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Auch wenn es so aussieht, als ob die Deutschen immer mehr werten - die Bevölkerungszahl schrumpft. Foto: epd
Resumee des Demografieberichts:
Der Demografiebericht macht deutlich, dass sich Deutschland in den nächsten Jahrzehnten stärker als die meisten anderen OECD-Länder auf einen Rückgang und eine Alterung der Bevölkerung einstellen muss. Diese Entwicklung hat Auswirkungen auf nahezu alle Gesellschafts-, Lebens- und Politikbereiche. Hieraus ergeben sich neue Herausforderungen, um das gesellschaftliche Zusammenleben und den wirtschaftlichen Wohlstand in Deutschland langfristig zu sichern. Durch verbesserte Lebensbe13 Bedingungen und gute medizinische Versorgung sind die Perspektiven für ein längeres und gesundes Leben gegeben. Dadurch bieten sich Chancen für den Einzelnen und für die Gesellschaft. Sie gilt es zu erkennen und positiv zu gestalten. Die Bundesregierung hat – wie der Bericht im Einzelnen zeigt – in den vergangenen Jahren in allen relevanten Politikbereichen bereits auf die Veränderungen reagiert. Um die Chancen des demografischen Wandels zu nutzen und die Herausforderungen positiv zu gestalten, wird die Bundesregierung ihre demografiepolitischen Aktivitäten mit einer Demografiestrategie, die sie im Frühjahr 2012 vorlegen wird, ressortübergreifend koordinieren. Die Bundesregierung orientiert sich dabei an einer der jeweiligen Lebenssituation angepassten, generationenübergreifenden Politik, die die Entwicklungschancen frühzeitig und für Menschen jeden Alters durch die Schaffung der entsprechenden Rahmenbedingungen fördert. Sie richtet ihre Arbeit dabei nach folgenden vier Zielen aus:
1. Chancen eines längeren Lebens erkennen und nutzen
Der erfreuliche Anstieg der Lebenserwartung und das damit verbundene längere gesunde Leben sind eine große Chance für jeden Einzelnen wie auch für die Gesellschaft als Ganzes. Damit einher geht eine Verschiebung der Abfolge und Länge, teilweise auch die Überlagerung der bisherigen klassischen Lebensphasen (Ausbildung, Arbeit, Ruhestand). Alle Menschen sollen ihrer Lebenssituation entsprechend die Chance erhalten, ihre Potenziale und Fähigkeiten zu entwickeln, Lebenswünsche zu realisieren und ihren Beitrag zum gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben zu leisten. Die Entwicklungsmöglichkeiten sind frühzeitig, für Menschen jeden Alters und in allen Lebensbereichen von der Familie über die Bildung, Erwerbsbeteiligung und das bürgerschaftliche Engagement bis hin zur Gesundheit zu gestalten.
2. Wachstumsperspektiven stärken und Wohlstand sichern
Der zu erwartende Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter wird etwa ab dem Jahr 2020 deutlich schneller verlaufen als der Rückgang der Gesamtbevölkerung. Die damit verbundenen Herausforderungen für die wirtschaftliche Entwicklung, insbesondere die Sicherung der Fachkräftebasis und eines hohen Produktivitätswachstums, erfordern es, diesen Prozess zu gestalten. Dies verlangt vorrangig die Qualifizierung und Ausschöpfung des inländischen Arbeitskräftepotenzials, aber auch mehr qualifizierte Zuwanderung sowie die Stärkung des Forschungs- und Innovationspotenzials und wachstumsfördernde Rahmenbedingungen der Faktor- und Produktmärkte.
3. Soziale Gerechtigkeit und gesellschaftlichen Zusammenhalt erhalten und
stärken

Die Alterung der Bevölkerung und die regional unterschiedliche Bevölkerungsdynamik werden Veränderungsbereitschaft und Anpassungen erfordern. Dies gilt für eine stabile Finanzierungsbasis und generationengerechte Ausgestaltung der sozialen Sicherungssysteme ebenso wie für die Sicherung einer wohnortnahen Grundversorgung in den Regionen und Kommunen. Die Menschen in Deutschland sollen sich auch künftig auf eine angemessene Absicherung im Alter und Versorgung mit Gesundheits- und Pflegeleistungen verlassen können.

