Die Stadt Nürnberg baut ihr Seniorenamt um. Der Sozialausschuss des Stadtrats hat kurz vor der Sommerpause einstimmig für eine Organisationsreform des Amtes gestimmt. Die Umstrukturierung hat Folgen für die Älteren in der Stadt: Die Seniorentreffs »Bleiweiß« und »Heilig Geist« sollen anders akzentuiert werden; außerdem zieht sich die Behörde weitgehend aus den Veranstaltungen zurück.
Aufgeregte Debatten hält Sozialreferent Reiner Prölß für unangebracht: »Eine hitzige Diskussion ist nicht nötig«, befand der berufsmäßige Stadtrat zu Beginn der Sozialausschuss-Sitzung Ende Juli, in der es um die künftige Entwicklung der offenen Altenhilfe gehen sollte. Denn, so Prölß, man habe sich ja schon im Jahr 2012 auf den Weg gemacht, als Pflegestützpunkte beschlossen und Seniorennetzwerke geschaffen wurden. Nachdem dieser »Quartiersansatz« der Altenhilfe umgesetzt wurde, habe man sich jetzt eben das Seniorenamt genauer angesehen.
Der demographische und der soziale Wandel machen laut Prölß eine Neuordnung notwendig. Zum einen altert die Gesellschaft zunehmend, zum anderen gebe es neue »Gesellungsformen«; künftige Altengenerationen würden ihre Freizeit anders gestalten als frühere. Man müsse sich daher fragen, glaubt Prölß: »Sind die bisherigen Veranstaltungen und Einrichtungen noch adäquat?« Seniorenamtsleiter Dieter Rosner kündigt eine Neuausrichtung an: »Wir ziehen uns aus dem operativen Angebotsbereich zurück.« Das nächste Veranstaltungsprogramm des Seniorenamts werde noch aussehen wie gehabt; dann aber komme jeder Termin auf den Prüfstand. Nur zwei Punkte sind gesetzt: die beliebte Weihnachtsgala und der jährliche »Heilig-Geist-Sommer«. Andere Termine, etwa die »Doppelprunksitzung« zum Fasching, die Seniorennachmittage auf den Volksfesten, die jährliche Sonderzugfahrt und die Medienworkshops könnten auch stattfinden, ohne dass das Seniorenamt als Organisator auftritt.
Rosner weist den Gedanken zurück, das Seniorenamt wolle mit dem Umbau lediglich eine aufwendige Arbeit und teures Personal
loswerden. Zum einen gehe es darum, Doppelstrukturen abzubauen. Mancher Kurs, den das Seniorenamt bisher selber angeboten hat, stehe genauso im Programm des Bildungszentrums oder anderer Träger, so der Amtsleiter. Zum anderen möchte das Amt weg von zentralen Angeboten hin zu stadtteilbezogenen. So schnüre man für den Südwesten Nürnbergs ein Paket, das die Belange der dort lebenden älteren Migranten stärker berücksichtigt. Die Neuausrichtung des Seniorenamts wird dennoch personelle Konsequenzen haben. Die Mitarbeiter, die sich bisher um das Programm und die Seniorenzentren gekümmert haben, werden behördenintern umgesetzt.
HeiGei und Bleiweiß stehen vor Veränderungen
Für das »Bleiweiß« stellt sich Rosner ein stärker Generationenübergreifendes Programm vor. Das biete sich an, weil Familienzentrum und Jugendzentrum »Quibble« bereits in unmittelbarer Nähe zu Hause sind. Das »Heilig-Geist« hingegen soll sich zu einem »Zentrum für den Umgang mit den neuen Medien« entwickeln. In dem historischen Gebäudekomplex hat der (vom Seniorenamt einst angestoßene) Computerclub Nürnberg 50 plus (CCN 50+) seinen Sitz. Die Angebote und Kurse des CCN 50+ werden bereits jetzt von Älteren im gesamten Stadtgebiet wahrgenommen.
CSU-Stadträtin Andrea Loos hält die Neuausrichtung des Seniorenamts für sinnvoll. »Zeiten, Menschen und Gewohnheiten ändern sich. Das Seniorenamt nimmt diese Entwicklung auf.« Es sei allerdings wichtig, den Wandel behutsam und mit viel Feingefühl voranzubringen. Für die Zukunft regt Loos an, bei der Stadtteilplanung die Bedürfnisse der Älteren von vornherein zu berücksichtigen. Auch die SPD unterstützt den Ansatz. Stadträtin Diana Liberova: »Ich bin froh, dass man sich Gedanken macht, welche Angebote auch von anderen gemacht werden können.« Sie hält darüber hinaus eine Verknüpfung der Arbeit von Seniorennetzwerken und Kulturzentren in den Stadtteilen für sinnvoll. »Wir freuen uns über die Entwicklung.«
Georg Klietz; Foto: NN-Archiv