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Dank des Wollknäuel-Halters mussten die langen Wollstränge nicht mehr per Hand aufgerollt werden. Foto: Michael Matejka
Sie waren in den 50-er, 60-er und 70-er Jahren der letzte Schrei, heute liegen sie unbeachtet in Schränken, Schüben, Kellern oder auf Dachböden: Dinge, die einmal richtig »schick« waren. Manches davon hat die Jahre unbeschadet überdauert und erregt plötzlich wieder Aufmerksamkeit. Und manches findet man heute richtig lustig. So wie beispielsweise den Wollknäuel-Halter.
Zu Beginn der 1950-er Jahre kam die 16-jährige Rosalie Köhler aus Nürnberg in den Irrungen und Wirrungen der Nachkriegszeit zu Pflegeeltern nach Pyrbaum nahe Neumarkt. In ihrer neuen Familie entdeckte “Rosi” bald ein lustig aussehendes Gerät, das ihr gute Dienste leisten sollte: Der Wollknäuel-Halter. Die langen Stränge an Wolle, die man damals kaufen konnte, mussten nicht mehr per Hand aufgerollt werden. Sie wurden mittels einer überdimensionalen “Stecknadel” auf einen tellerähnlichen Untersatz mit Haltevorrichtung gespießt. Der Anfang der Strickwolle oder auch des feineren Häkelgarns lief durch eine Metall-Öse, und los konnte es gehen mit den tollen Maschen. Nichts verhakte sich mehr, kein Knoten stoppte die Handarbeiterin. Ob Pullover, Bordüren oder Socken – Rosalie Köhler entwickeltes großes Geschick im Stricken und Häkeln; sie fertigte, teilweise mit Unterstützung ihrer Pflegemutter, so ziemlich alles, was man an Wäsche gebrauchen konnte – selbst während der Schulstunden. Erdkunde sei nicht gerade ihr Lieblingsfach gewesen, gesteht die heute 75-Jährige rückblickend. Da habe sie im Unterricht lieber gestrickt, anstatt sich allzu viel Notizen zu machen. Die Liebe zur Handarbeit hat sie weitergegeben: Heute fädeln auch Tochter und Enkelin hin und wieder Maschen auf. Freilich, der Knäuel-Halter ist nicht mehr in Mode. Schließlich bietet die Industrie inzwischen handlichere Portionen an Garn und Wolle an.

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