Anzeige

Ein offenes Ohr für die letzten Fragen

Die Nachbarn waren da, Ehemann und Sohn. Man hatte noch zusammen die Jahreswende gefeiert. Eine Woche später ist die 68-Jährige tot. Sie war in den Jahren der Krankheit medizinisch und pflegerisch gut versorgt worden und hatte sich in der dörflichen Gemeinschaft geborgen gefühlt. So ist das freilich nicht überall. Immer häufiger wird das Hospiz-Team in Nürnberg (HPZ), das sich die ambulante Begleitung und palliative Versorgung Schwerkranker zur Aufgabe gemacht hat, um Beistand gebeten.
Diakon Dirk Münch, Vorsitzender des Hospiz-Teams Nürnberg, will Menschen in emotional schweren Lebenslagen schnelle Hilfe aus einer Hand bieten.

Die Nachbarn waren da, Ehemann und Sohn. Man hatte noch zusammen die Jahreswende gefeiert. Eine Woche später ist die 68-Jährige tot. Sie war in den Jahren der Krankheit medizinisch und pflegerisch gut versorgt worden und hatte sich in der dörflichen Gemeinschaft geborgen gefühlt. So ist das freilich nicht überall. Immer häufiger wird das Hospiz-Team in Nürnberg (HPZ), das sich die ambulante Begleitung und palliative Versorgung Schwerkranker zur Aufgabe gemacht hat, um Beistand gebeten.

»Die Nachfrage ist gestiegen«, sagt Diakon Dirk Münch. Außerdem, so der 56-jährige Vorsitzende des Hospiz-Teams und ausgebildete Krankenpfleger, gebe es inzwischen eine Vielfalt an Angeboten. Doch gerade diese Reichhaltigkeit macht es Rat- und Hilfesuchenden nicht leicht, den richtigen Ansprechpartner zu finden. »Es sind ja Menschen, die unter einer besonderen emotionalen Belastung stehen«, sagt der Rummelsberger Diakon. Und da sei es den Anrufenden nicht zumutbar, dass sie mehr oder weniger lange herumtelefonieren müssten, um endlich den richtigen Ansprechpartner zu erreichen.

Allein zum Hospiz-Team gehören das Trauerinstitut Nürnberg, die Spezialisierte Ambulante Palliativ-Versorgung, das Ambulante Kinderhospiz und die Akademie für Hospizarbeit und Palliativmedizin.
Außerdem gibt es Angebote der Stadt Nürnberg, beim Pflegestützpunkt und beim Krisendienst. Immer wieder müsse man verzweifelte Anrufende »weiterschicken« mit dem Hinweis: Rufen Sie mal da an oder versuchen Sie es mal mit dieser Telefonnummer.

Und diesem Dilemma will das Hospiz-Team mit einer einzigen Telefonnummer abhelfen. Eine einzige Nummer zum Thema Hospiz-und Palliativersorgung. Mitmachen wollen bereits die Notfallseelsorge, die psychosoziale Krebsberatung, der Krisendienst, das Klinikum Nürnberg, die umliegenden Hospizvereine, Selbsthilfegruppen.

Lästiges Herumtelefonieren soll eine Ende haben

Das Hospiz-Team bildet künftig gewissermaßen das virtuelle Dach. Hier läuft nach dem Start im Frühjahr alles zusammen. Zwei hauptamtliche Mitarbeiter müssen dafür eigens geschult werden, müssen wissen, welche Initiative bei welchen Fragen und Anforderungen infrage kommt. Der Anrufende schildert sein Problem, hat Fragen, die vielleicht im ersten Moment verwirren. Nun liegt es an der HPZ-Mitarbeiterin oder dem Mitarbeiter am anderen Ende der Leitung, diese Fragen richtig ein- und zuzuordnen. Entweder kann sofort geholfen werden, oder man verspricht dem Ratsuchenden zurückzurufen. Münch: »Das erspart dem ohnehin belasteten Anrufer ein zeitaufwändiges Herumtelefonieren. Von neun bis 17 Uhr sind diese beiden Mitarbeiter – deren Stellen allerdings aus Spenden finanziert werden müssen – erreichbar.

Beispiel Krebsberatung. Das Hospiz ist zwar nicht zuständig, aber unter der Sammelnummer erreicht der Ratsuchende jemanden, der helfen kann. Ganz ähnlich verhält es sich bei der Suche nach einem Platz in einem stationären Hospiz. »Da sind wir nicht die richtige Anlaufstelle«, erklärt Münch, »aber wir vermitteln die entsprechende Adresse und Telefonnummer. Für den Bereich Trauer gibt es bereits ein entsprechendes Beratungs-Angebot.

Im Hospiz-Team lassen sich derzeit zehn hauptamtlich Engagierte und etwa 150 ehrenamtliche Frauen und Männer die Begleitung Sterbender und die Entlastung ihrer Angehörigen angelegen sein. Für Dirk Münch ist erkennbar: »Tod und Sterben haben ein ganzes Stück die Tabuzone verlassen.«

Neben der zunehmenden Kinderhospizarbeit, die bis Amberg, Cham, Passau, Regensburg, Weißenburg und Gunzenhausen Kindern mit »verkürzter Lebenserwartung« und ihren Eltern beisteht, hat das Hospiz-Team noch zwei neue Initiativen angekurbelt: Die Hilfe für alt gewordene Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung und die Begleitung schwerkranker und sterbender Obdachloser.

Freilich, eines will Dirk Münch mit diesen Angeboten keinesfalls: Dass man als reines Dienstleistungsunternehmen wahrgenommen wird. Es geht um mehr. »Wir wollen den kranken und sterbenden Menschen, aber auch ihren Angehörigen das Gefühl geben: ›ein vertrauter Nachbar und guter Freund steht Ihnen in dieser schweren Zeit zur Seite‹.«

Text: Günter Dehn

Information
Unter der Telefonnummer 0157/77 59 62 92 ist das Hospiz-Team an Werktagen von 9 bis 17 Uhr erreichbar. Die Mitarbeiter vermitteln Ratsuchenden den richtigen Partner bei Fragen rund um Tod und Sterben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Anzeige
Anzeige

Aktuelle Beiträge

Skip to content