„Veröffentlichung nur nach vorheriger Vereinbarung“
Und so kommen an den besagten Donnerstagen Frauen und Männer zusammen, um auf ihren mitgebrachten Instrumenten zu musizieren. Wer weder Ziehharmonika, Zither oder ein Blechblasinstrument spielt, kann als Sänger mitmachen und beispielsweise das Lied »Tief im Frankenwald steht ein Bauernhaus….« ertönen lassen, wo im zweiten Vers »a Säula« geschlachtet wird, oder »die Gamserl schwarz und braun«. »Freilich«, sagt Musiklehrer Günter Klemm, »etwas Struktur muss schon sein«. Das sieht dann so aus: »Ein Musiker spielt drei Stücke, solo, dann ist der nächste Musikant an der Reihe, und so geht es reihum.« Anschließend gibt’s eine oder mehrere Singrunden. Danach, so Klemm, wird die offene Musizierrunde eröffnet, hier spielt jeder mit jedem zusammen.
Man weiß nie, wie viele kommen
Da es weder Werbung noch Einladungen gibt, weiß man nie genau, wie viele zum Stammtisch kommen werden. Manchmal sind es nur fünf oder zehn Musikanten, aber es haben auch schon 30 Instrumente das Wirtshaus mit ihrem Klang erfüllt. Peter Kirchberger ist einer, der fast immer dabei ist. Der Schnieglinger ist gewissermaßen ein Spätberufener. »Schon als Kind«, erzählt der 70-Jährige, »wollte ich immer die ›Steirische‹ lernen, aber meine Eltern hatten dafür kein Geld.« Vor fünf Jahren hat er sich seinen Kindheitstraum erfüllt. Er hat sich eine Knopfharmonika, wie die Steirische auch genannt wird, gekauft, in Günter Klemms Harmonika-Schule Unterricht genommen und sich nach einer intensiven »Lehrzeit« dem Musikanten-Stammtisch angeschlossen. »Ich möchte die Donnerstage nicht missen«, bekennt er. Für ihn und andere vom Stammtisch steht es jedoch außer Frage, dass sie auch mal zu anderen Stammtischen und Wirtshaussingen fahren, um mitzuspielen.
Ab und an, wenn es die Tagesform erlaubt, taucht mit seiner Harmonika auch ein 93-Jähriger auf, um mitzuspielen. »Er hat ungefähr 600 Lieder drauf und spielt, weil er schlecht sieht, nach Gehör. Alles auswendig«, staunt Kirchberger. Um keinen falschen Eindruck aufkommen zu lassen: Hier widmen sich nicht nur Senioren althergebrachten, teilweise vor 100 Jahren komponierten fränkischen Volksweisen. Auch Schülerinnen und Schüler aus Günter Klemms Harmonikaschule machen in der Gaststätte der Villa Leon ihre ersten öffentlichen Gehversuche. Für Günter Klemm ist das Wirtshaus »ein sozialer Ankerpunkt«. Folglich müsse man dort auch die alten Volksweisen gewissermaßen ankern lassen.
Günter Dehn; Foto: Michael Matejka