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Eine Nassrasur beim Barbier war in den 1960er Jahren noch üblich. Foto: Fritz-Wolfgang Etzold -
Eine Nassrasur beim Barbier war in den 1960er Jahren noch üblich. Foto: Fritz-Wolfgang Etzold –
Immer wieder machen uns Leser auf nette, lustige, praktische und zuweilen auch skurrile Gewohnheiten aufmerksam, an die
man heute mit einem überraschten Ausruf denkt: » Ach ja, das war tatsächlich mal üblich…«. Zu so einer Gepflogenheit zählte für den Herrn, der etwas auf sich hielt, der morgendliche Gang zum Frisör – vor der Arbeit. Nicht, um sich dort die Haare richten zu lassen, sondern um eine ordentliche Rasur zu bekommen. »Bader« nannte man diese Leute seit dem Mittelalter, die eine »Badestube« betrieben und sich auf die Kunst der Körperpflege, auf Kosmetik, aber auch auf Heilkunst verstanden. Beim »Bader« warteten ab sechs Uhr morgens auf Kundschaft: Pinsel, Seifentopf und Shavette, das Rasiermesser mit austauschbarer Klinge. Schnell den Umhang über Hemd und Krawatte gelegt, damit die Morgentoilette keine Spuren auf der Kleidung hinterlässt, kräftig eingeseift und schon zückte der Barbier das Messer. Ein paar Minuten später war die Arbeit getan, mit glatter Haut und kräftig nach »after shave« duftend, zogen die Männer weiter ins Büro – meist mit ein paar
Neuigkeiten aus dem Viertel als kostenlose Zugabe im Gepäck.

Heute wird die Nassrasur kaum noch gelehrt, weil es fast keine Nachfrage mehr gebe, heißt es bei den Frisörinnungen. Gelegentlich aber bieten Läden, die von italienischen oder türkischen Inhabern betrieben werden, diese Leistungen noch an.

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