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Aufkleber "nette Toilette" an der Eingangstür zur Filiale von "Der Beck" in der Hirschenstrasse 3 in Fürth. Foto: Mile Cindric
Das hat wohl jeder schon erlebt: Erst gönnt man sich zum Frühstück eine zweite Tasse Kaffee, dann trinkt man noch schnell einen Schluck Wasser, weil’s heute heiß werden könnte – und dann werden beim Einkaufen in der Fußgängerzone all die schönen Schaufensterauslagen und die Ständer mit Sonderangeboten zur Nebensache. Denn plötzlich »pressiert´s«. Der Kaffee und das Wasser wollen wieder raus, nur ist weit und breit kein rettendes Örtchen in Sicht.
Jetzt einfach in ein Geschäft zu gehen, um dort nach dem Kloschlüssel zu fragen – das wäre aber doch zu peinlich, oder? Anders sieht es in Fürth aus. Dort hat man eine sympathische Lösung gefunden: die »nette Toilette«. Was zunächst klingt wie eine Liedzeile aus einem Kabarett, ist längst zu einer echten Erfolgsstory geworden: An über 25 Fürther Geschäften, Gastwirtschaften und öffentlichen Einrichtungen prangt der Slogan auf einem roten Aufkleber mit freundlichem 00-Smiley und zeigt an, dass man hier kostenlos die Toilette benutzen kann.
»Als ich vor einem Jahr in Schwabach einen kleinen Info-Prospekt mit Hinweisen auf diesen Service in Händen hielt, habe ich mich sofort daran gemacht, so etwas auch für unsere Stadt umzusetzen«, sagt Alfons Kirchner, einer der Vorstände des Seniorenrates der Stadt Fürth. Zusammen mit seinem Kollegen Hans Heidötting und der Projektbeauftragten für den Einzelhandel Karin Hackbarth-Herrmann sowie weiteren Aktivsenioren ging er fast ein Jahr lang auf die Suche nach Mitstreitern. Entstanden ist – mit finanzieller Unterstützung der Stadt – eine handliche Broschüre, die eine ausführliche Liste aller Teilnehmer an dieser Aktion enthält. Neben einem Innenstadtplan findet man dort Informationen über die Ausstattung der Toiletten, ob sie behindertengerecht oder für Senioren leicht begehbar sind, Wickelmöglichkeiten für Kleinkinder bieten und wann sie geöffnet haben.
Der Aufstieg der Spielvereinigung Greuther Fürth in die höchste deutsche Fußballklasse bringt im Übrigen eine weitere Verbesserung bei den »stillen Örtchen«: Die Deutsche Bahn wird endlich wieder für öffentliche Toiletten im Fürther Bahnhofsbereich sorgen. Dass es gerade dort seit Jahren kein WC gab, trieb die Fürther lange um. »Jetzt, wo wir langsam Experten sind bei der Frage, wer bei der Bahn wofür zuständig ist, sorgen unsere Fußballer dafür, dass eine unserer dringlichsten Forderungen umgesetzt wird«, fügt Hans Heidötting schmunzelnd an.
Zu hohe Kosten
Am Ziel sieht sich der Seniorenrat damit aber noch nicht. »Wenn man sich vorstellt, dass es in einer Großstadt wie Fürth nur drei öffentliche Toiletten gibt, dann ist da schon noch Handlungsbedarf«, so Alfons Kirchner. Besonders unbefriedigend sei die Situation im Umfeld des U-Bahnhofs Hardhöhe. Von der zuständigen »infra fürth verkehr GmbH« kam auf Anfrage des Seniorenrats die Antwort: Man habe die Angelegenheit mehrmals intensiv geprüft und sei zu dem Ergebnis gekommen, dass eine öffentliche WC-Anlage am U-Bahnhof hohe Investitionen erfordere und erhebliche Betriebs- und Unterhaltskosten verursache. Der Seniorenrat gibt sich mit dieser Stellungnahme jedoch nicht zufrieden. Immerhin ist es ja auch in Nürnberg möglich, an U-Bahnhöfen Toiletten einzurichten, die zudem in einem recht guten Zustand sind.
Die Arbeit des Seniorenrats geht natürlich weit über die »netten Toiletten« hinaus. Erst vor Kurzem konnte auf Antrag des Rates ein Elektro-Service-Mobil für gehbehinderte Besucher des Friedhofs übergeben werden; in einer weiteren Aktion wurden gemeinsam mit der Polizeiinspektion Fürth Tipps für die Sicherheit von Senioren erarbeitet. Außerdem bietet man zusammen mit der Verkehrswacht Fahrsicherheitstrainings an, bei denen die Teilnehmer mit ihrem eigenen Auto verschiedene Situationen wie Aquaplaning oder Ausweichmanöver gefahrlos üben können. Für die Zukunft geplant sind zudem ein Bürgerbegehren zur Wiedereinführung eines Sondertarifs für den öffentlichen Nahverkehr in der Stadt Fürth und das Thema bezahlbarer Wohnraum und Wohnqualität im Alter.
Karin Jungkunz
Foto: Mile Cindric

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