4. Handlungsfähigkeit des Staates bewahren

Um die Handlungsfähigkeit des Staates zu bewahren, ist die Tragfähigkeit der öffentlichen Haushalte sicherzustellen. Ein wichtiger Orientierungspunkt ist dabei die Generationengerechtigkeit. Die sozialen Sicherungssysteme und das öffentliche Leistungsangebot sind dabei an die sich verändernden Bedingungen und Bedürfnisse anzupassen. Ausgehend von diesen vier Zielen leitet die Bundesregierung folgende Handlungsfelder für ihre Demografiestrategie ab:
• Jungen Menschen unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem Geschlecht, Bildung
und Qualifizierung ermöglichen, den Übergang in das Berufsleben erleichtern sowie
von den ersten Lebensjahren an die Grundlagen einer gesunden Lebensführung
vermitteln.
• Eine kinder- und familienfreundliche Gesellschaft einschließlich familiengerechter
Wohnbedingungen unterstützen und die Realisierung von Kinderwünschen erleichtern.
• Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern, damit die Menschen familiäre
Verantwortung für die Erziehung von Kindern oder die Pflege von Angehörigen
übernehmen, ihre beruflichen Potenziale entfalten und diese über familienbedingte
Nichterwerbsphasen hinaus langfristig erhalten können.
• Die Voraussetzungen für ein längeres und gesundes Arbeitsleben weiter verbessern,
Altersbilder neu definieren sowie Weiterbildung und Qualifizierung unterstützen.
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• Eine qualifizierte Fachkräftebasis sichern und die unternehmerische Initiative stärken
durch Nutzung des inländischen Potenzials – vor allem durch die Steigerung
der Beteiligung von Frauen und älteren Arbeitnehmern am Erwerbsleben – wie
auch durch vermehrte Zuwanderung gut qualifizierter ausländischer Fachkräfte.
• Die Innovationsfähigkeit steigern und eine wachsende Produktivität in der Wirtschaft
durch Infrastruktur und wachstumsfördernde Rahmenbedingungen unterstützen.
• Die Potenziale der älteren Menschen aktivieren, ihre Teilhabe am sozialen Leben
unterstützen und bürgerschaftliches Engagement stärken.
• Ein möglichst langes, gesundes und selbstbestimmtes Leben durch förderliche
Bedingungen vom altersgerechten Wohnraum bis hin zu familiären und sozialen
Netzwerken unterstützen und eine qualitätsgesicherte und angemessene
Gesundheitsversorgung und Pflege sicherstellen.
• Den Rahmen für den demografischen Wandel in ländlichen Räumen und Städten
gestalten und damit verbundene Chancen für Umwelt und Ressourcenschonung
nutzen, infrastrukturelle Daseinsvorsorge und bedarfsgerechte Mobilitätslösungen
sichern, die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse im Blick haben, gesellschaftliche
Teilhabe ermöglichen und die Integration vor Ort verbessern.
• Die Solidität der öffentlichen Finanzen einschließlich der sozialen Sicherungssysteme
langfristig sichern, eine gute Versorgung aller Bürger mit leistungsfähiger
und effizienter öffentlicher Verwaltung gewährleisten.
Die Kompetenzen zur Gestaltung der Folgen des demografischen Wandels liegen für
die aufgeführten Handlungsfelder nicht allein auf der Bundesebene. Länder, Kommunen,
Wirtschaft, Sozialpartner sowie weitere gesellschaftliche Akteure sind in ihren
Bereichen und Zuständigkeiten gefordert. Die Gestaltung des demografischen
Wandels sowie die Nutzung der Chancen eines längeren und gesunden Lebens
können nur gelingen, wenn die unterschiedlichen staatlichen und nichtstaatlichen
Ebenen zusammenwirken und die demografischen Herausforderungen aktiv und
nachhaltig angehen. Die Eigenverantwortung jedes Einzelnen ist dafür Voraussetzung:
Ohne sie kann die Gestaltung des demografischen Wandels keinen Erfolg haben.
Die Bundesregierung versteht ihren Demografiebericht und – darauf aufbauend – die
Demografiestrategie als Beiträge zur Entwicklung einer ebenenübergreifenden
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Demografiepolitik für Deutschland und zu einer insgesamt nachhaltigen Entwicklung.
Sie wird – ausgehend von der bestehenden Zusammenarbeit – im Rahmen ihrer
Demografiestrategie auch Vorschläge unterbreiten, wo und in welcher Form eine zusätzliche
ebenen- und maßnahmenübergreifende Koordinierung in Bezug auf die
Handlungsfelder erforderlich ist.
Der demografische Wandel und seine Gestaltung sind ein komplexer Prozess.
Demografiepolitik ist daher eine langfristige Gestaltungsaufgabe. Sie kann nur gelingen,
wenn die Bürger mitwirken. Dazu bedarf es Möglichkeiten eines Austauschs.
Die Bundesregierung wird daher mit ihrer Demografiestrategie einen Dialogprozess
initiieren, in dessen Rahmen die weitere Abstimmung der demografiepolitischen Aktivitäten
auf den unterschiedlichen staatlichen und nichtstaatlichen Ebenen sowie ihre
zukünftige Ausgestaltung, Begleitung und Fortentwicklung vorgesehen sind.

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