort. Camper sind legere, ungezwungene Leute, die schnell in Kontakt kommen.« Im Hotel herrsche oft mehr Etikette, auf dem Campingplatz reichen Shorts. Vor allem kann man einfach mal weiterfahren und ist flexibel, hat aber sein vertrautes Gefährt dabei. »Außerdem«, sagt Goergen, »muss man nicht groß packen: Man hat ja seinen kleinen Haushalt immer dabei.«

Kontakt: 1. Vorsitzender Rainer Goergen, Moselstr. 6, 
90542 Eckental, Tel: 09126-7812, E-Mail: rainer@treveri.de
www.erlanger-campingclub.de

Text: Claudia Schuller

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