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Auch wenn man auf Pflege angewiesen ist, kann man sich ein gewisses Maß an Autonomie erfreuen. Foto: epd
Auch wenn man auf Pflege angewiesen ist, kann man sich ein gewisses Maß an Autonomie erfreuen. Foto: epd

In der Öffentlichkeit – und gerade bei Älteren – ist ein Bild von Pflegebedürftigkeit dominant, das sehr den Aspekt von Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein betont. Dieser Einseitigkeit, Pflegebedürftige nur als Objekt der Pflegekräfte, Kassen oder des Staates zu sehen, setzt Lydia-Maria Ouart, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Projektgruppe Arbeit, in ihrem Dissertationsprojekt ihre Beobachtungen und Untersuchungen entgegen:

Diese Beobachtungen sind auch deshalb sehr wichtig, weil seit der Einführung der Pflegeversicherung professionelle Pflege in Deutschland Mitte der 1990er Jahre die Zahl der Ambulanten (Pflege-)Dienste enorm gestiegen ist: so hat sich nach Lydia-Maria Ouart die Zahl der Sozialstationen im Jahr 1992 von etwa 4.000 bis heute mit etwa 12.700 mehr als verdreifacht. Dadurch und durch die rasante Alterung der Gesellschaft wurde die Pflege zum Teil aus dem familiären Bereichen und der rein kirchlichen Fürsorge genommen.

Dies alles zusammen genommen kann Pflegebedürftigen einen Teil ihrer verlorenen Autonomie zurückgeben und das Gefühl einen Teil des Lebens nach wie vor selbstbestimmt führen zu können, geben. Voraussetzung dafür so die Doktorandin sei allerdings ein Zeitbudget. Denn nur so könnten sich Pflegebedürftige und Pflegende auf eine Strategie einigen, sich als selbstbestimmte Akteure zu verhalten.

Literaturhinweis: Ouart, Lydia-Maria, “Patienten, Kunden, Auftraggeber? Die Rolle älterer Menschen mit Pflegebedürftigkeit gegen ambulanten Pflegediensten“. In Harm-Peer Zimmermann/Andreas Kruse/ Thomas Rentsch (Hrsg.): „Kulturen des Altern. Plädoyer für ein gutes Leben bis ins hohe Alter, FfM., 2016, S. 159-170.

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